Flatline
eingestellt. Anstatt, wie die Firma annahm, an einem Pollenschutzmittel zu forschen, wollte Sänger offensichtlich heimlich einen Impfstoff entwickeln. Der Chef der Forschungsabteilung wusste jedenfalls nichts davon.«
»Haben Sie diesen Doktor Sänger vernommen?«
»Das war leider nicht möglich, er hat alle Termine für heute abgesagt und gerade eben mit einem Höllentempo das Firmengelände verlassen.«
»Haben Sie was in der Hand für einen Haftbefehl?«
»Nein.«
»In Ordnung. Ich stelle die Durchsuchungsanordnung aus.«
Nach einem weiteren Telefonat gingen sie zum Eingangsportal des Pharmakonzerns zurück.
»Die Kollegen kommen gleich. Auf zu Weingarten, der soll schon mal den Firmenanwalt bestellen.«
Doktor Weingarten stand die Sorge um das Image des Konzerns ins Gesicht geschrieben.
»Muss das sein?«
»Nicht unbedingt. Gewähren Sie uns Zugang zum Büro Ihres Kollegen?«
Weingarten massierte sich die Stirn. Er stand auf und ging langsam und nachdenklich auf und ab. Joshua sah ungeduldig auf die Uhr.
»Ich kann meinen Kollegen nicht erreichen. Er hat sein Handy abgeschaltet. Das ist eine heikle Angelegenheit. Doktor Sänger bewahrt in seinem Büro streng geheime Dokumente auf. Da müsste ich zuerst Herrn Weigelt, unseren Anwalt, herbitten.«
Joshua verlor die Geduld. Ruckartig sprang er auf und stellte sich vor Weingarten.
»In wenigen Minuten kommen unsere Kollegen mit einer Durchsuchungsanordnung und stellen hier alles auf den Kopf. Glauben Sie mir, das geht nicht heimlich vonstatten. Es liegt an Ihnen, das zu verhindern.«
Weingarten blieb überraschend gelassen.
»Nun gut. Gehen wir.«
»Das geht in Ordnung, Frau Ambrosius«, Sängers Sekretärin sah ihnen konsterniert hinterher. Während Weingarten hinter der Tür stehen blieb, durchsuchten Karin und Joshua das Büro. Der Schreibtisch enthielt die üblichen Utensilien. Joshua schaltete den Rechner ein. Nach einer Minute wurde er dazu aufgefordert, ein Passwort einzugeben. Kurzer Blick zu Weingarten.
»Poseidon«, zischte dieser.
Joshua tippte das Wort ein. Falsches Passwort, die Meldung erschien umgehend.
»Noch eine Idee?«
Weingarten trat hinter ihn. Er tippte das Wort noch einmal ein. Wieder verweigerte der Rechner den Zugang.
»Das verstehe ich nicht. Das Passwort für alle Rechner der Geschäftsleitung ist identisch. Es wird jede Woche geändert. Diese Woche lautet es »Poseidon«. Mein Kollege muss ein eigenes Passwort benutzen. Das ist nicht gestattet. Wir müssen in einem Notfall Zugriff auf die Daten haben.«
»Okay, in dem Fall müssen wir den Rechner mitnehmen.«
»Um Gottes willen. Nein, das kann ich nicht zulassen. Warten Sie, eine Möglichkeit gibt es noch.«
Weingarten telefonierte, atmete anschließend erleichtert durch.
»Jemand von der EDV ist unterwegs. Warten Sie diesen Versuch bitte noch ab.«
Joshua nickte und wandte sich der Schrankwand hinter dem Schreibtisch zu. Zahlreiche Ordner mit Geschäftsberichten, Verträgen und Gutachten befanden sich darin. Es war die Suche nach der Stecknadel. Karin blätterte jede einzelne Akte durch. Inzwischen kam eine junge Frau. Sie stellte sich freundlich als Sabine Göting vor und setzte sich sofort an den PC. Joshua fiel ein, dass er noch seinen Kollegen absagen sollte. Er verschob dieses Vorhaben, wollte abwarten, ob es Frau Göting gelingen würde, an die Daten zu gelangen. Er bewertete Karins Suche als aussichtslos. Sänger würde kaum das Passwort seines Computers eigenmächtig ändern und belastende Unterlagen offen in den Schrank stellen.
»Bitte sehr.«
Sabine Göting deutete auf den Monitor, der sich mit Symbolen füllte. Joshua übernahm den Rechner. Zahlreiche Ordner trugen offenbar die Namen von Medikamenten, Joshua kannte einige davon. Er öffnete den Mailklienten. Der überwiegende Teil der Korrespondenz bestand aus Geschäftsbriefen. Joshua öffnete einen Unterordner mit demvielversprechenden Namen Fahnenbruck. Bei den Mails von Jonas Fahnenbruck handelte es sich um Bestellungen für das Labor in Heerdt. Ein Posten Morphium fiel ihm auf. Joshua schloss das Mailprogramm und durchsuchte den Ordner »Eigene Dateien«. Weingarten stand die ganze Zeit hinter ihm und sah ihm misstrauisch zu. Erst als Joshua die Datei mit dem Namen »Simbabwe« öffnete, wurde der Leiter der Forschungsabteilung unruhig.
Er zog sich einen Stuhl heran und verfolgte staunend Joshuas Nachforschungen. Sänger hatte bis ins Detail den Erwerb von Bauland,
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