Flashback
anderen hin und verteilten sich, ohne aber das Feuer einzustellen. Sato fällte drei, die zu langsam Deckung suchten.
»Haben Sie … ?« Nick spähte um die Uferbiegung und zog sofort den Kopf zurück, weil die Kugeln automatischer Waffen durch Erde und Wurzeln pflügten. Hinter ihnen im Flussbett befanden sich mindestens fünfundzwanzig feindliche Kämpfer, die sich vorsichtig näherten.
Nick warf sich auf den Bauch, schob Kopf und Arme um die Ecke und schoss vier von ihnen nieder. Die anderen ließen sich fallen oder jagten wild auseinander, doch die meisten von ihnen ballerten weiter.
»Eine zündende Idee?«
» Hai .« Satos Gesicht war verschmiert von Blut, doch anscheinend stammte es nur von Rissen und Schürfwunden, die er sich bei der Explosion zugezogen hatte, als sein Kopf im Helm durchgeschüttelt wurde.
Hai? Ist das alles? Nick überlegte fieberhaft. Bis zum Nordufer
des Flusses, von dem sie gekommen waren, waren es mindestens dreißig Meter. Auf der ganzen Strecke gab es keine vernünftige Deckung bis auf einen toten Pappelstamm, den der Fluss offenbar schon vor langer Zeit angeschwemmt hatte. Aber der Baumstamm war eher dünn und garantiert innen verfault. Nick ging davon aus, dass die Kugeln aus den Sturmgewehren der Angreifer das Holz mühelos durchschlagen würden.
Trotzdem, dort hatten sie den Gegner wenigstens nicht mehr im Rücken. Er deutete auf den gestürzten Baum, packte die schwere Tasche und wappnete sich dafür, loszusprinten. Die Chancen, getroffen zu werden, bevor er sein Ziel erreichte, standen ausgezeichnet.
»Nein«, knurrte Sato. »Bleiben Sie hier, Bottom-san. Kämpfen Sie.«
» Das ist unser Scheißplan?« Eigentlich hatte Nick seiner Frage eine Note verwegener Ironie geben wollen, aber sie brach als eine Mischung aus Quieken und Winseln aus ihm heraus.
Immer mehr Infanteristen schwärmten heran, ohne die letzte zerplatzende Munition im Oshkosch zu beachten. Inzwischen zielten die Angreifer genauer, und überall um Sato und Nick spritzte Sand auf. Trotzdem bereiteten Nick die Kämpfer hinter der Flussbiegung mehr Sorgen. Wie so oft machte ihm die unsichtbare Gefahr mehr Angst als die deutlich erkennbare Bedrohung.
Nick drückte Sato einen Karton Granaten in die Hand, dann zerrte er den klobigen Negev-Galil-Flechettewerfer heraus. Er hatte das Gefühl, ewig auf dem Grund der Tasche herumzuwühlen, bis er das Nylonband mit den fünf schweren Flechettemagazinen zu fassen bekam. Hastig zog er eins heraus und klatschte es hinein. Dann rappelte er sich hoch und spähte vorsichtig um die Ecke.
Keine zwanzig Meter entfernt rückten ungefähr zwei Dutzend Bewaffnete heran, und oben auf der B öschung liefen weitere Kämpfer
herum. Alle fingen sofort an, auf ihn zu schießen. Eine der größeren Gestalten traf Nickvoll in die Brust – aber nicht bevor er den Abzug des Negev-Galil betätigt hatte.
Ungefähr dreißigtausend Minipfeile peitschten durch die Luft und zerrissen die Angreifer in blutige Fetzen und Splitter aus Panzerkleidung und Visieren. Zwei Beine standen kurz allein da, getrennt von Oberkörper und Kopf. Dann stürzte eins der Beine, während das andere aufrecht blieb.
Nick sackte zurück an die Böschung. Er bekam keine Luft.
»Alles in Ordnung, Bottom-san?« Sato hatte Nicks Granaten in die feindlichen Reihen geschleudert und schoss jetzt – nicht besonders geschickt – mit dem alten Granatwerfer am M4A1-Sturmgewehr. Als er keine Munition mehr hatte, ließ er es fallen und feuerte linkshändig mit seiner Browning M K IV. Rennende Gestalten sackten zusammen, und nicht alle erhoben sich wieder.
»Oahhh«, ächzte Nick. Die Kugel hatte seinen Panzer nicht durchschlagen, aber er war ziemlich sicher, dass er sich irgendwo beim Brustbein eine zweite Rippe angeknackst hatte. Er hämmerte das zweite Flechettemagazin hinein und streckte die bösartige Waffe im Hadschistil um die Biegung. Dann feuerte er eine weitere Pfeilwolke ab und bewegte dabei die eckige Mündung fast so, als würde er einen Gartenschlauch schwenken.
Da sein Visier offen war, konnte er jetzt das Dieseldröhnen und das Kettenklirren eines näher kommenden Panzers hören. Paradoxerweise war der Panzer wahrscheinlich bedeutungslos, überlegte Nick ohne einen Anflug von Humor, da immer weitere Infanteristen hinunter ins Flussbett strömten und ununterbrochen feuerten. Vier von ihnen steuerten direkt auf den Pappelstamm zu, der Nick vorhin so magnetisch angezogen hatte. Wenn der Panzer eintraf, war
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