Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
fragte ich mich.

    Noch vor ein paar Stunden hatte ich die beiden zu Hause in unserem Salon gesehen. Brookie Harewood konnte sie nicht geklaut haben, weil er nämlich tot war. Aber wer sonst hatte sie stibitzt?
    Colin Prout etwa? Er war ja angeblich Brookies Handlanger und hatte sich vorhin ganz in der Nähe herumgetrieben.
    Wohnte Colin bei Brookie? Miss Mountjoy hatte Brookie als ihren Untermieter bezeichnet, demnach wohnte mindestens er hier. Bis jetzt hatte ich weder eine Küche noch ein Schlafzimmer gesehen, aber vielleicht lag beides ja hinter den vielen Möbeln verborgen. Oder oben.
    Als ich den Mittelgang durchquerte, wurde draußen eine Autotür zugeschlagen.
    Verflixt! War das schon Inspektor Hewitt?
    Ich duckte mich und watschelte im Entengang zum Fenster. Dort drückte ich mich an die Rückseite eines Schranks aus massivem Ebenholz und spähte nach draußen.
    Doch wer da angestapft kam, war mitnichten der Inspektor, sondern ein Schrank auf Beinen. Der Mann hatte die Ärmel hochgekrempelt. Seine behaarten Arme glichen zwei Weihnachtsschinken. Aus dem aufgeknöpften Hemd quollen büschelweise schwarze, drahtige Brusthaare, und er ballte im Gehen die Fäuste.
    Wer immer das sein mochte, seine Miene verhieß nichts Gutes. Der Kerl hätte mich wie eine Fliege zerquetschen können. Deshalb durfte er mich gar nicht erst finden.
    Auf dem Rückweg durch das Möbellabyrinth gingen mir fast die Nerven durch. Zweimal fuhr ich zusammen, weil sich neben mir etwas bewegte, aber jedes Mal war es nur mein eigenes Spiegelbild in einem nicht zugehängten Spiegel.
    Der Mann öffnete bereits die Tür, da hatte ich endlich den Hahnenauslauf erreicht. Ich schlüpfte hinein, ließ mich erst auf alle viere nieder und dann auf den Bauch und machte mich daran, durch die Klappe nach draußen zu kriechen.

    Natürlich stürzte sich der Gockel wie ein Kampfhahn auf mich. Ich hielt die Hände schützend vors Gesicht, aber das Vieh hatte rasiermesserscharfe Sporne. Bevor ich halb draußen war, bluteten meine Handgelenke.
    Als ich den Zaun erklomm, pickte der Hahn unermüdlich nach meinen Beinen. Ich vergaß meine vom Maschendraht gemarterten Zehen, warf mich über den Zaun und plumpste auf der anderen Seite zu Boden.
    »Wer ist da?« Es hörte sich an, als sei der bullige Besucher ganz in der Nähe. Aber wenn er drinnen nicht auf dem Bauch zum Türchen gerobbt war, konnte er mich nicht sehen. Da hätte er schon um die Remise herumgehen müssen.
    Schon hörte ich ihn in Richtung Remisentür stapfen.
    Ich flitzte geduckt an dem maroden Bretterzaun entlang – doch halt: Ich hatte meine Strümpfe und Schuhe vergessen!
    Also wieder zurück. Mein Atem ging stoßweise, und ich hatte Seitenstechen. Mit Schuhen und Strümpfen in der Hand erreichte ich mit letzter Kraft meine treue Gladys.
    Gerade noch rechtzeitig. Mit angehaltenem Atem stand ich hinter der Buchshecke, als der Schrank von einem Mann vorübertrampelte.
    »Wer ist da? «, rief er wieder, und ich hörte, wie sich der Hahn wütend krähend gegen den Gehegezaun warf.
    Mein Verfolger fluchte derb, dann war er weg. Ich möchte ihn hier nicht zitieren, prägte mir seine Worte aber für spätere Gelegenheiten gut ein.
    Vorsichtshalber wartete ich noch ein paar Sekunden, dann zog ich Gladys hinter der Hecke hervor und machte mich auf den Heimweg.
    Als ich davonradelte, tat ich mein Bestes, um wie ein wohlerzogenes englisches Mädchen auszusehen, das bei einer zünftigen Fahrradtour ein wenig frische Luft schnappt.
    Besonders überzeugend kann meine Scharade nicht gewesen sein. Ich war von oben bis unten verdreckt, zerhackt und
aufgeschürft, und meine Kleider konnte ich gleich in den Mülleimer werfen.
    Vater würde nicht begeistert davon sein.
    Und wenn nun jemand in meiner Abwesenheit Porcelain entdeckt hatte? Oder wenn Fenellas Enkelin aufgewacht und nach unten oder gar in Vaters Arbeitszimmer spaziert war?
    Sonst fühlte ich mich auf Gladys immer wie in Abrahams Schoß, aber jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun.
     
    »Ich hab sie ertappt, als sie durchs Fenster in die Bildergalerie einsteigen wollte – wie eine gewöhnliche Einbrecherin! «, verkündete Feely. »Ich wollte mir Maggs Porträt von Ajax anschauen und da …«
    Maggs war ein Grobian und Maler, der in der Regency-Zeit in der Nähe von Bishop’s Lacey gelebt hatte, und Ajax ein Pferd, das mein Vorfahr Florizel de Luce aus einer Laune heraus gekauft hatte. Ajax hatte seinen neuen Eigentümer dadurch belohnt, dass er

Weitere Kostenlose Bücher