Flashback

Passagiermaschinen angeflogen. Die strengen Lärmschutzvorschriften, die den Piloten über Newport Beach einen steilen Steigflug und eine starke Schräglage abverlangten, waren vor einiger Zeit abgeschafft worden.
    Die Handels- oder Passagiermaschinen von Nakamura Enterprises durften zwar eigentlich nicht auf Flughäfen im Einzugsbereich von Los Angeles landen, aber für den John Wayne Airport hatte man schon vor Jahren eine Ausnahmeregelung ausgehandelt. An diesem Freitag war dort ein modifiziertes Nakamurakurierflugzeug vom Typ A310/360 aus Tokio nach einem Zwischenstopp in Hawaii zum Auftanken gelandet und wartete auf den Abflug nach Denver um neunzehn Uhr.
    Um fünf vor sieben bat der Kapitän der Nakamuramaschine um eine Verschiebung des Abflugs um eine Stunde. Das Towerpersonal leitete die Anfrage sowohl an die zivile Flugsicherungszentrale
in Palmsdale als auch an die militärische Flugüberwachung am früheren Bob Hope Airport in Burbank weiter, der für die Dauer der militärischen Notlage von der kalifornischen Air National Guard als regionales Kontrollzentrum genutzt wurde. Beide genehmigten die Verlegung des Abflugs auf acht Uhr. Begleitet wurde diese Erlaubnis von dem Hinweis, dass über dem Kampfgebiet bei Lake Elsinore ungefähr achtzig Kilometer östlich vom John Wayne Airport im Moment so starker militärischer Flugverkehr herrschte, dass alle dort startenden Zivilmaschinen mit einem Ziel im Osten zunächst nach Westen über den Pazifik und dann ab einem Wendepunkt in der Nähe von Morro Bay längs der Küste nach Nordwesten fliegen mussten, ehe sie wieder auf ihre übliche Nordostroute nach Denver einschwenkten. Alle Piloten wurden angewiesen, ihren Treibstoffvorrat entsprechend anzupassen.
    Zudem wurde die Crew des Nakamuraflugzeugs darüber verständigt, dass ein weiterer Aufschub an diesem Freitagabend nicht mehr möglich war, da der John Wayne Airport aufgrund der geltenden Kriegsanordnungen um zwanzig Uhr fünfzehn geschlossen wurde.
    Um drei vor acht startete der A310/360 die Triebwerke und rollte zur Startbahn 19R. Nach dem Test beider Triebwerke und dem Einholen der letzten Genehmigung zum Abheben scherte plötzlich vorne ein Streifenwagen der California Highway Patrol mit blitzendem Blaulicht auf die Startbahn.
    Die Piloten erhielten die Erlaubnis, auf das Vorfeld zu rollen, wurden aber zugleich ermahnt, dass sie auf dem Airport übernachten müssten, falls die Maschine nicht innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten abflog. Die Triebwerke liefen weiter. Gleich darauf brauste Bodenpersonal in einem alten elektrischen Ford-Pick-up heran, auf dessen Ladefläche eine Passagiertreppe montiert war, und am Flugzeug öffnete sich die linke Vordertür. Der Streifenwagen
stoppte, das Blaulicht erlosch. Nick Bottom stieg aus und lief zur Fahrerseite, um sich von Chief Ambrose am Steuer zu verabschieden.
    »Danke, Chief.« Nick schüttelte dem untersetzten Beamten die Hand.
    »Für dich immer Dale, Nick«, antwortete Ambrose. »Ich hoffe, du findest deinen Jungen.« Der Streifenwagen fuhr von der Startbahn, während Nick die Treppe erklomm. Wegen der lädierten Rippen schonte er seine rechte Seite.
     
    Drei Stunden davor hatte Berater Daichi Omura zu ihm gesagt: »Wenn Sie nach Denver zurückkehren, Bottom-san, werden Sie sterben.«
    »Ich muss zurück, Omura-sama.«
    »In dem Flugzeug am John Wayne Airport wird Hideki Sato auf Sie warten, Bottom-san. Er wird Sie für den kurzen Rest Ihres Lebens nicht mehr aus den Augen lassen …, falls Sie versuchen zurückzukehren. «
    Nick schüttelte den Kopf und nippte von dem feinen Single Malt Scotch, den ihm Omura angeboten hatte. »Ich glaube nicht, Omura-sama. Sato ist in Washington bei Mr. Nakamura. Sie sollen erst am Samstag wieder nach Denver kommen … , irgendwann morgen also. Außerdem kommt der Flug aus Tokio über Hawaii. Mr. Nakamura hat mir selbst erzählt, dass keine Flüge des Unternehmens mehr von Denver in die Gegend von Los Angeles gehen. «
    »Sato wird da sein«, knurrte der Greis.
    »Warum, Omura-sama?«
    »Wenn Sie heute Abend nicht am John Wayne Airport auftauchen, wird Oberst Sato die Aufgabe haben, in das brennende Los Angeles zu reisen – meinen Zuständigkeitsbereich, Bottom-san – und Sie tot oder lebend zu finden. So viel weiß ich über Hiroshi
Nakamura, dass ich mir da völlig sicher bin. Er wird Sie um keinen Preis der Welt entkommen lassen. Jetzt nicht mehr.«
    Nick lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
     
    Kaum