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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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schrecklich leid, Herr Doktor Sänger ist leider nicht zu sprechen.«
    »Was heißt das? Ist er nicht im Hause, oder möchte er uns nicht empfangen?«
    »Frau Ambrosius, seine Sekretärin, sagte mir, Herr Doktor Sänger habe für heute alle Termine abgesagt.«
    »Soso, und warum?«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde härter, die Augen musterten Joshua kühl.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Herr Doktor Sänger erklärt sich selten dem Empfang.«
    »In Ordnung«, übernahm Karin, »können wir jemand anderen aus der Geschäftsleitung sprechen?«
    Wortlos überflog die Empfangsdame eine Telefonliste vor sich.
    »Doktor Weingarten, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung. Ich versuche es mal.«
    Nach einem erneuten Telefonat kehrte das Lächeln zurück.
    »Zwölfter Stock, Zimmer 1204. Die Aufzüge sind gleich um die Ecke.«
    Das Vorzimmer war größer als ihr Büro im LKA. Die Sekretärin bat darum, einen Moment zu warten. Leise öffnete sie die Tür. Joshua vernahm eine freundliche Stimme, die Sekretärin bat sie hinein.
    Doktor Weingarten kam sofort um den Schreibtisch und reichte ihnen die Hand.
    »Sie sind sicher wegen des Mordes an unserem Mitarbeiter Fahnenbruck hier. Schreckliche Angelegenheit. Bitte setzen Sie sich doch. Kaffee?«
    Karin und Joshua lehnten ab.
    »Nicht nur, Herr Doktor Weingarten«, begann Karin, »wir ermitteln in vier Mordfällen.«
    »Ja. Das habe ich gehört. Aber welchen Zusammenhang gibt es da mit Herrn Doktor Fahnenbruck?«
    »Die drei ermordeten Studenten wurden in einem Labor, das Ihrer Firma gehört, mit lebensbedrohlichen Erregern infiziert, um einen Impfstoff zu entwickeln. Anschließend sind zwei von ihnen mit einer Überdosis Rauschgift getötet worden.«
    Weingarten war sichtlich schockiert.
    »Das ist unmöglich.«
    »Warum?«
    Weingarten verstummte. Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Es dauerte beinahe eine Minute bis zu seiner Antwort.
    »Ich hatte von Anfang an Zweifel.«
    Sein Blick wurde ernst, richtete sich auf Karin.
    »In dem Labor soll eine neue Pollenschutzcreme entwickelt werden. Fahnenbruck war Internist, dazu noch mit einem denkbar ungünstigen Lebenslauf. Für dieses Projekt wurde ein Dermatologe benötigt, der über Erfahrung auf dem Gebiet der Medikamentenentwicklung verfügt. Aber unser Geschäftsführer, Doktor Sänger, beharrte auf diesePersonalie.«
    Die Aussage Weingartens kam Joshua widersprüchlich vor.
    »Herr Doktor Weingarten, man sagte uns, Sie seien der Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung. Obliegt dieses Labor nicht Ihren Kompetenzen?«
    Weingarten presste die Lippen aufeinander. Der Unmut war ihm anzusehen.
    »Herr Doktor Sänger ist nicht umsonst Geschäftsführer der BeierPharm AG. Er ist überaus erfolgreich. Man könnte behaupten, er hat ein Näschen für Entwicklungen und Trends. Aus Forschungsprojekten, die er ins Leben gerufen hat, generiert der Konzern inzwischen 15 Prozent des Gesamtumsatzes. Wie Sie sich nur unschwer vorstellen können, hat er ein dementsprechendes Standing in der Firma. Man macht sich keine Freunde, wenn man eine Personalentscheidung von ihm anzweifelt.«
    »Herr Doktor Sänger sagte gegenüber unseren Kollegen aus, Ihr Konzern lasse in dem Labor in Düsseldorf freiberufliche Mitarbeiter forschen.«
    »Outsourcing von Forschungen? Quatsch. Wer würde uns denn garantieren, dass diese freiberuflichen Forscher mit den Ergebnissen nicht zur Konkurrenz gehen? Nein,Fahnenbruck war Angestellter unseres Konzerns.«
    Karins und Joshuas Blicke trafen sich. Die unausgesprochenen Gedanken waren identisch. Sänger hatte gelogen, versucht, Fahnenbruck zu decken. Die Spur wurde deutlicher. Joshua kämpfte mit der Nervosität. Die Anspannung beherrschte seinen Körper. Es fühlte sich an wie ein Schwarm wilder Bienen, der durch seine Venen jagte. Vor seinem geistigen Auge verwandelte sich das Gesicht Weingartens in Jacks. Er sah den ausgebrannten Körper seines Freundes vor sich, sah den aussichtslosen Kampf mit dem Tod. Er wollte hinausrennen, irgendetwas unternehmen. Das gemächliche Dahinplätschern der Ermittlungen machte ihn wahnsinnig. Die Tür ging auf und er sah Weingarten  wieder vor sich. Die Sekretärin überreichte die angeforderten Unterlagen. Joshua hatte nichts davon mitbekommen.
    Weingarten überflog einige Dokumente und murmelte dabei undeutlich.
    »Das gibt es nicht.«
    Er blätterte hastig weiter, schüttelte zwischendurch fassungslos den Kopf. Als er die Blätter auf den Schreibtisch

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