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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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um in den fünfzig Hektar großen Botanischen Garten einzudringen. Die Jäger hatten alle einen Rucksack voller Munition dabei und schienen darauf aus, sie komplett zu verballern.
    Nick hatte keine Ahnung, was diese Idioten von ihm wollten … ,
abgesehen davon, dass sie es offenbar darauf anlegten, ihn umzubringen. Er konnte nur spekulieren, dass diese Zivilisten die Kämpfe in Los Angeles für ihr privates Cowboyspiel nutzten, bei dem sie die östlichen Stadtviertel unsicher und sich einen Spaß daraus machten, Menschen zu töten. Anscheinend hatten sie Blut geleckt. Anders konnte er sich nicht erklären, weshalb sie im stillen San Marino auf ihn geschossen hatten.
    Nick ließ sich von Betty eine Karte des Botanischen Gartens anzeigen, aber er war vor fünf Jahren schon einmal zusammen mit seinem Schwiegervater hier gewesen, der irgendetwas in der wissenschaftlichen Bibliothek nachschlagen wollte. Es war die Woche, in der Nick seinen Sohn hierhergebracht hatte. Den Weg zur Bibliothek hätte er bestimmt gefunden, doch der historische Bau stand praktisch in der Mitte dieser urbanen Mischung aus Wäldern, Blumengärten, strengen japanischen Anlagen und Wiesen. Dort gab es vielleicht Wachleute. Nick zog es jedoch vor, kein Aufsehen zu erregen.
    Die Angreifer hatten Walkie-Talkies, riefen einander aber immer wieder laut zu. Für sie war das Ganze ein Riesenspaß; garantiert hatten sie getrunken oder Drogen genommen. Allerdings fühlten sie sich offenbar in diesen gepflegten Parkanlagen nicht besonders wohl – wahrscheinlich hatten sie sich in der letzten Woche daran gewöhnt, in einem städtischen Umfeld Jagd auf Menschen zu machen. Doch auch Nick als Gejagter fühlte sich nicht unbedingt wohl hier. Eine Straße wäre ihm lieber gewesen.
    Bald wurde ihm klar, dass sie Lärm schlugen und wahllos feuerten, um ihn zur Oxford Road zu treiben, die im Osten an den Garten grenzte. Nick wollte nicht zurück nach Osten. Er hatte im Westen und Süden zu tun.
    Allmählich wurde es richtig hell. Er musste die Sache hinter sich bringen.
    Schließlich gelangte er zu einer Lichtung, in deren Zentrum
ein Mausoleum mit dorischen Säulen stand. So schnell er konnte, humpelte er über die freie Fläche. Trotzdem fanden die Angreifer Gelegenheit, zwei Schüsse abzugeben. Einer zupfte an seiner Jacke, dann war er endlich zwischen den Bäumen und rang keuchend nach Luft. Er hatte das Mündungsfeuer gesehen und wusste, dass die Jäger irgendwo auf der anderen Seite der Lichtung waren. »Was wollt ihr von mir?«
    »Alles, was du hast, Kumpel«, antwortete einer von ihnen. Die anderen zwei kicherten.
    »Okay, wir treffen uns in der Mitte und regeln die Sache«, rief Nick. Mit eingezogenem Kopf sprintete er durch das dichte Gestrüpp um die Lichtung Richtung Westen auf die Angreifer zu, die ihn nicht sehen konnten.
    Knapp vor dem Parkweg, der am westlichen Ende des Rondells verlief, stoppte Nick und kniete sich hin, um möglichst leise ein neues Magazin in seine Pistole zu schieben.
    Dann kamen alle drei Männer geduckt und lautlos auf die Lichtung. Sie bewegten sich so schnell, dass Nick nicht gezielt auf jeden von ihnen feuern konnte. Sich darauf verlassend, dass es Amateure waren – egal, wie viele Menschen sie in den letzten Tagen ermordet hatten –, rief er: »Hey!«
    Soldaten, Söldner oder Berufskiller wären in verschiedene Richtungen weitergerannt. Doch diese drei Amateure erstarrten, wirbelten herum und eröffneten das Feuer. Sogar der Spielmacher hatte eine Pistole in der rechten Hand – das Gewehr hielt er in der linken – und schoss wie die anderen.
    Zwei Kugeln trafen Nick rechts unten am Oberkörper. Sie durchschlugen zwar nicht die Kevlar-3-Weste unter seinem Hemd, aber sie beschädigten ein paar Rippen und rissen ihn halb um. Sofort kniete er sich wieder schussbereit hin, ohne auf die Salven zu achten, die direkt über seinem Kopf Äste knickten, und feuerte achtmal.

    Alle drei Männer sackten zusammen. Nachdem er sich im zunehmenden Tageslicht vergewissert hatte, dass ihre Hände leer waren, näherte er sich vorsichtig, die Waffe fest in beiden Händen.
    Irgendwie hatte er es fertiggebracht, den massigen Verteidiger weitestgehend zu verfehlen; nur ein einziger Schuss auf die Körpermitte hatte getroffen und dem Riesen das Herz zermalmt. Blut war ihm aus Mund, Ohren und Augen gespritzt. Er war schon beim Aufprall auf dem Boden tot gewesen.
    Der Spielmacher mit dem tückischen Gesicht hatte zwei Kugeln auf den Rumpf

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