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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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denke«, unterbrach Daniel schließlich die Stille, »da ist was dran. Zumal es Anhaltspunkte gibt, die Stachinsky entlasten.«
    Joshua atmete erleichtert durch. Cedric übernahm das Wort.
    »Wir«, er deutete auf den rothaarigen Kollegen neben sich, »kommen gerade von der BeierPharm AG. Bei denen herrscht nackte Angst vor der schlechten Publicity. Doktor Sänger, der Aufsichtsratsvorsitzende, ist zutiefst bestürzt.« Cedric untermalte die Worte mit einem süffisanten Unterton.
    »Zur Sache: Die BeierPharm AG hatte das Labor an Jonas Fahnenbruck vermietet. Fahnenbruck wollte dort einen Impfstoff entwickeln. Angeblich gängige Praxis, um Kosten zu sparen. Welchen Impfstoff Fahnenbruck genau entwickeln wollte oder sollte, wollte Sänger nicht sagen. Beziehungsweise, er kannte angeblich keine Details, was ich ihm nicht abnehme, aber nun denn. Die Verfahrensweise ist laut Sänger folgende: Freie Forscher entwickeln ein Medikament. Sobald der Grundstoff entwickelt ist und die kostenintensiven Erprobungsphasen beginnen, verkaufen diese Forscher ihre Formeln an den Konzern und widmen sich neuen Aufgaben.«
    »Und wenn nicht?«, Joshua beschlich eine Ahnung, ihm fielen Strietzels Worte zum Wert eines universellen Impfstoffes ein. »Was, wenn der entsprechende Forscher seine Entwicklung patentieren lässt?«
    »Das haben wir Doktor Sänger auch gefragt. Er antwortete, zum einen würden die Forscher derart gut bezahlt, dass ihnen gar nicht die Idee käme, sich selbstständig zu machen, und zum anderen würden einer Einzelperson die Mittel fehlen, die einzelnen Testphasen bis zur Zulassung durchzuhalten.«
    Kalle, der gerade damit begann, sechs Löffel Zucker im Kaffee zu verrühren, schüttelte vehement den Kopf.
    »Das habt ihr dem abgenommen?«
    Cedric warf ihm einen giftigen Blick zu.
    »Das stinkt doch zum Himmel. Ich meine, die lassen den doch nicht in aller Ruhe in ihrem Labor werkeln in der Hoffnung, dass dieser Fahnenbruck hinterher alles schön brav abliefert. Da gibts doch bestimmt Konkurrenten, die mitbieten könnten. Outsourcing, von wegen. Das betrifft Putzfrauen und Pförtner, aber doch keine Spezialisten!«
    Cedric wurde nun wütend.
    »Ich gebe nur weiter, was Sänger uns gesagt hat. Du kannst gerne selber hinfahren.«
    Daniel breitete seine Arme beschwichtigend aus. Cedric atmete tief durch.
    »So kommen wir nicht weiter. Ich habe mittlerweile ein landesweites Netzwerk von Laboratorien durchforstet. Ohne den geringsten Hinweis auf einen neuartigen Impfstoff. Ebenso bin ich die Liste der Firmen durchgegangen, die in der Uni nach Probanden suchten, ebenfalls ergebnislos. Anschließend habe ich mir die Mühe gemacht, die Pharmaindustrie abzutelefonieren. Keinem Unternehmen wurde ein neuartiger Impfstoff angeboten.«
    »Also doch die BeierPharm AG«, schloss Joshua. Eugen Strietzel verstand sofort.
    »Klingt logisch. Der Impfstoff scheint entwickelt. Wenn Fahnenbruck oder wer auch immer ihn nirgendwo angeboten hat, war er seinem Vermieter wohl treu.«
    Wieder war es Kalle vorbehalten, die aufkommende positive Stimmung zu drücken.
    »Die Konkurrenz würde wohl kaum am Telefon über ein solches Betriebsgeheimnis plaudern.«
    Daniel wurde verlegen.
    »Wir werden uns diesen Doktor Sänger noch einmal vorknöpfen. Der muss mehr wissen, als er sagt.«
    Cedric reichte ihm mit ausdruckslosem Gesicht eine Visitenkarte. Joshua überflog sie kurz und registrierte die Handynummer. Er zog sein Mobiltelefon aus der Tasche seiner Jeans und ging in eine Ecke des Raumes. Zwei Minuten später fluchte der Ermittler.
    »Ich erreiche nur die Mailbox, so ein Mist!«
    Er wählte die Firmennummer. Eine freundliche Stimme vom Band teilte ihm mit, dass er außerhalb der Geschäftszeiten anrief. Frustriert klappte er das Gerät zusammen. Am meisten ärgerte ihn die hilflose Untätigkeit. Von der BeierPharm AG bekam Fahnenbruck fast alles, was er für seine Forschungen benötigt hatte. Eugen Strietzel fiel dabei etwas Interessantes auf.
    »Den Dengue-Erreger wird Fahnenbruck vermutlich auch über den Konzern bekommen haben, aber das dürfte ihm wenig genutzt haben. Das Denguefieber ist nahezu ungefährlich, nach zwei Wochen ausgeklungen. Er benötigte das Blut eines Dengue-Schock-Syndrom-Patienten, um seinen Impfstoff zu testen.«
    »Deshalb war Fahnenbruck in der Intensivstation.«
    Ein kleiner Kreis am Rande der Ermittlungen schloss sich. Joshua konnte sich nicht vorstellen, dass jemand ohne

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