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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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man ihn hinter den Läden in die Enge treiben.
    Ich machte kehrt, fuhr wieder zurück und bog in weitem Bogen in die Shoe Street ein. Im letzten Haus wohnte Miss Pickery, die neue Bibliothekarin. Ich stieg ab, lehnte Gladys an den Zaun, kletterte hinüber und versteckte mich hinter einer der hohen Pappeln, die den Treidelpfad säumten.
    Gerade noch rechtzeitig! Da kam Colin auch schon angerannt, wobei er ständig nervös nach hinten schaute.
    »Tag, Colin«, sagte ich und stellte mich ihm in den Weg.
    Colin blieb so unvermittelt stehen, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen. Seine blauen Augen, hinter den dicken Linsen
groß wie Austern, huschten auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit von einer Seite zur anderen.
    »Du wirst polizeilich gesucht, weißt du das? Soll ich den Beamten sagen, wo du steckst?«
    Das war eine dreiste Lüge – mein Spezialgebiet.
    »N-n-n-nein.«
    Sein Gesicht war weiß wie Seidenpapier, und ich dachte schon, er würde in Tränen ausbrechen. Ehe ich die Daumenschrauben noch ein wenig anziehen konnte, stammelte er: »Ich … ich war’s nicht, Flavia! Ehrlich! Was die auch behaupten, ich hab’s nicht getan!«
    Es war ein bisschen wirr, aber ich wusste, was er meinte. »Was denn, Colin? Was hast du nicht getan?«
    »Nix. Ich hab nix getan.«
    »Wo ist eigentlich Brookie?«, fragte ich beiläufig. »Ich muss ein Wörtchen mit ihm reden. Es geht um gewisse Kaminböcke. «
    Meine Worte erzielten die gewünschte Wirkung. Colin drehte sich wie eine Wetterfahne, er zeigte nach Norden, Süden, Westen und Osten – im Osten hielt er an. Demnach vermutete er Brookie irgendwo jenseits des Dreizehn Erpel .
    »Als ich ihn zuletzt gesehen hab, hat er grad seinen Lieferwagen ausgeladen.«
    Seinen Lieferwagen? Besaß Brookie einen Lieferwagen? Die Vorstellung war so absurd wie die Vogelscheuche aus dem Zauberer von Oz am Steuer eines Bedford-Lasters.
    »Herzlichen Dank, Colin«, sagte ich. »Du bist ein helles Bürschchen.«
    Er rieb sich die Augen und zupfte an seinen Haaren, dann sprang er über den Zaun und flitzte die Shoe Street hoch.
    Hatte ich soeben einen fürchterlichen Fehler gemacht? Vielleicht, aber ich konnte meine Nachforschungen schlecht fortführen, wenn mir dabei jemand wie Colin sabbernd über die Schulter glotzte.

    Mir kam ein schrecklicher Gedanke. Und wenn …
    Nein! Wenn Colin Blutflecken auf der Kleidung gehabt hätte, wäre mir das aufgefallen.
    Als ich zurückging, um Gladys zu holen, hatte ich einen Geistesblitz. In Bishop’s Lacey gab es nur wenige Lieferwagen, von denen ich die meisten vom Sehen kannte: den vom Eisenwarenhändler, den vom Metzger, den vom Elektriker und so weiter. Auf jedem prangte eine Aufschrift mit dem Namen des Besitzers, jeder war einzigartig und unverwechselbar. Ein fremder Lieferwagen müsste eigentlich auffallen wie ein bunter Hund.
    Auf ging’s!
    Ich fuhr die ganze Hauptstraße ab – vergebens. Als ich jedoch am östlichen Ende abbog, traute ich meinen Augen nicht.
    Vor der Weidenvilla parkte ein schäbiger grüner Lieferwagen. Obwohl die verrosteten Seitenwände keine Aufschrift trugen, schrien sie förmlich »Brookie Harewood«.
    Die Weidenvilla hatte ihren Namen von dem mächtigen Baum, unter dessen herabhängenden Zweigen sie sich versteckte, was ganz gut war, da das Haus in einem scheußlichen Orange gestrichen war. Es gehörte Tilda Mountjoy, deren Bekanntschaft ich ein paar Monate zuvor unter eher ungünstigen Umständen gemacht hatte. Miss Mountjoy war die pensionierte Oberbibliothekarin der Leihbücherei von Bishop’s Lacey. Als sie noch arbeitete, hatten sich angeblich sogar die Bücher vor ihr gefürchtet. Seit sie frei über ihre Zeit verfügen konnte, hatte sie sich zur freiberuflichen Gewitterziege entwickelt.
    Ich war zwar nicht scharf darauf, unsere Bekanntschaft zu erneuern, doch mir blieb nichts anderes übrig, als durch das Gartentor zu treten, mir einen Weg durch die hängenden Weidenruten und das sumpfige Moos zu bahnen und an der Höhle des Löwen anzuklopfen.
    Mein Vorwand? Ich würde ihr erzählen, dass mir beim Radfahren plötzlich schwindlig geworden sei. Dann hätte ich
Brookies Lieferwagen gesehen und gedacht, dass Brookie vielleicht so nett wäre, Gladys aufzuladen und mich rasch nach Hause zu fahren. Vater würde sich ganz bestimmt überaus erkenntlich zeigen, und so weiter und so fort.
    Auf der Türschwelle wucherten Flechten, und es war kühl und feucht wie in einem Mausoleum.
    Ich hatte den angelaufenen

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