Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
Knäueln zu seinen Füßen. Nichts erinnerte mehr an Brookie Harewood. Dabei hatte er noch vor wenigen Stunden hier gebaumelt wie ein schauriges Attribut der steinernen Skulptur.
    Aber wozu? Warum hatte sich sein Mörder die Mühe gemacht, die Leiche auf den Dreizack zu hieven? Hatte es eine Art Botschaft sein sollen – eine grausige Abwandlung der Signalflaggen vielleicht, wie sie im Schiffsverkehr üblich waren?
    Das wenige, was ich über Poseidon wusste, hatte ich aus Bulfinchs Mythologie, von der eine Ausgabe in der Bibliothek von Buckshaw stand. Es war eins von Daffys Lieblingsbüchern, aber weil nichts über Chemie oder Gifte drinstand, hatte es mich nie besonders interessiert.
    Poseidon war angeblich der Herrscher über alle Gewässer, darum schmückte sein Standbild viele Brunnen. Die einzigen Gewässer in der Nähe unseres Poseidon waren der Fluss unten am Gehölz und der künstliche See.
    Brookie war ganz ähnlich an den Dreizack gehängt worden, wie es ein Neuntöter, ein Vogel aus der Familie der Raubwürger, macht, wenn er einen Singvogel zur späteren Verwendung auf einen Dorn spießt. Allerdings war es eher unwahrscheinlich, dass Brookies Mörder vorgehabt hatte, sein Opfer später zu verspeisen.
    Oder sollte das Ganze eine Warnung sein? Aber an wen richtete sie sich?
    Ich musste mich dringend ein paar Stunden mit meinem Notizbuch zurückziehen, aber vorher musste ich mich mit Porcelain befassen.
    Ich war noch nicht fertig mit ihr. Zum Beweis meines guten Willens würde ich mich von ihrem kindischen Benehmen nicht abschrecken lassen – und ihr auch nichts übelnehmen. Ich würde ihr verzeihen, ob es ihr passte oder nicht.

    Ich kann nicht behaupten, dass Gry sich über meine Ankunft freute, aber er hielt immerhin einen Augenblick lang beim Grasen inne. Ein frischer Heuballen kündete davon, dass Wachtmeister Linnet seine Aufgabe ernst nahm, aber Gry schien das grüne Unkrautbüfett am Flussufer lieber zu mögen.
    »Huhu!«, rief ich, aber im Wohnwagen blieb es still. Mein untrügliches Gespür (meine Nackenhärchen waren so empfindsam wie das präziseste Messinstrument) verriet mir, dass sich niemand auf der Lichtung und in nächster Nähe aufhielt.
    Ich konnte mich nicht entsinnen, dass Porcelain zugeschlossen hatte, als wir den Wohnwagen verlassen hatten. Jetzt war er jedenfalls abgesperrt. Entweder war Porcelain zurückgekehrt und hatte den Schlüssel aufgetrieben, oder es war jemand anders gewesen.
    Jedenfalls war irgendwer hier gewesen, und zwar – wenn ich meiner Nase trauen durfte – vor nicht allzu langer Zeit.
    Die von der Sonne gewärmte Tür verströmte einen Geruch, der nicht hierhergehörte. Ich wedelte ihn mir zu, wie ich es in meinem Labor mit den Chemikalien zu tun pflegte.
    Ich irrte mich nicht: Vor der Wohnwagentür roch es nach Fisch.
    Nach Meer.

16
    D u stehst mir im Licht«, sagte Daffy.
    Ich hatte mich absichtlich zwischen ihrem Buch und dem Fenster aufgebaut.
    Es würde nicht einfach sein, meine Schwester zur Mitarbeit zu bewegen. Ich holte tief Luft.
    »Ich brauche Hilfe.«
    »Arme Flavia.«
    »Bitte, Daff«, bettelte ich und verachtete mich gleichzeitig. »Es geht um den Toten, den ich am Brunnen gefunden habe.«
    Daffy ließ ärgerlich das Buch fallen. »Zieh mich gefälligst nicht in deine Spielchen hinein! Das geht mir fürchterlich auf die Nerven.«
    Ach so?
    »Ich dachte, du magst Verbrechen!« Ich wies auf das Buch, eine Sammlung von G. K. Chestertons Pater-Braun-Krimis.
    »Schon«, erwiderte sie, »aber nicht im richtigen Leben. Von deinem Affentheater wird mir ganz schlecht.«
    Gut zu wissen.
    »Vater ist fast genauso schlimm«, setzte sie hinzu. »Weißt du, was er gestern beim Frühstück gesagt hat, bevor du runtergekommen bist? ›Flavia hat wieder eine Leiche entdeckt.‹ Als wäre er auch noch stolz auf dich!«
    Das hatte Vater gesagt? Ich konnte es kaum glauben.
    Die Enthüllungen prasselten nur so auf mich ein! Ich hätte schon viel eher mit Daffy sprechen sollen.

    »Vater hat recht«, sagte ich, »aber ich erspare dir die Einzelheiten. «
    »Danke«, sagte Daffy leise, und es klang ausnahmsweise ehrlich.
    »Poseidon«, nutzte ich das ungewohnte Tauwetter aus. »Was weißt du über Poseidon?«
    »Poseidon? Der war ein Schuft. Ein Schuft, ein Tyrann und obendrein ein Frauenheld.«
    »Wie kann ein Gott denn ein Schuft sein?«
    Daffy überging meine Frage. »Er war sozusagen der Schutzpatron der Seeleute. Und jetzt hau ab.«
    Normalerweise hätte ich Anstoß

Weitere Kostenlose Bücher