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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Messingklopfer in Gestalt eines Lincoln-Kobolds schon ergriffen, da wurde die Tür aufgerissen, und Miss Mountjoy stand vor mir – über und über mit Blut verschmiert!
    Ich weiß nicht, wer von uns beiden mehr erschrak. Einen Augenblick standen wir reglos da und starrten einander mit aufgerissenen Augen an.
    Die ganze Vorderseite ihres Kleides und die Ärmel ihrer grauen Strickjacke waren nass von Blut, ihr Gesicht glich einer offenen Wunde. Ein paar frische, hellrote Tropfen fielen auf den Fußboden, dann drückte sie wieder das blutige Taschentuch ans Gesicht.
    »Nasenbluten. Das habe ich andauernd.« Es klang allerdings eher wie: »Dasenbluten. Das hawe ich ambauernd.«
    »Meine Güte, Miss Mountjoy!«, rief ich. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«
    Ich nahm sie am Arm, und ehe sie protestieren konnte, hatte ich sie durch den dunklen, mit wuchtigen Tudor-Büfetts vollgestellten Flur in die Küche geschoben.
    »Setzen Sie sich!« Ich zog ihr einen Stuhl heran, und sie gehorchte tatsächlich.
    Meine Erfahrungen mit Nasenbluten waren begrenzt, aber durchaus praktischer Natur. Auf einem von Feelys Geburtstagsfesten hatte Sheila Foster einen Krocketschläger ins Gesicht bekommen. Dogger hatte die Blutung mit einem Taschentuch gestillt, das er mit einer Kupfersulfatlösung aus seinem Gewächshaus getränkt hatte.
    Die Weidenvilla machte nicht den Eindruck, als sei dort ein
Vorrat an Kupfervitriol zu finden, wie die Lösung auch genannt wurde. Zwar genügten zur Herstellung eine halbe Teetasse verdünnter Schwefelsäure, ein paar Pennies und die Batterie von Gladys’ Fahrradlampe, aber jetzt war nicht der passende Augenblick für chemische Experimente.
    Ich nahm einen verschnörkelten Eisenschlüssel, der neben dem Herd an einem Nagel hing, und drückte ihn Miss Mountjoy in den Nacken.
    Sie schrie auf und erhob sich halb von ihrem Stuhl.
    »Ruhig«, sagte ich, als redete ich einem scheuenden Pferd gut zu, und sah wieder vor mir, wie ich mich an Grys Mähne festhielt. »So ist’s brav.«
    Miss Mountjoy blieb sitzen. Es war so weit.
    »Ist Brookie hier?«, fragte ich im Plauderton. »Ich habe seinen Lieferwagen vor dem Haus gesehen.«
    Miss Mountjoys Kopf zuckte nach hinten, ihre Schultern verkrampften sich. Sie nahm das blutige Taschentuch von der Nase und sagte in eiskaltem Ton und bestens verständlich: »Dieser Harewood wird keinen Fuß mehr in dieses Haus setzen. «
    Was sollte das denn bedeuten? Tat sie lediglich einen Entschluss kund, oder schwang noch etwas anderes in ihrem Ton mit? Wusste sie etwa, dass Brookie tot war?
    Als sie sich umdrehte und mich ansah, stellte ich fest, dass ihr Nasenbluten aufgehört hatte.
    Ich schwieg. Diesen Trick hatte ich mir von Inspektor Hewitt abgeschaut.
    »Der Kerl ist ein Dieb«, sagte Miss Mountjoy schließlich. »Ich hätte ihn nicht hereinlassen dürfen. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
    »Soll ich Ihnen etwas bringen, Miss Mountjoy? Ein Glas Wasser? Oder ein feuchtes Tuch?«
    Jetzt war es angebracht, mich bei ihr einzuschmeicheln.
    Ich ging zur Spüle, hielt ein Handtuch unter den Wasserhahn,
wrang es aus und gab es ihr. Als sie sich das Blut von Gesicht und Händen wischte, schaute ich diskret weg und nutzte dabei die Gelegenheit, mich in der Küche umzusehen.
    Es war ein fast quadratischer Raum mit niedriger Decke, einem kleinen grünen AGA-Herd, einem blank gescheuerten Tisch mit einem einzigen Stuhl, auf dem Miss Mountjoy gerade saß. An zwei Wänden präsentierte sich eine Sammlung blauweißer Teller und Servierplatten auf eigens dafür angebrachten Tellerborden – überwiegend Staffordshire mit ländlichen Szenen. Ich zählte elf Stück plus eine leere Stelle, wo einmal ein zwölfter Teller gestanden haben musste.
    Das grünliche Licht, das durch den Weidenvorhang draußen in die zwei kleinen Fenster über der Spüle fiel, verlieh den Tellern eine merkwürdige Unterwasserfärbung, die mich an den Trafalgar-Rasen nach dem Gewitterguss erinnerte – nachdem die Beamten Brookies Leiche vom Brunnen geborgen hatten.
    Neben der Tür zum Flur stand ein ramponiertes Holzschränkchen, auf dem eine Ansammlung lauter gleicher Flaschen stand, die nach Medizin aussahen.
    Erst als ich die Etiketten las, nahm ich den Geruch wahr. Merkwürdig, dachte ich. Normalerweise reagiert die Nase viel schneller als Auge und Ohr.
    Jedenfalls roch die ganze Küche, Miss Mountjoy inbegriffen, nach Lebertran.
    Vielleicht hatte mich der Anblick der bluttriefenden

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