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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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allerdings oft. Sein Vater sah die Dinge von außen, dazu mit seinem kriminalistischen Sachverstand. Erste Zweifel drangen in den Vordergrund. Mit einem Blick auf die Uhr verabschiedete er sich.
     
    Unterwegs rief er Jacks Frau an. Corinnas Stimme klang unverändert deprimiert. Sie fragte alle zwei Stunden in der Klinik nach, ohne nur die geringste Hoffnung zu bekommen. Sie wollte ihren Mann heute Abend noch einmal besuchen und sich dann bei Joshua melden. Das Tropenmedizinische Institut der Uniklinik war das Beste seiner Art im Land. Joshua konnte nicht begreifen, warum sie Jack gegenüber so hilflos waren. Er fühlte sich ohnmächtig und leer.
    Das Wetter zeigte zum Winterende hin seine ganze Vielfalt. Die Straßen waren noch feucht vom Schneeregen des Vormittages, im Osten drückten mächtige Wolkenberge aufs Gemüt und im Westen beleuchtete strahlender Sonnenschein den hellblauen Himmel. Joshua kam es wie ein Spiegelbild seiner Seele vor. Sollte er gegen alle Bedenken die Ermittlungen einstellen? Welche Wahl hatte er? Die Kollegen würden ihm kaum länger den Rücken decken. Das Schlimmste war der fehlende Austausch innerhalb einer SoKo. Joshua war auf sich allein gestellt, spürte die Gefahr, wichtige Ansatzpunkte zu übersehen.
    Karins Blick kündigte ein nahendes Gewitter an. Daniel hatte soeben seine Teezeremonie begonnen. Joshua entschuldigte sich dafür, die Pressekonferenz versäumt zu haben und klärte sie über seine Ermittlungen auf. Karin und Daniel sagten kein Wort.
    »Okay, Leute. Das war ein Flop. Ab sofort konzentriere ich mich auf diesen Fall!«
    Mit ausgestrecktem Arm deutete Joshua auf den Aktenstapel vor ihm. Karin und Daniel sahen ihn ungläubig an.
    »Das ist zu gütig«, presste Karin schmallippig hervor, »ich habe Schorndorf übrigens gesagt, der Staatsanwalt wollte dich sprechen.«
    Joshua nickte und wollte mit der Arbeit beginnen, als es zaghaft an der Tür klopfte. Der schlanke, mittelgroße Mann mit dem blassen Teint trug einen hellgrauen Anzug. Die Haare waren akkurat gescheitelt. Den Hals verdeckte eine weinrote Fliege. Durch die kleinen, runden Gläser seiner Brille blinzelte ein nervöses Augenpaar. Er stellte sich betont höflich als Leonard Frantz vom Gesundheitsamt Düsseldorf vor. Als Joshua sich vorstellte, legte sich ein zufriedenes Lächeln auf Frantz’ Gesicht und brachte für eine Sekunde seine weißen Zähne zum Vorschein. Stumm nickend folgte er Joshuas Angebot und nahm auf dem Besucherstuhl Platz.
    »Da bin ich ja endlich richtig. Ihr Kollege, Herr Seifert, sagte mir, Sie wären für mich zuständig, Herr Trempe.«
    Daniels Stoppuhr piepte. Die zwei Minuten, die sein Darjeelingtee ziehen sollte, waren herum. Nachdem er die Zitrone ausgedrückt und entsorgt hatte, ging Daniel an dem verdutzten Frantz vorbei zu seinem Schreibtisch.
    »Also, es ist so«, begann Leonard Frantz, »vor drei Tagen war Doktor Abel, ein Arzt für innere Medizin aus Kaiserswerth, bei mir im Büro. Er meldete die Hepatitiserkrankung eines Patienten. Das ist übrigens Vorschrift. Obwohl wir es sowieso herausbekommen hätten«, schob er beiläufig hinterher.
    »Denn Gideon Lambert, so sein Name, hatte einen Tag vorher Blut spenden wollen. Das Rote Kreuz hat uns heute Morgen informiert. So weit, so gut. Oder auch nicht, denn dieser Patient wurde seit der Behandlung bei Doktor Abel vermisst.«
    Karin und Daniel tauschten einen gelangweilten Blick, Joshua hörte interessiert zu.
    »Im Normalfall schreiben wir die entsprechende Person an, verbunden mit der Bitte, bei uns vorstellig zu werden. Unser Ziel ist es dann, mittels eines Fragebogens herauszufinden, wo der Patient sich angesteckt haben könnte, um einer eventuellen Epidemie vorzubeugen. Da mir Herr Doktor Abel aber versicherte, der junge Mann sei nicht erreichbar, habe ich mich selber auf den Weg gemacht. Nachdem ich ihn in seiner Wohnung mehrfach nicht erreichen konnte, habe ich mich an das Ordnungsamt gewandt. Die Kollegen dort haben wiederum Ihre Kollegen eingeschaltet. Und dabei stellte sich heraus, dass Gideon Lambert heute Morgen Selbstmord verübt hat«, Frantz sah betreten zu Boden, »man hat seine Leiche auf den Bahngleisen gefunden.«
    Leonard Frantz beendete seine Aussage und sah seinen Zuhörern nacheinander erwartungsvoll in die Augen. Als die erhoffte Begeisterung ob dieser Sensation ausblieb, nestelte er nervös an der Fliege. Karin presste ihre Lippen aufeinander. Joshua reagierte als Erster.
    »Herr Frantz, das ist eine

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