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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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der Kirche aus betrachtet, verwandelten sich die Fenster von St. Tankred schneller von einem prächtigen Farbenteppich in eine schmutzig dunkle Fläche, als man einen längeren Psalm herunterrattern konnte.
    Offen gestanden wäre ich viel lieber zu Hause in meinem Chemielabor geblieben, als in einer zugigen alten Kirche herumzuhocken, aber Vater hatte darauf bestanden.
    Obwohl Feely fast sechs Jahre älter ist als ich, weigert sich Vater, sie allein zu ihren so gut wie allabendlichen Übungsstunden und Chorproben gehen zu lassen.
    »Demnächst werden sich noch mehr Fremde als sonst in unserer Gegend herumtreiben«, lautete sein Argument. Damit spielte er auf einen Trupp Archäologen an, der zur Ausgrabung der Gebeine unseres Schutzheiligen in Bishop’s Lacey erwartet wurde.
    Allerdings hatte Vater nicht erläutert, wie ausgerechnet ich meine Schwester gegen irgendwelche wild gewordenen Wissenschaftler hätte verteidigen sollen. Ich wusste aber, dass hinter seiner Sorge noch etwas anderes steckte.
    In jüngster Zeit hatten sich in Bishop’s Lacey mehrere Morde ereignet – hochspannende Verbrechen, bei deren Aufklärung ich Inspektor Hewitt von der Polizeiwache in Hinley tatkräftig unterstützt hatte.
    Ich zählte die Opfer in Gedanken an den Fingern ab: Horace Bonepenny, Rupert Porson, Brookie Harewood, Phyllis Wyvern …
    Noch eine Leiche, und die Finger einer Hand waren verbraucht.
    Jedes der vier Opfer war in unserem Dorf gewaltsam ums Leben gekommen. Das war der eigentliche Grund für Vaters Sorge.
    »Es ist nicht gut, wenn ein Mädchen, das … wenn ein Mädchen deines Alters am späten Abend allein auf eine Kirchen-orgel einhämmert, Ophelia«, hatte er zu Feely gesagt.
    »Aber da ist doch niemand, außer den Toten«, hatte meine Schwester gelacht, vielleicht eine Spur zu fröhlich. »Und die stören mich nicht. Jedenfalls lange nicht so sehr wie die Lebenden.«
    Hinter Vaters Rücken hatte meine andere Schwester Daffy sich über das Handgelenk geleckt und ihr Haar zu beiden Seiten eines imaginären Mittelscheitels befeuchtet, wie eine Katze, die sich putzt. Damit äffte sie Ned Cropper nach, den Schankkellner aus dem Gasthaus Dreizehn Erpel, der unsterblich in Feely verliebt war und sie verfolgte wie ein übler Geruch.
    Feely wiederum hatte sich am Ohr gekratzt, um Daffy zu zeigen, dass sie die kleine Pantomime verstanden hatte. Solche wortlosen Zeichen fliegen zwischen Schwestern hin und her wie Flaggensignale zwischen Schiffen. Für Außenstehende, die den Code nicht kennen, sind sie nicht zu entschlüsseln. Selbst wenn Vater etwas davon mitbekommen hätte, er hätte es nicht deuten können. Sein Codebuch war in einer ganz anderen Sprache abgefasst als unseres.
    »Wenn du nach Einbruch der Dunkelheit kommst oder gehst, nimmst du Flavia mit. Es schadet ihr gar nichts, wenn sie mal ein paar Kirchenlieder lernt.«
    Ein paar Kirchenlieder … als ob ich keine gekannt hätte! Erst kürzlich, als ich über Weihnachten das Bett hüten musste, hatte mir Mrs. Mullet unter viel Gekicher und dem Siegel der Verschwiegenheit ein brandneues Lied beigebracht. Daraufhin hatte ich jedes Mal, wenn ich Feely in die Kirche begleiten musste, aus vollem Hals geschmettert:
    Hört der Engel Lied erklingen,
    Beecham’s Pillen. Abführpillen sie besingen,
    Sie wirken sofort, bei Alt und Jung,
    Bringen die Därme richtig in Schwung!
    … bis mir meine Schwester irgendwann ein Gesangbuch an den Kopf geworfen hatte. Was Organisten angeht, steht für mich fest: Sie haben keinen Funken Humor.
    »Feely!«, jammerte ich. »Ich erfriere.«
    Ich knöpfte bibbernd meine Strickjacke zu. Abends wurde es in der Kirche bitterkalt. Der Chor war schon vor einer Stunde gegangen. Ohne die warmen Leiber um mich herum, dicht gedrängt wie singende Sardinen, kam es einem noch viel kälter vor.
    Aber Feely war bis über beide Ohren in Mendelssohn vertieft. Ich hätte ebenso gut mit dem Mond reden können.
    Da gab die Orgel plötzlich ein zittriges Röcheln von sich, als hätte sie sich verschluckt. Die Musik brach gurgelnd ab.
    »Zifix noch mal!«, entfuhr es Feely. Einen schlimmeren Fluch auszustoßen traute sie sich nicht – zumindest nicht in der Kirche. Meine Schwester war nämlich eine Frömmlerin.
    Sie stellte sich auf die Pedale und zwängte sich hinter der Bank hervor. Die Bässe blökten gequält.
    »Und jetzt?« Sie schaute nach oben, als erwartete sie von dort eine Antwort. »Das blöde Ding stellt sich schon seit Wochen so bockig an. Muss

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