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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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bezahlen. Er wollte verhindern, dass Markus als der Sohn eines skrupellosen Verbrechers in der Erinnerung der Menschen haften bleiben könnte.
    Die Versicherung der Bank würde in den nächsten Tagen einen Scheck erhalten. Er hatte die Summe um großzügige Zinsen aufgestockt und seiner Bank letzten Freitag den Auftrag gegeben, die Überweisung auszuführen. Er konnte es sich leisten, die Beute von damals hatte Stachinsky in den letzten Jahren mehr als verdreifacht. In einer Phase, in der die Rindfleischpreise aufgrund des BSE-Skandals weltweit in den Keller gesackt waren und etliche Farmer der Pampa in den Ruin getrieben hatten, hatte Stachinsky sich mit seinem Kapital in die Rinderzucht eingekauft. Darüber hinaus überwies er dem Weißen Ring, einer Organisation, die sich um die Opfer von Gewaltverbrechen kümmert, eine großzügige Spende.
    Bevor er in das Land zurückfliegen würde, das ihm nie das Gefühl der Geborgenheit und die Vertrautheit einer Heimat vermitteln konnte, wollte Thomas Stachinsky seine Seele erleichtern, einen Hauch von Luft und Sonne in ihr spüren. Zwanzig lange Jahre musste er das verschweigen, was ihn am meisten bedrückte. Immer enger schnürten sich die Narben der Vergangenheit um sein Herz. Er wollte es rauslassen, reden, um Verzeihung bitten. Ihm fiel nur ein Mensch ein, dem er sich anvertrauen wollte, nachdem sein Sohn nicht mehr lebte. Die Adresse war noch dieselbe.
    Stachinsky bestellte sich ein Taxi.
     
     

33
    Die weiß gekleideten Männer der Spurensicherung durchsuchten die Räume der Firma »MedicalScience« bereits seit zwei Stunden. Zwei Beamte der Bereitschaft brachten den Taxifahrer zum LKA, um ein Phantombild anzufertigen. Joshua gefiel die Aussage des Zeugen nicht.
    »Ein Mörder, der sich unmaskiert mitten in der Nacht von einem Taxi zum Tatort fahren lässt«, er tippte seinen Zeigefinger an die Stirn.
    »Falls es sich um Mord handelt.«
    »Warum trug der Täter sonst eine Waffe bei sich?«
    Karin hob die Schultern. Totschlag im Affekt konnte im Moment niemand mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen. Bisher war bekannt, dass es sich offensichtlich um ein arrangiertes Treffen handelte. Ein anderer Taxifahrer hatte wenige Minuten zuvor das Opfer hierher gefahren. Fahnenbruck wurde aus kurzer Distanz durch einen Schuss in den Kopf getötet. Joshua ging zu Eugen Strietzel. Da es sich um ein medizinisches Labor handelte, hatten sie den Gerichtsmediziner gebeten, länger als gewöhnlich am Tatort zu verweilen. Strietzel zögerte keine Sekunde. Seinem Eifer war anzumerken, dass er mittlerweile ein besonderes Interesse an den Ermittlungen aufwies. Immer wieder riet er den Kriminaltechnikern, gewisse Dinge besonders gründlich zu untersuchen.
    »Was hältst du davon?«
    Strietzel sah Joshua nachdenklich an. Zwischendurch wanderten seine Augen immer wieder aufmerksam durch das Labor.
    »Das Equipment ist vorhanden. Es könnte sich tatsächlich um Frankensteins Zauberküche handeln.« Sein ausgestreckter Arm zeigte in einen durch eine Theke abgetrennten Bereich. Auf Arbeitsflächen aus Edelstahl befanden sich Computerterminals, Zentrifugen und eine Reihe Geräte, die Joshua noch nie zuvor gesehen hatte.
    Strietzel ging zu einer Pritsche. Rechts und links an der Längsseite befanden sich etliche Apparaturen. Joshua war ihm gefolgt. Strietzel deutete auf hellbraune Lederriemen, die an den Seiten herabhingen.
    »Hiervon könnten die Verletzungen stammen, die ich an Gideon Lamberts Fuß- und Handgelenken festgestellt habe.«
    Durch eine gläserne Dachkuppel fielen Sonnenstrahlen herein, die wie eine Säule im Raum standen.
    Sollte Strietzel recht haben, dachte Joshua, mussten sie nun den Mörder eines Mörders suchen. Er fragte sich, ob das Motiv das gleiche bliebe oder ob es sich um einen Racheakt handelte. Der Mediziner sah sich weiter um. Nach einigen Minuten winkte er Joshua aufgeregt mit dem Arm herbei.
    Zwischen Daumen und Zeigefinger reckte er Joshua ein kleines Fläschchen entgegen.
    »Dormicum«, rief Strietzel aufgeregt, »natürlich. Dass ich da nicht eher draufgekommen bin!«
    Strietzel schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Joshua betrachtete die Geste mit angemessenem Staunen. Der Gerichtsmediziner stellte das Fläschchen ab und klärte den Kommissar auf.
    »Dormicum ist ein Sedativum oder auch Hypnotikum. Basis dieses Sedativums ist der Wirkstoff Midazolamhydrochlorid, wenn dir das was sagt.«
    »Eher nicht, ist es denn von

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