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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Bibliothekarin abgelenkt. Als sie die Tür geöffnet hatte, war mir zwar ein Fischgeruch aufgefallen, und auch, als ich ihr den kalten Schlüssel ins Genick gedrückt hatte, aber offenbar hatte mein Unterbewusstsein diesen Umstand als vorläufig nebensächlich eingestuft.
    Ich hatte bereits leidvolle Erfahrungen mit Lebertran gemacht. Den überwiegenden Teil meines jungen Lebens hatte ich damit zugebracht, vor Mrs Mullet zu flüchten, die mich mit einer entkorkten Flasche und einem spatengroßen Löffel
durch die Flure und Treppenfluchten von Buckshaw verfolgte – bis in meine Träume.
    Welcher vernünftige Mensch wollte schon etwas schlucken, das wie Motoröl aussah und aus Fischlebern gewonnen wurde, die man zum Faulen in die Sonne legte? Lebertran wurde zum Ledergerben benutzt, und ich mochte mir nicht ausmalen, was er mit meinen Gedärmen anstellte.
    »Mach schön den Mund auf, Schatz!«, rief Mrs Mullet, wenn sie hinter mir herwalzte. »Es ist nur zu deinem Besten!«
    »Nein!«, kreischte ich. »Ich will keine Säure trinken!«
    Das war nicht etwa übertrieben. Ich hatte das Zeug in meinem Labor analysiert und herausgefunden, dass es eine ganze Reihe Säuren enthielt, darunter Ölsäure, Essigsäure, Buttersäure, Chol- und andere Gallsäuren sowie Phosphorsäure, ganz zu schweigen von den Oxiden, Kalzium und Natrium.
    Irgendwann hatte ich mit Mrs M ein Abkommen getroffen. Ich durfte den Lebertran vor dem Schlafengehen allein in meinem Zimmer einnehmen, im Gegenzug würde ich nicht mehr wie eine Hexe kreischen und ihr vors Schienbein treten. Das schwor ich beim Grab meiner Mutter.
    Natürlich hatte Harriet gar kein Grab. Ihre sterblichen Überreste ruhten im Schnee von Tibet.
    Mrs Mullet war insgeheim froh, von ihrer undankbaren Aufgabe entbunden zu sein. Sie hatte zwar so getan, als willigte sie nur höchst ungern in unseren Pakt ein, hatte mir dann aber erleichtert Löffel und Flasche überreicht.
    Wie ein Gummiball an einer elastischen Schnur hüpften meine Gedanken in die Gegenwart zurück.
    »Gab es etwa Ärger wegen irgendwelcher Antiquitäten?«, fragte ich. »Da sind Sie nicht die Einzige, Miss Mountjoy.«
    Sie spähte zu der Lücke an der Wand hinüber, wo der fehlende Teller gestanden hatte. Ich hatte anscheinend ins Schwarze getroffen.
    Sie merkte, dass ich ihrem Blick folgte.

    »Der Teller stammte aus der Zeit von Hongwu, dem ersten Ming-Kaiser. Er hat gesagt, er kennt da jemanden …«
    »Mit ›er‹ meinen Sie Brookie?«, unterbrach ich sie.
    Sie nickte.
    »Er hat gesagt, er kennt jemanden, der den Teller begutachten und schätzen kann, diskret und nicht zu teuer. Auch nach dem Krieg machen wir keine leichten Zeiten durch, weißt du, und die Vorstellung, dass …«
    »Ich weiß schon, Miss Mountjoy«, sagte ich. »Das verstehe ich sehr gut.«
    Angesichts Vaters finanzieller Schwierigkeiten und dem Schneegestöber aus Mahnungen, das jeden Tag auf Buckshaw herabrieselte und schon für Gerede in Bishop’s Lacey sorgte, brauchte sie meinetwegen nicht ausführlicher zu werden.
    Sie sah mich an. »Wir sind beide arme Schlucker«, schien ihr Blick zu sagen.
    »Er hat erzählt, die Bahn sei schuld. Er hätte den Teller in Stroh verpackt und sorgfältig in einer Kiste verstaut. Natürlich hatte er keine Versicherung abgeschlossen, damit es nicht noch teurer wird, aber …«
    »Aber jemand hat Ihren Teller in einem Antiquitätenladen entdeckt.«
    »Meine Nichte Julia. In Pimlico. Sie sagte: ›Tantchen, du kommst nicht drauf, was ich heute gesehen habe – das Gegenstück zu deinem Ming!‹
    Sie stand dort, wo du jetzt stehst, und wie du hat sie sich umgedreht und die leere Stelle an der Wand angeschaut. ›Oje, Tantchen!‹, hat sie gesagt. ›Oje!‹ Natürlich haben wir versucht, den Teller wiederzukriegen, aber der Mann behauptete, er hätte ihn von einem Parlamentsabgeordneten in Kommission genommen. Den Namen dürfe er nicht nennen, die Angelegenheit sei streng vertraulich. Julia wollte die Polizei einschalten, aber ich rief ihr in Erinnerung, dass Onkel Jamieson, der das gute Stück einst erworben hatte, nicht der Allerehrlichste gewesen
war. Tut mir leid, dass du dir das alles anhören musst, Flavia, aber ich lege größten Wert darauf, immer ehrlich zu sein.«
    Ich nickte, aber im Stillen war ich ein bisschen enttäuscht. Ich nahm einen neuen Anlauf. »Aber woher wusste Brookie Harewood überhaupt von dem Teller?«
    »Er ist mein Mieter. Er wohnt drüben in der alten Remise.« Brookie wohnte in

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