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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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eine Formel einfach nicht einfallen will, denkt man am besten an etwas ganz anderes, an Tiger zum Beispiel oder an Haferbrei. Dann kann man das gesuchte Wort überlisten, und plötzlich steht es einem sozusagen
wie im Lichtkegel einer inneren Taschenlampe klar und deutlich vor Augen.
    »Gedankenjagd«, nannte ich diese Technik, auf die ich sehr stolz war.
    Also stellte ich mir jetzt einen Tiger vor. Der erste Tiger, der mir einfiel, war der aus William Blakes Gedicht.
    Als ich noch kleiner war, hatte mich Daffy oft in Angst und Schrecken versetzt, indem sie sich das Tigerfell aus der Rüstkammer von Buckshaw umhängte und mitten in der Nacht in mein Zimmer tappte, wobei sie knurrend rezitierte: » Tiger, Tiger, Glut und Pracht …«
    Sie hatte mir nie verziehen, dass ich meinen Wecker nach ihr geworfen hatte. Noch heute sah man die Narbe an ihrem Kinn.
    Anschließend dachte ich an Haferbrei, an dampfende Kellen sämiger Pampe, die sich grau wie Lava aus einem Mondvulkan in die Teller ergoss. Mrs Mullet kochte auf Vaters Anordnung …
    Mrs Mullet!
    Was hatte sie gesagt, als ich sie nach Brookie Harewoods Mutter gefragt hatte? »Seine Mutter ist Malerin drüben in Malden Fenwick. Vielleicht malt sie dich eines schönen Tages ja auch noch mal. «
    Demnach wusste Mrs M über das Porträt Bescheid! Sie musste bei den geheimen Sitzungen dabei gewesen sein.
    »Tiger!«, jubilierte ich. »Tiiieeeger!«
    Mein Freudenschrei hallte von den Hecken am Straßenrand wider, und ein Tier huschte verschreckt in Deckung.
    Ein Tier? Nein – das war ein Mensch gewesen.
    Und zwar Porcelain. Sie trug immer noch Fenellas schwarzes Kreppkleid.
    Ich bremste scharf.
    »Bist du das, Porcelain?«
    Keine Antwort.
    »Porcelain! Ich bin’s, Flavia.«

    Was ziemlich albern war. Porcelain hatte sich ja gerade versteckt, weil ich es war. Aber warum?
    Ich spürte ihren Blick. Sie war ganz in der Nähe.
    »Was hast du denn, Porcelain? Was ist los?«
    Die unheimliche Stille dehnte sich aus. Es war wie bei einer Séance, wenn man darauf wartet, dass sich der Zeiger auf der Alphabettafel bewegt.
    »Na schön«, sagte ich schließlich, »lass dir Zeit. Ich setze mich hier hin und warte so lange, bis du rauskommst.«
    Ich musste lange warten, aber dann raschelte es im Gebüsch, und Porcelain trat auf die Straße. Sie machte ein Gesicht, als müsste sie den Weg zur Guillotine antreten.
    »Was ist denn los?«, fragte ich. »Ist was passiert?«
    Als ich einen Schritt auf sie zumachte, wich sie zurück.
    »Die Polizei hat mich zu Fenella gebracht«, sagte sie zitternd. »Ins Krankenhaus.«
    Oh, nein!, dachte ich. Fenella ist ihren Verletzungen erlegen.
    »Das tut mir leid«, sagte ich und trat noch einen Schritt auf sie zu. Porcelain hob abwehrend die Hände.
    »Es tut dir leid?«, fragte sie mit seltsamer Stimme. »Was denn? Nein! Komm bloß nicht näher!«
    »Mir tut leid, was mit Fenella passiert ist. Ich habe alles getan, um ihr zu helfen.«
    »Herrgott noch mal, Flavia«, schrie Porcelain, »hör auf damit! Du wolltest sie umbringen! Und jetzt willst du mich auch umbringen!«
    Ihre Anschuldigung traf mich wie ein Schlag in den Magen. Ich bekam keine Luft mehr, und mir wurde schwindelig. In meinen Ohren brauste es wie von einem Heuschreckenschwarm.
    »Ich …«
    Mehr bekam ich nicht heraus.
    »Fenella hat mir alles über dich erzählt. Du und deine Familie, ihr hasst uns. Dein Vater hat Fenella und Johnny Faa von
eurem Anwesen verjagt, und Johnny ist daran gestorben. Du hast Fenella wieder auf den alten Lagerplatz gebracht, damit du die Sache zu Ende bringen kannst, und es wäre dir beinahe gelungen, stimmt’s?«
    »Das ist doch Unsinn«, stammelte ich. »Wieso sollte ich …«
    »Du warst die Einzige, die wusste, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hat.«
    »Hör zu, Porcelain, du bist völlig durcheinander, das ist verständlich. Aber wenn ich Fenella umbringen wollte, warum hätte ich dann Dr. Darby holen sollen? Ich hätte deine Oma doch einfach verbluten lassen können.«
    »Weil … keine Ahnung. Du willst mich bloß ablenken. Vielleicht hast du ein Alibi gebraucht für den Fall, dass Fenella doch nicht stirbt.«
    »Wenn ich deine Oma hätte umbringen wollen, hätte ich es getan«, sagte ich matt. »Ich hätte es nicht vermasselt, kapiert? «
    Ihre Augen wurden groß, aber sie kam einigermaßen wieder zur Vernunft.
    »Außerdem bin ich keineswegs als Einzige in der Nähe gewesen. Brookie Harewood hat sich auf Buckshaw herumgetrieben, ich habe ihn sogar

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