Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
Miss Mountjoys Remise? Das war mir neu.
    »Ach, richtig«, sagte ich, »jetzt fällt es mir wieder ein. Dann mache ich mich mal wieder auf den Weg. Sie legen sich am besten ein bisschen hin, Miss Mountjoy. Sie sind immer noch ganz blass. Nasenbluten darf man nicht unterschätzen, der Eisenverlust und so weiter. Sie sind bestimmt ganz erledigt.«
    Ich führte sie in das kleine Wohnzimmer und half ihr, sich auf dem Rosshaarsofa auszustrecken. Dann breitete ich eine Häkeldecke über sie, die sie mit bleichen Fingern umklammerte.
    »Ich finde allein zur Tür«, verabschiedete ich mich.

11
    W ie ein Schauspieler, der sich durch die Falten des Vorhangs kämpft, schob ich die Weidenruten auseinander und trat aus dem grünlichen Dämmer ins grelle Scheinwerferlicht der Sonne hinaus.
    Die Zeit lief mir davon. Inspektor Hewitt und seine Leute mussten jeden Augenblick hier eintreffen, und ich war mit meinen Nachforschungen kaum weitergekommen.
    Brookies Lieferwagen stand direkt vor mir, darum fing ich damit an. Ich schaute noch einmal nach links und rechts, aber auf der Straße war niemand zu sehen.
    Eine Fensterscheibe war halb heruntergekurbelt. Endlich hatte ich mal Glück!
    Vater trichterte uns ständig ein, wie wichtig es sei, immer und überall ein Taschentuch dabeizuhaben, und ausnahmsweise hatte er recht gehabt. Hätte ich die Wagentür einfach so geöffnet, hätte ich Fingerabdrücke auf dem vernickelten Griff hinterlassen.
    Doch der Griff rührte sich nicht, obwohl er beängstigend knarrte, was auf jede Menge Rost schließen ließ. Eine Autotür, die herausbrach und scheppernd auf die Straße knallte, konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.
    Ich stieg auf das ächzende Trittbrett, stützte mich auf die Ellenbogen und zwängte den Oberkörper ins Führerhaus, wobei meine Beine aus Gleichgewichtsgründen waagerecht in die Luft ragten.
    Mit der umwickelten Hand drückte ich auf den Knopf des
Handschuhfachs, das prompt aufsprang. Ich griff hinein und zog ein kleines Päckchen heraus. Wie vermutet, handelte es sich um die Zulassungspapiere für den Lieferwagen.
    Am liebsten hätte ich laut gejubelt! Damit hatte ich Brookies richtige Adresse, bei der es sich höchstwahrscheinlich nicht um die Weidenvilla handeln würde.
    Edward Sampson, stand da. Rye Road. East Finching.
    East Finching lag ungefähr fünf Meilen hinter Bishop’s Lacey.
    Aber wer war Edward Sampson? Anscheinend der Besitzer des Lieferwagens, aus dem meine hinteren Extremitäten herausragten wie eine Hummerschere aus der Falle – aber ich hatte noch nie von ihm gehört.
    Ich legte die Papiere zurück und schloss das Handschuhfach.
    Nächster Punkt: die Remise. »Komm mit, Gladys«, sagte ich und schwang mich auf den Sattel. Es musste ja nicht unbedingt jeder wissen, wo ich mich aufhielt.
    Das ehemalige Kutschenhaus stand am Ende eines heckengesäumten L-förmigen Weges, der um das Haupthaus herumführte. Ich verstaute Gladys hinter einer Buchsbaumhecke und ging zu Fuß weiter.
    Die hochherrschaftliche Bezeichnung »Remise« war allerdings eher ein Witz.
    Die zweistöckige Bruchbude hatte einen gemauerten Sockel, der Rest der Wände bestand aus Brettern. Die Fenster waren verdreckt und voller Spinnweben und sahen aus, als würden sie mich beobachten.
    Der Anstrich der Tür war abgeblättert, und das verwitterte Holz lag frei, was zu den ungestrichenen Brettern der Wände passte.
    Ich wickelte das Taschentuch wieder um die Hand und drückte die Klinke herunter. Die Tür war abgeschlossen.
    Die Fenster waren zu weit oben angebracht, und das efeuüberwucherte
verfallene Spalier machte keinen stabilen Eindruck. An der Wand lehnte eine baufällige Leiter, aber auch die sah nicht vertrauenerweckend aus. Ich beschloss, mir die Rückseite des Gebäudes anzusehen.
    Nur ein schiefer Zaun und ein schmaler Weg lagen zwischen der Rückseite der Remise und der Wiese hinter Miss Mountjoys Haus. Ich musste geduckt laufen wie ein Spähtrupp an einem feindlichen Strandabschnitt.
    Links grenzte ein Drahtgehege an die Remise, aus dem es jetzt aufgeregt gackerte. In dem Gehege wohnte der größte Hahn, den ich je gesehen hatte. Ein Riesenvieh.
    Als er mich erblickte, stürzte der Vogel an den Maschendraht und flatterte daran empor. Ich wich zurück; mein erster Impuls war wegzurennen – aber dann sah ich den flehenden Blick seiner bernsteinfarbenen Augen.
    Der Hahn hatte Hunger!
    Ich nahm eine Handvoll Futter aus einer Kiste, die außen am Gehege angebracht war, und warf

Weitere Kostenlose Bücher