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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Sitzungssaal nach dem Grund für dessen Entscheidung fragte, machte Schorndorf keinen Hehl aus seiner Abneigung.
    »Herr Trempe, Ihre fachlichen Qualifikationen mal außen vor gelassen, unser Fall wird möglicherweise das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich ziehen. Dieser kann ich unmöglich einen leitenden Ermittler präsentieren, dessen äußeres Erscheinungsbild eher an einen Ganoven erinnert als an einen Polizisten. Vielleicht lassen sie sich mal von Ihrem Kollegen van Bloom beraten, was Ihr Outfit betrifft.«
    Joshua zeigte sich unbeeindruckt und nickte nur lapidar. Der Umstand, nicht als Leiter der SoKo in die Ermittlungen zu gehen, schmerzte ihn weniger als die Tatsache, auf diese, wie er fand, polemische Art und Weise abqualifiziert worden zu sein. Zudem hegte Joshua Zweifel an der Richtigkeit dieser Personalentscheidung. Er musste sich eingestehen, den Kollegen nicht gut genug zu kennen, um sich ein Urteil erlauben zu können. Aber sein Ruf hatte ihn schon nach wenigen Wochen im LKA ereilt. »Pille«, wie Gamerschlag unter den Kollegen genannt wurde, weil er permanent damit beschäftigt war, diverse Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, war nicht sonderlich beliebt. Ungefähr die Hälfte des Jahres blieb er dem Dienst aufgrund von Krankheiten fern, die kaum jemand kannte. Karin meinte einmal im Scherz, Pille sei ein wandelndes Medizinlexikon. Darüber hinaus wurde er für alle möglichen Gelegenheiten, hauptsächlich aber Arzttermine, vom Dienst freigestellt. Auf dem Flur machte das Gerücht die Runde, Pille habe allein im vergangenen Jahr dreimal frei bekommen, um der Beerdigung seines Schwiegervaters beizuwohnen. Was schon deshalb nicht stimmen konnte, weil dieser mindestens einmal pro Monat mit Schorndorf Golf spielte.
    Nachdem Schorndorf eine seiner langweiligen Ansprachen mit dem üblichen Hinweis auf die besondere Dringlichkeit vorgetragen hatte, übernahm Rafael Gamerschlag. Er hatte sich in der kurzen Zeit erstaunlich gut in die Akten eingelesen. Den meisten der Anwesenden war dies noch nicht möglich gewesen. Gamerschlag teilte als Erstes eine kleine Untergruppe von fünf Personen ein, die Befragungen auf dem Gelände der Universität durchführen sollte. Das Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, die Adressen der Firmen ausfindig zu machen, die für medizinische Versuche Probanden suchten. Auf der Website der Uni boten derzeit lediglich zwei Firmen diesen Job an. Es wäre hilfreich, an die Daten des Servers zu kommen. Möglicherweise befanden sich noch einige dieser Onlineanzeigen auf dessen Festplatten. Dies war ohne richterliche Anordnung aber nicht machbar. Eine solche Anordnung ohne ausreichend begründeten Verdacht zu bekommen, war allerdings aussichtslos. So mussten sie sich auf die Aussagen der Studenten sowie des Personals verlassen. Zwei Kollegen der Rufbereitschaft waren unterwegs zum WG Café. Die Ermittler erhofften sich ein möglichst aussagefähiges Phantombild des Mannes, der StachinskysZimmer durchsucht hatte.
    »Noch ein Hinweis zu eurer Sicherheit«, fügte Gamerschlag an, »da ihr in der Universität auf unmittelbare Kontaktpersonen der Opfer, also auf eventuell infizierte Personen treffen könntet, würde ich raten, Befragungen ausschließlich mit Mundschutz vorzunehmen.«
    Nach einem kurzen Augenblick staunender Ruhe brach schallendes Gelächter aus. Pille schluckte, seine Blicke tanzten sichtlich nervös durch das Publikum. Wie ein Segel im Wind zog der Respekt der Kollegen an ihm vorbei.
    »Ich wette, der fährt gleich zur Klinik und lässt sich gegen drei Dutzend Krankheiten impfen«, flüsterte Karin in Joshuas Ohr. Mit leichter Verunsicherung teilte Gamerschlag den Rest der SoKo-Mannschaft für die Umfeldermittlung ein. Am Ende wiederholte er noch einmal Schorndorfs einleitende Worte, indem er absolute Diskretion, vor allem aber Stillschweigen gegenüber den Medien anordnete.
    Ein Bote kam mit einem kleinen Handwagen in ihr Büro, um die Akten der Bankraubserie abzuholen. Aufgrund der aktuellen Lage hatte sich die Behördenleitung dazu entschlossen, den Fall alleine den zuständigen Kreispolizeibehörden zu überlassen. Joshua wählte die Nummer der Firma »MDD« in Dormagen. Es meldete sich ein Anrufbeantworter, der ihm verriet, außerhalb der Geschäftszeiten angerufen zu haben. Joshua beschlich eine innere Unruhe. Endlich konnte er offiziell ermitteln und wusste nicht, wo er beginnen sollte. Jack ging ihm durch den Kopf. Er wählte

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