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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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hin oder her –, den Dr. Darbys Anruf erreichen würde.
    Dr. Darby würde bei einer eventuellen späteren Befragung garantiert aussagen, dass ich mir in seiner Anwesenheit nicht die Hände gewaschen hatte. Und selbst wenn mich das Waschwasser nicht verriet, mochte ich auf keinen Fall zugeben, dass ich gegen seine Anweisung verstoßen und den Wagen betreten hatte.
    Darum ging ich zum Flussufer, setzte die Schüssel ab und zog die Schuhe aus. Wenn ich noch ein Paar Schuhe ruinierte, würde Vater durchdrehen.
    Das Wasser war eiskalt. Ich wollte die Schüssel in der Mitte ausgießen, wo die träge Strömung kräftiger strudelte, denn in Ufernähe könnten verräterische Spuren im Gras haften bleiben.
Zum ersten Mal in meinem Leben dankte ich den höheren Mächten für die Vorzüge eines kurzen Kleides.
    Erst als ich knietief im Wasser stand, kippte ich die Schüssel aus und vertraute die verräterische Flüssigkeit der Strömung an. Ich atmete auf. Zumindest dieser Teil der belastenden Spuren war jetzt für Inspektor Hewitt unauffindbar.
    Auf dem Rückweg zum Ufer stieß ich mir den großen Zeh an einem unter Wasser liegenden Stein. Beinahe wäre ich kopfüber in den Fluss gefallen, aber ich ruderte wild mit den Armen und fing mich wieder. Zum Glück diente auch die Waschschüssel als Gegengewicht, und ich erreichte – außer Atem, aber aufrecht – das Flussufer.
    Halt! Das Handtuch! Daran befanden sich noch die Abdrücke meiner schmutzigen, blutverschmierten Hände!
    Ich flitzte wieder zum Wohnwagen. Tatsächlich: Das Tuch war mit deutlichen Abdrücken Flavia-großer Hände verziert. Zum Glück hatte ich noch daran gedacht!
    Abermals ging’s zum Fluss, abermals watete ich ins eiskalte Wasser, wo ich das Tuch mehrmals auswusch, rubbelte und wieder auswusch, bevor ich es so fest wie möglich auswrang. Erst als das heraustropfende Wasser im Mondschein ganz klar aussah, stapfte ich wieder ans Ufer.
    Ich hängte das Handtuch an seinen Nagel und beruhigte mich wieder. Selbst wenn die Beamten das Baumwollgewebe analysieren würden, dürften sie nichts Verdächtiges mehr finden. Uff!
    Ich führe mich auf wie eine Verbrecherin, dachte ich. Dabei würde der Inspektor nie auf die Idee kommen, ich hätte die alte Frau überfallen – oder doch?
    Ich war die letzte Person, die in Begleitung der Alten gesehen worden war. Unsere Abfahrt von der Kirmes war ungefähr so unauffällig gewesen wie eine Zirkusparade. Dazu kam der Streit mit Mrs Bull, die vermutlich nur allzu gern ein Mitglied der Familie de Luce belasten würde.

    Was hatte Mrs Bull noch gleich gesagt? » Du bist doch eins von den de-Luce-Mädels aus Buckshaw! « Ich hatte immer noch ihre heisere Stimme im Ohr. » Diese kalten blauen Augen erkenn ich überall. «
    Nicht eben freundlich. Was hatte sie eigentlich gegen uns?
    Ein Geräusch ließ mich herumfahren: das Rumpeln eines Autos, das mit dem Unterboden auf einem ausgefahrenen steinigen Weg aufsetzt, gefolgt von einem mechanischen Knirschen, als hätte jemand einen niedrigeren Gang reingerammt.
    Die Polizei!
    Ich sprang vom Kutschbock und sauste zur Brücke, um die Haltung eines verlässlichen Wachpostens einzunehmen. Ich kletterte auf die Brüstung und posierte, als säße ich für eine Statue von Wendy aus Peter Pan Modell: in der Hüfte abgewinkelt, beide Hände aufgestützt, den Kopf lauschend schief gelegt, die Stirn konzentriert gerunzelt. Hoffentlich wirkte es nicht allzu übertrieben.
    Keine Sekunde zu früh. Schon blinkten die Scheinwerfer zwischen den Bäumen auf, und kurz darauf hielt ein blauer Vauxhall vor der Brücke.
    Der grelle Lichtschein erfasste mich. Ich drehte langsam den Kopf und hob gleichzeitig lässig die Hand, als wollte ich meine Augen vor dem brutalen, erbarmungslosen Licht schützen. Ich stellte mir unweigerlich vor, wie dieser Anblick auf den Inspektor wirken musste.
    Eine spannungsgeladene Pause entstand, so wie wenn im Theater das Licht ausgeht, das Orchester die Ouvertüre aber noch nicht angestimmt hat.
    Eine Autotür schlug zu, und Inspektor Hewitt schlenderte dorthin, wo sich die Scheinwerferkegel trafen.
    »Flavia de Luce«, sagte er ausdruckslos – so ausdruckslos, dass ich nicht heraushören konnte, ob er eher begeistert oder verärgert darüber war, ausgerechnet mich an einem Tatort anzutreffen.

    »Guten Morgen, Herr Inspektor. Ich freue mich sehr, dass wir uns wiedersehen.«
    Ich hoffte einen Augenblick lang, er würde das Kompliment erwidern, aber den Gefallen erwies er

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