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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Täuschung, natürlich konnte er mich nicht sehen. Wahrscheinlich schaute er zu den Wolken empor, die sich über Buckshaw zusammenbrauten.
    Er drehte sich weg und dann wieder in meine Richtung. Er schien sich mit jemandem zu unterhalten. Genau so war es. Detective Sergeant Woolmer kam mit einer schweren Tasche um den Brunnensockel herum. Dr. Darby und Detective Sergeant Graves folgten ihm auf dem Fuße. Offenbar sind sie alle im gleichen Auto gekommen, dachte ich, sie sind durch die Rinne und am Gehölz vorbeigefahren.
    Im Handumdrehen hatte Sergeant Woolmer sein Stativ ausgeklappt und die protzige Polizeikamera daraufgeschraubt.
Mit seinen Wurstfingern stellte er das Objektiv erstaunlich geschickt ein; dann knipste er eifrig drauflos.
    Ein greller Blitz zuckte auf, dicht gefolgt von einem so ohrenbetäubenden Donnerschlag, dass es mich beinahe buchstäblich vom Hocker haute. Ich ließ das Fernglas fallen und stützte mich mit beiden Händen an der Fensterscheibe ab.
    Was hatte mir Daffy einmal während eines sommerlichen Wolkenbruchs erzählt?
    »Bei Gewitter muss man vom Fenster weggehen, dumme Nuss.«
    Und ich klebte hier von Blitzen umzuckt an der Scheibe wie ein Schmetterling auf seiner Pappkarte im Museum für Naturgeschichte.
    »Wenn dich der Blitz verfehlt, saugt dir der Donner die Luft aus den Lungen, und du wirst umgekrempelt wie eine alte Socke«, hatte Daffy behauptet.
    Es blitzte abermals, der Donner toste, und dann kam der Regen wie aus Kübeln herunter und trommelte auf das Dach wie tausend Kesselpauken. Die Bäume im Park bogen sich unter peitschenden Windböen.
    Eigentlich war es ein aufregendes Schauspiel. Zum Kuckuck mit Daffy, dachte ich. Bestimmt konnte man sich an diese Art Spektakel gewöhnen und sich daran erfreuen.
    Ich richtete mich wieder auf und setzte das Fernglas, das an seinem Riemen vor meiner Brust baumelte, wieder an die Augen.
    Mir bot sich eine Szene wie geradewegs aus der Hölle. Im wässrig-grünen Licht, vom Wind zerzaust und von Blitzen beleuchtet, mühten sich die drei Beamten ab, Brookies Leichnam von Poseidons Dreizack zu heben. Sie hatten ein Seil unter den Armen der Leiche durchgeführt und ließen sie langsam, fast fürsorglich auf den Boden hinab. Poseidon ragte im Regen auf wie ein steinerner Satan, schaute aber noch genauso abwesend, ja gelangweilt drein wie eh und je.

    Inspektor Hewitt griff nach dem Seil und hielt es fest, damit Brookie nicht auf dem Boden aufschlug. Die nassen Haare klebten ihm an der Stirn, und es kam mir vor, als betrachtete ich ein schauriges Passionsspiel.
    Erst als Sergeant Woolmer eine Plane aus seiner Tasche gezogen und Brookies Leiche damit zugedeckt hatte, schienen die Männer daran zu denken, selbst Schutz vor dem Regen zu suchen. Dr. Darby hielt sich seine kleine schwarze Tasche über den Kopf, was aber nicht viel half.
    Inspektor Hewitt hatte einen durchsichtigen Regenmantel entfaltet und über seinen klatschnassen Anzug gestreift. Ob ihm seine hübsche Frau Antigone den Regenmantel für Notfälle wie diesen in die Tasche gesteckt hatte?
    Sergeant Woolmer stand da wie eine Eiche, als wäre seine Körpermasse Schutz genug gegen Wind und Regen, wogegen Sergeant Graves, der Kleinste der vier, sich unter das unterste Brunnenbecken duckte, wo er im Trockenen saß.
    So plötzlich, wie es gekommen war, zog das Gewitter auch wieder davon. Die dunkle Wolke trieb nach Osten weiter, die Sonne kam heraus, und die Vögel nahmen ihren unterbrochenen Gesang wieder auf.
    Sergeant Woolmer zog die wasserdichte Haube von der Kamera und machte sich daran, den Brunnen aus allen erdenklichen Perspektiven zu fotografieren. Als er mit den Nahaufnahmen anfangen wollte, schob sich ein Krankenwagen ins Bild und schaukelte über den unebenen Boden zwischen dem Gehölz und dem Trafalgar-Rasen.
    Dr. Darby wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer und half ihm, Brookies verhüllten Leichnam auf eine Trage zu legen, dann kletterte er auf den Beifahrersitz.
    Der Krankenwagen rumpelte davon, kurvte um die halb vergrabenen Statuen herum, und ein Regenbogen erschien am Himmel. Die in ein unheimliches gelbes Licht getauchte Landschaft sah wie das Gemälde eines Geisteskranken aus.

    Am Waldrand hinter dem Trafalgar-Rasen bewegte sich etwas. Ich schwenkte das Fernglas herum, stellte es scharf und sah gerade noch eine Gestalt im Wald verschwinden.
    Noch ein Wilderer, dachte ich. Er hat die Polizisten beobachtet, will aber selbst nicht gesehen werden.
    Ich suchte den Waldsaum

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