Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
hinterher wieder zurückgestellt, sodass den Besitzern praktisch nie etwas auffiel.
    Oder wurden die Kopien zurückgebracht und die Originale verkauft? Ich nahm mir vor, später eine chemische Analyse von Sally Fuchsens und Shoppos Legierung durchzuführen. Eigentlich hatte ich mit der Hummergabel anfangen wollen, die Timothy – oder hieß er tatsächlich Timofy? – zum Spielen zweckentfremdet hatte.
    Timofy hatte ja auch beide Backen voller Süßigkeiten gehabt – da konnte man nur nuscheln.

    »Dannys Tasche«, hatte er erwidert, als ich ihn gefragt hatte, wo er sein schönes Buddelwerkzeug herhatte. Im Nachhinein fand ich ihn irgendwie niedlich.
    »Ach ja – und Mrs Bull? Gehört sie auch den Humplern an?«
    »Frag mich nicht«, antwortete Mrs Mullet. »Ich hab gehört, dass Tilda Mountjoy eine Humplerin ist, aber über Margaret Bull hab ich noch nie so was gehört, auch wenn die beiden wie Pech und Schwefel zusammenhalten! Die Humpler schleichen sich mal bei dem einen und mal bei dem anderen ins Haus, am Sonntag, und dann singen sie und schreien und wälzen sich auf dem Boden, als ob ihre Unterbuxen in Flammen stehen.«
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie sich Miss Mountjoy in religiöser Verzückung auf dem Boden wälzte, aber meine Fantasie, so lebhaft sie auch war, versagte mir ausnahmsweise den Dienst.
    »Diese Humpler sind schon ein komischer Haufen«, fuhr Mrs M fort, »aber keiner von denen würde Margaret Bull zur Tür reinlassen. Nicht mal, wenn der ganze Monat nur Sonntage hätte! Jedenfalls heutzutage nicht mehr.«
    »Warum denn nicht?«
    »Seit damals ihr Baby verschwunden ist, ist sie nicht mehr dieselbe, was nicht heißen soll, dass sie vorher was Besonderes gewesen wär …«
    »Was ist mit ihrem Mann?«
    »Tom Bull? Der ist nie drüber weggekommen. Es hat ihn fast umgebracht, heißt es. Bald danach ist er einfach weg, und meine Freundin Mrs Waller hat erzählt, seine Frau hätt’ ihr im Vertrauen erzählt, dass er nicht mehr wiederkommt.«
    »Vielleicht sucht er woanders Arbeit. Dogger sagt, das tun viele Männer, jetzt, da der Krieg aus ist.«
    »Tom Bull hatte aber Arbeit – bei Pettibones Schwiegersohn. «
    »Bei Ted Sampson?«

    »Wir haben ja grad von ihm geredet. Tom Bull ist gelernter Eisengießer und obendrein ein guter, heißt es, obwohl er immer wieder mal Ärger mit der Polizei hatte. Aber als die Kleine verschwunden ist, ist er durchgedreht, und hastenichgesehen war er auf und davon.«
    Wie gern hätte ich ihr brühwarm erzählt, dass die Leiche von Tom Bulls Töchterchen im Gehölz gefunden worden war, aber ich hütete meine Zunge. Die Neuigkeit hatte sich noch nicht im Dorf herumgesprochen, und ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, dass ich Informationen ausplauderte, die die Polizei vorerst lieber für sich behielt.
    »Lauf und wasch dir die Hände, Schatz«, riss mich Mrs Mullet aus meinen Gedanken. »Der Colonel hat gesagt, ihr habt einen Gast zum Abendessen. Da will er dich bestimmt nicht mit schmutzigen Händen bei Tisch sehen.«
    Ich hielt meine Zunge im Zaum. Sonst wehrte ich mich gegen solche unverschämten Bemerkungen, aber heute hatte ich eine neue Waffe.
    »Mach ich, Mrs M«, sagte ich und ging gehorsam zur Tür.
    Dort drehte ich mich um und sagte mit meiner schönsten Unschuldslammstimme: »Ach, übrigens, Mrs Mullet, Vanetta Harewood hat mir das Porträt von Harriet gezeigt.«
    Das Geschirrgeklapper verstummte; es wurde totenstill in der Küche.
    »Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde«, sagte Mrs Mullet plötzlich mit ganz fremder Stimme. »Ich habe drauf gewartet.«
    Sie sank kraftlos auf einen Küchenstuhl, vergrub das Gesicht in der Schürze und schluchzte hemmungslos.
    Ich stand hilflos an der Tür.
    Schließlich zog ich mir einen Stuhl heran, setzte mich ihr gegenüber und schaute ihr beim Weinen zu.
    Tränen faszinieren mich. Meine eigenen Analysen und die Experimente anderer Chemiker hatten ergeben, dass Tränenflüssigkeit
ein wahrlich wundersamer, sehr gehaltvoller Saft ist, dessen Hauptbestandteile Wasser, Kalium, Proteine, Mangan, verschiedene Enzyme, Fette, Öle und Wachse sind, dazu eine ordentliche Portion Natriumchlorid, vielleicht aus Gründen des Geschmacks. In größeren Mengen sind Tränen ein wirkungsvolles Reinigungsmittel.
    Wie Mrs Mullets Hühnersuppe, dachte ich, die sie einem schon beim geringsten Schniefen einflößte.
    Inzwischen hatte sich Mrs M ein bisschen beruhigt, und sie sagte durch die Schürze: »Das Bild sollte ein

Weitere Kostenlose Bücher