Flashback
aufgestanden und ging langsam auf den Kämpfer zu. Aus acht Metern Entfernung schoss er ihm erneut in die Brust.
Der Angreifer stürzte und rollte zur Seite. Seine Panzerhandschuhe pflügten durch den Sand, als er nach seiner Waffe griff.
Immer wenn der Bursche versuchte, an die Waffe heranzukommen, schleuderte ihn Nick mit einem Schuss in die Brust nach hinten auf den Arsch oder den Rücken. Beim letzten Mal scharrte sein Handschuh nur um Zentimeter am Gewehrkolben vorbei. Nick hatte selbst schon Schüsse in so einem einfachen Kevlar-3-Panzer einstecken müssen, und er wusste, dass es sich anfühlte wie ein Hieb mit einem Baseballschläger. Trotzdem stemmte sich der Angreifer immer wieder torkelnd auf die Knie und streckte die Arme nach dem Gewehr aus. Wirklich zäh, der kleine Scheißer.
Aber wie Nick erst jetzt bemerkte, trug er keinen Gefechtshelm, sondern eine Art Motorradhelm mit normalem Plexiglasvisier.
Nachdem er kurz überschlagen hatte, dass er sechs Schüsse abgegeben und demnach noch neun Patronen im Magazin hatte, zielte Nick und jagte aus drei Metern Entfernung eine Kugel durch das Visier. Blut spritzte, Plastik zerbrach, dann kippte der Angreifer mit dem Gesicht nach vorn in den Sand.
Mit dem Stiefel rollte Nick den Toten auf den Rücken. Durch den zerborstenen Plexiglasschirm erkannte er, dass es eine Frau war. Durch seine Adern pumpte das Adrenalin, und er musste sich zusammenreißen, um nicht noch einmal in das blutige Gesicht zu schießen.
Der Adrenalinausstoß hatte seinen Höhepunkt erreicht, und Nick wusste, dass ihn in ein paar Minuten das große Zittern heimsuchen würde. Bevor es so weit war, kletterte er die Böschung hinauf, um über den Rand zu spähen. Mit ihren wiederholten Stürzen hatte die Angreiferin eine Art Treppe für Nick in die Erde gegraben. Behutsam schob er den Kopf über das Gras und Unkraut auf der Uferkante.
Nur zwanzig bis dreißig Meter hinter der Getöteten näherten sich mindestens zwei Dutzend andere Kämpfer – leichte Infanterie vielleicht, aber sehr irregulär. Und in einer langen Reihe dahinter viele weitere, alle bewaffnet. Mehrere eröffneten das Feuer auf Nick, unmittelbar nachdem er wieder abgetaucht war. Er ließ sich nach unten gleiten, bis ihn die Leiche der jungen Frau stoppte.
Panzer. Hinter den Kämpfern hatte er mindestens zwei Panzer gesehen. Riesenpanzer mit hin und her schwenkenden Riesenkanonen, die nach einem Ziel suchten. Nach ihm.
Das ist ungerecht. Nick sprintete zurück zu Sato und seiner Waffentasche. Ich bin – war – doch nur ein Mordermittler, kein Söldner oder Soldat. Ich bin – oder war – ein Privatdetektiv, ein Bulle, ein Schnüffler. Verdammt noch mal, ich bin über vierzig! Zu alt für diese Scheiße! Einfach im falschen Film!
Schlotternd vor Schreck stoppte Nick ab. Sato lebte. Er war auf Händen und Knien, schonte aber den gebrochenen Arm und kauerte da wie ein dreibeiniger Hund. Das Helmvisier war oben, und er erbrach sich in den Sand.
»Dafür ist jetzt keine Zeit.« Nick stieß sein Visier hoch, damit ihn der massige Japaner hören konnte. »Die Infanterie rückt an. Und Panzer, Sato. Panzer!«
Hideki Sato würgte erneut.
Nick starrte ihn an. War der Mann noch benommen von dem Granatentreffer?
So oder so, es spielte keine Rolle mehr.
Auf der Uferböschung über der Leiche der Frau tauchten vier Gestalten auf, die sofort das Feuer eröffneten. Zum Glück beschränkte sich ihre Schießkunst ebenfalls nur auf großräumiges Mähen. Doch bei so vielen Kugeln, die überall um Nick und Sato herum einschlugen, konnte es nicht lange dauern, bis es einen von ihnen erwischte.
Kauernd feuerte Nick und traf zwei ins Visier. Noch bevor sie gestürzt waren, wirbelte er herum, warf sich die schwere Reisetasche über die Schulter und zerrte Sato mit der freien Hand um die Flussbiegung, wo sie vor den beiden anderen Angreifern geschützt waren.
Dann stoppte er abrupt. Zwischen ihnen und dem brennenden Fahrzeug standen zwanzig oder dreißig Bewaffnete. Die meisten glotzten in die Flammen, doch einige bemerkten Nick und den rot gekleideten Sicherheitschef, der im hellen Sonnenlicht des frühen Nachmittags schwer zu übersehen war. Sofort fuhren sie herum und schossen.
Mit der linken Hand griff Sato über seinen Bauch, um die Browning Hi-Power MK IV aus dem Halfter zu ziehen, und schoss aus seiner Kauerstellung heraus auf die Kämpfer. Nick traf drei von ihnen ins Visier. Erst als sie gestürzt waren, warfen sich die
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