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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Kirchgängern betrachtet wurde.
    Das alles ging mir noch einmal durch den Kopf.
    Mit der kleinen weißen Bibel, die mir Mrs Mullet zur Konfirmation geschenkt hatte, in der einen Hand und dem Fahrradflickzeug in der anderen machte ich mich auf den Weg zu Feelys Zimmer.
    Der Weg war gar nicht so weit. Wenn man sich im Obergeschoss durch ein Labyrinth aus staubigen, düsteren Fluren schlängelte, konnte man vom Ostflügel in den Westflügel überwechseln. Ich kam an einer Reihe leerstehender Räume vorbei, die seit damals, als Königin Viktoria gegen Ende ihrer Regierungszeit einen Besuch bei uns abgesagt hatte, nicht mehr benutzt wurden. Ihrem Privatsekretär, Sir Henry Ponsonby, hatte Victoria anvertraut, sie könne »in einer dermaßen winzigen Kammer nicht einmal Luft holen«.
    Inzwischen erinnerten die Räumlichkeiten hinter den getäfelten Türen an ein Leichenschauhaus für Möbel. Die einzigen Bewohner waren mit Laken zugehängte Bettgestelle, Kommoden und Sessel, die wegen der trockenen Luft des Nachts schaurig knackten.
    Diesmal jedoch blieb alles ruhig. Ich legte das Ohr an das grüne Tuch, mit dem die Tür zum Westflügel bespannt war, öffnete die Tür einen Spalt und spähte in den Flur.
    Wieder nichts. Alles still wie im heiligen Grab.
    Dann wehten die Klänge von Bachs Jesus bleibet meine Freude die Westtreppe herauf. Feely übte im Salon Klavier. Ich konnte mein Vorhaben ungestört durchführen.

    Rasch betrat ich Feelys Zimmer und zog die Tür hinter mir zu.
    Ich kannte mich einigermaßen aus, weil ich öfters herkam, um Pralinen zu stibitzen und in Feelys Schubladen zu stöbern. Das Zimmer sah so ähnlich aus wie mein eigenes, ein scheunenartiger Raum mit hoher Decke und hohen Fenstern, der sich eher als Flugzeughangar geeignet hätte.
    Anders als in Feelys Zimmer lösten sich allerdings in meinem die Tapeten von den feuchten Wänden, und zwar in dicken Blasen, die sich bei heftigem Regen mit eisigem Wasser füllten und meine Matratze in einen Sumpf verwandelten. Ich war jedes Mal gezwungen, mein Bett zu verlassen und die Nacht in meinen Morgenmantel gehüllt in dem nach Mäusen müffelnden Ohrensessel zu verbringen, der in der einzigen trockenen Ecke stand.
    Verglichen damit sah Feelys Zimmer aus wie eins aus einem Kinofilm. Die Wände waren mit einem zarten Blumenmuster tapeziert (Moosröschen, glaube ich), die hohen Fenster von meterweise Spitzenstoff eingerahmt. Das Himmelbett mit den bestickten Vorhängen stand in einer Ecke des riesigen Raums und fiel dort kaum auf.
    Auf dem Ehrenplatz neben dem Fenster stand ein besonders hübscher Frisiertisch im Queen-Anne-Stil. Seine geschwungenen Beine waren so schlank und elegant wie die von Degas’ Balletteusen. Darüber hing ein unpassend wuchtiger, dunkel gerahmter Spiegel. Das Ensemble sah aus wie ein Wasserkopf auf Zwergenbeinen.
    Ich legte die Bibel auf den Frisiertisch und hielt sie mit dem Stiel von Feelys Bürste offen. Dann holte ich ein Döschen Magnesiumsilikathydrat, besser bekannt als Talkum oder Schneiderkreide, aus der Flickzeugtasche. Das Zeug sollte verhindern, dass der frisch geflickte Schlauch an der Innenseite des Gummireifens festklebte. Ich hatte allerdings eine andere Verwendung im Sinn.
    Ich tauchte einen von Feelys Schminkpinseln in das Talkum
und schrieb nach einem kurzen Blick in die Bibel mit kühnen Buchstaben auf das Spiegelglas: Deuteronomium 28,27.
    Anschließend nahm ich ein Taschentuch und wedelte die weiße Puderschicht wieder weg, pustete die Krümel von der Frisiertischplatte und tilgte auch die Spuren auf dem Fußboden.
    Es war vollbracht! Alles andere würde sich von selbst ergeben. Die unbestechlichen Gesetze der Chemie würden ihre Wirkung tun, ohne dass ich noch einen Finger rühren musste.
    Wenn Feely sich das nächste Mal vor ihren Spiegel setzte und sich vorbeugte, um ihre Eiterbeulen zu inspizieren, würde ihr feuchtwarmer Atem die Schrift auf dem Glas sichtbar machen, und es würde ihr förmlich ins Gesicht springen:
    Deuteronomium 28,27.
    Die entsetzte Feely würde sofort in der Bibel nachschlagen. Oder auch nicht, denn da es in dem Absatz um Körperpflege ging, kannte sie ihn wahrscheinlich auswendig. Falls sie aber doch nachschlagen musste, würde sie Folgendes lesen:
    Der HERR wird dich schlagen mit den Geschwüren Ägyptens, mit Feigwarzen, mit Grind und Krätze, dass du nicht kannst geheilt werden.
    Mit den Warzen war nichts anderes gemeint als Hämorrhoiden – die ideale Dreingabe zu den Geschwüren,

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