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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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die Berichte zur Brust genommen. Dabei ist mir etwas aufgefallen.«
    Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah er die drei der Reihe nach an.
    »Wir wissen noch gar nicht, wem das Gebäude gehört, in dem dieser Fahnenbruck erschossen wurde.«
    Karin warf ihm ein gequältes Lächeln entgegen.
    »Der BeierPharm AG. Sie vermieten das Labor an freiberufliche Forscher, mit denen sie kooperieren. Outsourcing gewissermaßen. Aktuell sind die Räume an einen gewissen Jonas Fahnenbruck vermietet.«
    Wims Gesichtszüge glitten herab.
    »Hat die schon jemand besucht?«
    Joshua kannte diesen Fakt noch nicht. Aber ihm fiel auf, dass er den Namen der Firma bereits zum zweiten Mal  hörte. War es Zufall, dass Abel im Auftrag dieser Firma forschte?
    »Cedric und Reiner sind gerade dort. Sie müssten bis zur SoKo-Sitzung wieder zurück sein.«
    Ohne ein Wort schnappte Wim sich die Berichtsmappe und ging.
    »Sollen wir uns diesen Schrebergarten mal vornehmen? Wenn Stachinsky wirklich dort aufgewacht ist, hat er vielleicht Spuren hinterlassen, die das bestätigen. Für den Fall wäre es interessant zu erfahren, wem der Garten gehört.«
    Zufrieden stellte Joshua fest, dass Daniel offenbar ebenfalls Zweifel hegte. Es war fast 17 Uhr.
    »Heute nicht mehr. Dazu bräuchten wir zusätzlich den Erkennungsdienst. Außerdem wird Stachinsky nicht so blöd sein. Er weiß genau, wir gehen dieser Aussage auf den Grund. Ich glaube schon, dass er in einem dieser Schrebergartenhäuschen übernachtet hat.«
    Joshua versprach sich nicht viel davon. Er wollte keine wichtigen Ressourcen damit verbrauchen, Stachinskys Aussage zu überprüfen. Das hatte Zeit, die ihnen im Moment zwischen den Fingern zerrann. Die Nervosität verwandelte seine Gedanken immer mehr in einen zähfließenden Brei. Verzweifelt suchte Joshua nach einem brauchbaren Ermittlungsansatz. Rossi geisterte durch sein Hirn, dessen Kundenkartei, in der der Name Abel auftauchte. Joshua berichtete den Kollegen von den Besuchen, deutete Zweifel bezüglich Justus Abel an.
    »Ich weiß nicht«, begann Daniel zögerlich, »Abel hat den Fall doch eigentlich ins Rollen gebracht. Glaubst du, es war Ehrgeiz, die Gier nach Ruhm?«
    »Dieser Frantz vom Gesundheitsamt«, übernahm Karin, »hat doch gesagt, es wäre seine Pflicht als Arzt. Er hätte sich möglicherweise verdächtig gemacht, wenn er nicht zum Gesundheitsamt gegangen wäre. Außerdem, bei den Summen, die da ins Spiel kommen, nein. Dafür kann man getrost auf Ruhm und Ehre verzichten.«
    Joshua überkam das Gefühl, als drehten sie sich im Kreis, ohne den Mittelpunkt sehen zu können. Er konnte noch nicht einmal beurteilen, ob die Bahnen weiter oder enger wurden. Er war an einem Punkt angelangt, an dem er selbst seinem Gefühl misstraute.
    »Das passt doch alles nicht zusammen«, murmelte er, »nehmen wir mal an, Abel ist unser Mann. Welche Rolle spielte dann Fahnenbruck? Dessen Arbeit hätte Abel auch erledigen können. Fahnenbruck ist nun mal ermordet worden und es deutet alles darauf hin, dass die Opfer in seinem Labor infiziert wurden.«
    Daniel schüttelte den Kopf.
    »Ob Abel den Job hätte erledigen können, wissen wir nicht. Möglicherweise ist er der Drahtzieher.«
    Daniels Aussage blieb eine Weile wie ein durchsichtiges Fragezeichen im Raum stehen. Joshua befürchtete, sie würden die Ermittlungen unnötig in die Länge ziehen.
    »Abel müsste also Stachinsky niedergeschlagen und Fahnenbruck erschossen haben, falls Stachinsky ihm nicht geholfen hat.«
    Joshua klang zweifelnd. Karin warf ihren Kugelschreiber auf den Schreibtisch, sah ihren Kollegen zornig an.
    »Darf ich dich daran erinnern: Du hast uns von dem Verdacht erzählt. Hältst du Abel nun für verdächtig oder nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Joshua wahrheitsgemäß und leicht resigniert, »ich glaube nicht, dass Abel seine Probanden ausschließlich von Paolo Barnetta bekommen hat. Ich glaube, er verschweigt mir was. Aber ich kann es nicht beweisen, erst recht weiß ich nicht, ob es überhaupt irgendwie unseren Fall betrifft. Fakt ist, dass wir aufgrund meines Gefühls keine Durchsuchungsanordnung bekommen dürften. Ach, vergesst es.«
    Mit einer wegwerfenden Armbewegung beendete Joshua das Gespräch. Karin senkte den Blick. Die zunehmende nervliche Anspannung ihres Kollegen bereitete ihr Kopfzerbrechen. Diesen Ansatz hätte Joshua früher niemals so leichtfertig fallen gelassen. Er war es, der die Ermittlungen immer koordinierte,

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