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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zusteuerten, wandte sich Nick an Sato: »Dieses Gerede über meine Gefühle und Japan und China vorhin war doch kein Zufall, oder?«
    »Nein, Bottom-san. Es geht um Don Chosch-Achmed Nuchajew und Ihr morgiges Treffen mit ihm.«
    »Don Chosch-Achmed Nuchajew? Und was soll das heißen, dass ich mich morgen mit ihm treffe? Sie sind doch auch dabei. «
    »Nein, Bottom-san. Don Chosch-Achmed Nuchajew hat zu uns Kontakt aufgenommen, zu Mr. Nakamura persönlich, um dieses Treffen zu vereinbaren. Und er hat ausdrücklich verlangt, nur Sie zu sehen. Niemanden sonst.«
    Vergeblich versuchte Nick, den Kopf zu schütteln. »Das kapier ich nicht. Und außerdem beantwortet das nicht meine Frage: Was hat das mit den zerfallenden Ländern in Europa oder mit Japan und China zu tun?«
    »Sie müssen begreifen, wer Don Chosch-Achmed Nuchajew ist«, antwortete Sato über die separate Verbindung zwischen ihm und Nick. »Wen er repräsentiert.«
    »Er ist ein Drogenschmuggler. Und er repräsentiert einen Riesenhaufen Kohle.«
    »Ja, Bottom-san, aber das ist bei Weitem nicht alles. Don Chosch-Achmed Nuchajews Eltern haben beim Zusammenbruch der Sowjetunion ebenfalls den Verlust einer nationalen Kultur und Ganzheit erlebt.«
    »Na und? Soll ich jetzt in Tränen ausbrechen?« Nick wurde unwillkürlich lauter. »Außerdem, ist dieser Chosch-Achmed Nuchajew nicht Tschetschene? Er und seine Eltern müssen doch gejubelt haben, als die UdSSR den Löffel abgegeben hat.«

    »Sein Vater war Tschetschene, Bottom-san. Don Chosch-Achmed Nuchajews Mutter war Russin, und er ist in Moskau aufgewachsen. «
    »Trotzdem verstehe ich nicht … « Sie näherten sich der Brücke. Vor ihnen führte die I-25 in sanftem Anstieg durch die Talwand. Die etwas grünere, grasreichere Flussniederung war mit alten Pappeln durchsetzt, von denen viele umgestürzt waren.
    »Don Chosch-Achmed Nuchajew repräsentiert nicht nur die schwindenden Interessen Russlands an den Teilen der Vereinigten Staaten, die zurzeit von den Streitkräften und Siedlern aus Nuevo Mexico besetzt sind, sondern auch die äußerst lebhaften Interessen des Weltkalifats.«
    »Wollen Sie behaupten, dass der Drogenschmuggler ein Handlanger der Muslime ist? Dass sie die Kontrolle über Arizona, Südkalifornien, New Mexico und Teile von … «
    »Jedenfalls ist es sehr ungewöhnlich, dass Don Chosch-Achmed Nuchajew Kontakt zu Mr. Nakamura aufgenommen und sich zu einem Gespräch mit Ihnen bereit erklärt hat, Bottom-san. Eigentlich hat er sogar auf ein Gespräch mit Ihnen gedrungen. Hatten Sie in der Vergangenheit mit ihm zu tun? Wenn ja, wäre es äußerst wichtig für uns, darüber Bescheid zu wissen, Bottom-san.«
    »Nein, ich hatte noch nie mit ihm zu tun.« Nicks Antwort entsprach der Wahrheit. Das DPD hatte versucht, einen Befragungstermin mit dem Mann zu vereinbaren, da Keigo Nakamuras Mitarbeiter angegeben hatten, dass der Dokumentarfilmer kurz vor seiner Ermordung ein Interview mit Nuchajew geführt hatte. Aber erblieb ein unnahbarer Schatten. Nicht einmal mit seinen Leuten konnte man in Verbindung treten. Die Cops in Santa Fe und New Mexico, die natürlich alle bei jemandem auf der Gehaltsliste standen, hatten keinen Finger gerührt. Außerdem wusste Nick, dass auch das FBI versucht hatte, an den russisch-tschetschenisch-mexikanisch-muslimischen Drogen- und Waffenschmuggler heranzukommen.

    »Mir ist noch immer nicht klar … «
    Bills Stimme vom Waffenturm des zweiten Land Cruisers unterbrach Nick. »Wagen zwei an Wagen eins. Der Junge dreht sein Pferd … um hundertachzig Grad. Ja, jetzt steht er wieder.«
    »Gut, Wagen zwei.« In aller Ruhe legte der Sicherheitschef Schalter am Armaturenbrett um. »Halten Sie sich bereit, um … «
    In diesem Augenblick traf das hochexplosive 120-Millimeter-Panzerabwehrgeschoss die transparente Kevlarabdeckung auf dem ersten Land Cruiser, köpfte Joe und ergoss die hypersonische Lava seiner Hohlladung über den verstümmelten Körper in den kleinen Raum, in dem Sato und Nick saßen.

1.12
NÖRDLICH VON LAS VEGAS, NEW MEXICO
    MITTWOCH, 15. SEPTEMBER
     
     
    Einen flüchtigen Augenblick lang spürte Nick große Hitze, gefolgt von einem furchtbaren Druck, als sich eine dichte Wand der Finsternis um ihn schloss. Dann nichts mehr.
    Im zweiten Wagen dreißig Meter weiter hinten sah der Fahrer Willy – der in Wirklichkeit Takeru Ōta hieß –, wie Satos Fahrzeug getroffen wurde. Scheinbar getragen von einer Flammensäule schoss das Geschützverdeck fünfzig Meter

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