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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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springen.
    »Porcelain glaubt, ich hätte ihre Oma überfallen«, sagte ich freimütig.
    Inspektor Hewitt nickte. »Mrs Faa ist sehr verwirrt. Das passiert oft bei Kopfverletzungen. Ich dachte, ich hätte mich der Enkelin verständlich gemacht, aber vielleicht sollte ich doch noch mal mit ihr…«
    »Nicht nötig. So wichtig ist das nicht.«
    Der Inspektor sah mich forschend an und schrieb etwas in sein Büchlein.
    »Setzen Sie wieder ein P neben meinen Namen?«
    Das war eine kecke Frage, und ich biss mir sofort auf die Zunge. Bei einer früheren Befragung hatte ich nämlich beobachtet, wie er ein großes P neben meinen Namen in seinem Notizbuch geschrieben hatte. Leider hatte er mir nicht verraten wollen, was das bedeuten sollte.
    Jetzt lächelte er flüchtig. »So etwas fragt man nicht. Es ist unhöflich, einen Polizisten nach seinen kleinen Geheimnissen zu fragen.«
    »Warum denn?«

    »Aus den gleichen Gründen, weshalb ich dich nicht nach deinen frage.«
    Wie ich den Mann bewunderte! Wieder einmal waren wir in ein geistiges Schachspiel verstrickt, und uns war beiden bewusst, dass einer von uns schummelte.
    Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich bewunderte diesen Mann!
     
    Das war auch schon alles. Der Inspektor stellte mir noch ein paar Fragen: ob ich jemanden in der Nähe gesehen hätte, ob ich ein Auto gehört hätte und so weiter; dann verabschiedete er sich.
    Beinahe hätte ich mich ihm doch noch anvertraut, um das Vergnügen seiner Gesellschaft ein wenig auszudehnen. Er wäre sicher entzückt gewesen, von Brookies nächtlichem Auftauchen in unserem Salon zu hören, ganz zu schweigen von meinen Besuchen bei Miss Mountjoy und in Brookies Bude. Ich hätte ihm auch erzählen können, was ich in Vanetta Harewoods Haus in Malden Fenwick herausgefunden hatte.
    Aber das ließ ich schön bleiben.
    Ich stand noch nachdenklich in der Eingangshalle, da hörte ich eine Schuhsohle leise quietschen. Als ich aufblickte, sah ich Feely auf dem Treppenabsatz im ersten Stock. Sie hatte die ganze Zeit dort oben gestanden!
    »Na, Fräulein Hilfsbereit?«, sagte sie höhnisch. »Du hältst dich wohl für besonders schlau.«
    So schnippisch, wie sie tat, hatte sie bestimmt noch nicht in ihren Spiegel geschaut.
    »Man tut, was man kann«, sagte ich und klopfte mir ein Flöckchen Talkum vom Kleid.
    »Du bildest dir ein, der Inspektor mag dich, stimmt’s? Vergiss es! Dich kann sowieso keiner leiden. Manche Leute tun so als ob, aber in Wirklichkeit können sie dich nicht ausstehen. Wirklich erstaunlich, dass dir das anscheinend noch nie aufgefallen ist.«

    Ihre Stimme hallte von den getäfelten Wänden wider. Es hörte sich an, als wäre ich eine Angeklagte und sie der Staatsanwalt.
    Doch wie jedes Mal, wenn eine meiner Schwestern über mich herfiel, spürte ich wider besseres Wissen einen sonderbaren Aufruhr in der Brust, als wollte eine urzeitliche Sumpfkreatur an die Oberfläche gelangen. Was hatte ich getan, dass mich die beiden derart verabscheuten?
    »Warum quälst du nicht noch ein bisschen den armen Herrn Bach?«, schleuderte ich Feely entgegen, aber es klang irgendwie lahm.
     
    Nach jedem Familienstreit staune ich, dass es draußen noch genauso aussieht. Drinnen im Haus ballen sich die Leidenschaften und Gefühle wie giftige Gase und haften wie abgestandener Rauch an Wänden und Decken, doch draußen im Freien bleibt alles, wie es ist. Die Landschaft lässt alle menschlichen Zwistigkeiten gelassen über sich hinwegziehen. Oder der Wind bläst allen Zank und Streit einfach fort.
    Das ging mir durch den Kopf, als ich in Richtung Trafalgar-Rasen schlenderte. Wenn Porcelain unbedingt glauben wollte, dass ich ihrer Oma den Schädel eingeschlagen hatte – ja, womit eigentlich?
    Als ich Fenella gefunden hatte, war der Wagen, von dem ganzen Blut abgesehen, wie aus dem Ei gepellt gewesen. Keine blutverschmierte Waffe hatte herumgelegen, kein Stock, kein Stein, kein Schürhaken. Merkwürdig eigentlich. Warum hätte der Täter sie mitnehmen sollen?
    Die Polizei hatte das Gehölz bestimmt mit der Lupe nach der Tatwaffe abgesucht. Hatten sie nichts gefunden?
    Am Poseidonbrunnen blieb ich einen Augenblick stehen. Der muskelbepackte Neptun, wie ihn die Römer genannt hatten, blickte unbeteiligt in die Ferne, wie jemand, der beim Bankett einen fahren lässt und dann so tut, als sei er’s nicht gewesen.

    Er reckte den Dreizack wie ein Szepter (immerhin war er der König des Meeres), seine Fischernetze lagen in verworrenen

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