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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sicherheit tot.

    Wie es ihm Sato gezeigt hatte, löste er die Verbindung zur Sprechanlage und nahm den Sauerstoffnotpack aus der Konsole. Er brauchte zwei Versuche, bis er ihn mit dem mobilen Funkgerät an den Helm angeschlossen hatte.
    »Sato?«
    Keine Antwort.
    Zwischen herabgestürzten losen Gegenständen und Metallstücken kauerte sich Nick hin, um sich unter Satos Sitz zu schieben. Doch als er hinaufspähte, konnte er immer noch nicht erkennen, ob der Sicherheitschef noch lebte.
    Satos Augen waren geschlossen, und er hing hilflos in seinen Gurten. Bestimmt war er tot. Die Explosion von hinten hatte ihm den roten Samuraipanzer vom rechten Arm gerissen, und Nick erkannte auf einen Blick, dass der Arm gebrochen war. Auf die erloschenen Windschutzscheibenflächen und die anderen Monitore war Blut gespritzt, und noch immer tropfte es vom Arm auf die Decke, die jetzt zum Boden geworden war.
    Mit einiger Mühe erinnerte sich Nick an die Namen der Männer im anderen Wagen. »Willy?«, rief er über Funk. »Toby? Bill?«
    Keine Reaktion. Nicht einmal Rauschen. Vielleicht funktionierte das mobile Funkgerät nicht. Oder der andere Wagen war ebenfalls getroffen und dabei zerstört worden.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass seine Glock im Gürtelhalter steckte, kroch Nick über den Sitz zu seiner herabgestürzten Reisetasche und kickte die Tür auf der Beifahrerseite auf.
    Zuerst warf er die Waffentasche hinaus, dann folgte er vorsichtig. Die rechte Seite des Oshkosh hing gut einen Meter über sandigem Boden, einem dünnen Flussrinnsal und einer Reihe brennender Weidenbüsche. Nick schob sich über die Kante und ließ sich fallen. Beim Aufprall ächzte er vor Schmerz. Er glaubte nicht, dass
er sich etwas gebrochen hatte, aber sein ganzer Körper fühlte sich zerschlagen an wie nach einer heftigen Prügelei. Aus den Augenöffnungen seiner Maske triefte der Schweiß.
    Er holte tief Atem, um frische Luft zu bekommen, dann fiel ihm ein, dass er das Sauerstoffnotgerät angeschlossen hatte. Er ließ es an.
    Bevor die Flammen sie erfassen konnten, packte Nick die Reisetasche und schleppte sich zehn Meter von dem brennenden Auto weg. Er sah jetzt, dass der große M-ATV von der Brücke geschlittert und brennend durch das Flussbett gepurzelt war, bevor sich die schwere Schnauze und die linke Seite in den weichen Sand knapp vor dem steilen Flussufer gebohrt hatten. Ob es das Nord- oder Südufer war, wusste Nick nicht.
    Er zog die Glock aus dem Halfter und öffnete die Tasche, um sein Waffenarsenal zu inspizieren. Alles schien in Ordnung. Sein Blick wanderte zurück zu dem Oshkosh.
    Die Hinterseite des Wagens brannte lichterloh, und die Flammen fraßen sich an der zerschmetterten Außenseite nach vorn. Die Stahlreifen schmolzen. Immer wieder zerplatzten Patronen – wahrscheinlich in dem Loch, das der Geschützturm hinterlassen hatte –, und es hagelte Schüsse in alle Richtungen.
    »Scheiße«, knirschte Nick.
    Dann wankte er zurück zum Wagen.
    Die ihm zugekehrte Seite war so hoch, dass er sie nicht erreichen konnte, solange er Panzerkleidung trug. Also kämpfte er sich möglichst weit die vier oder fünf Meter hohe Uferböschung hinauf, kletterte auf ein zersprungenes, rauchendes Rad und kroch an der Beifahrerseite entlang. Die Tür war zwar offen, trotzdem gelang es ihm nur mit Mühe, sich in das schwarz qualmende Loch zu zwängen und sich fallen zu lassen, bis er mit den Füßen die Mittelkonsole berührte.
    »Sato!«

    Schweigen. Er rief nach den anderen im zweiten Wagen. Nichts. Vielleicht hatte er nur die Funkfrequenz nicht richtig eingestellt.
    Sato hing noch immer mit dem Kopf nach unten in den Gurten, den Körper leicht zur Fahrertür geneigt. Die Hitze im Fahrerhaus war viel stärker als noch vor einer Minute, und Nick bemerkte, dass die weiß glühenden Stellen auf der Brandschutzklappe zu schmelzen anfingen.
    Er schob sich unter Sato, darauf bedacht, dass er den nackten, gebrochenen Arm nicht berührte, und spannte Schultern und Oberkörper an wie ein kauernder Sumoringer. Dann drosch er mit der kevlargepanzerten Faust auf die Gurtentriegelung.
    Satos leblose hundertvierzig Kilo stürzten nach unten und brachen Nick mindestens eine Rippe, als sie ihn unter sich begruben.
    Nick hatte es völlig den Atem verschlagen. »Oh …, Scheiße …, du … fetter … «
    Er brach ab. Schlaff wie ein Schlachtochse lag Sato auf ihm, und wenn er so tot war, wie er sich anfühlte, dann wollte Nick nicht schlecht über ihn

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