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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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grundlegenden Fakten und muss sie interpretieren. Hier ein Beispiel:
     
    Als der Förster in den Wald ging, kamen ihm sieben alte Weiblein entgegen, von denen jedes sieben Käfige mit sieben Finken drin trug. Jeder Fink hatte sieben Junge. Wie viele alte Weiblein, Käfige, Finken und Finkenjunge gingen in den Wald?
     
    Die gesuchte Antwort lautete natürlich »gar keine« (nur der Förster geht in den Wald hinein, alle anderen verlassen den Wald). Bei näherer Überlegung steckt noch viel mehr dahinter. Hätte der Förster die alten Weiblein auf dem Weg in den Wald überholt, hätte die Antwort – die Säcke mitgezählt – »An die dreitausend« gelautet!
    Alles hängt vom Blickwinkel ab.

    Mrs Mullet saß mit einer Tasse Tee am Fenster. Ich stibitzte einen Vollkornkeks.
    »Sagen Sie mal … diese Humpler«, fiel ich gleich mit der Tür ins Haus, »warum haben Sie gesagt, die würden Blutwurst aus mir machen?«
    »Halt dich einfach an meinen Rat, und geh ihnen aus dem Weg.«
    »Ich dachte, es gibt gar keine Humpler mehr.«
    »Die sehen ja auch aus wie du und ich, darum erkennt man sie nicht auf den ersten Blick.«
    »Wie soll ich ihnen denn aus dem Weg gehen, wenn ich sie nicht erkenne?«
    Mrs M schaute sich um und dämpfte die Stimme: »Die alte Mountjoy, zum Beispiel. Weiß der Himmel, was in der ihrer Küche vorgeht.«
    »Tilda Mountjoy aus der Weidenvilla?«
    Ich konnte mein Glück kaum fassen!
    »Genau die meine ich. Heute früh hab ich sie in der Rinne getroffen. Sie ist zum Gehölz gegangen. Die geh’n da immer noch hin und machen irgendwas mit dem Wasser – vergiften wahrscheinlich.«
    »Aber Miss Mountjoy kann keine Humplerin sein. Sie besucht doch die Messe in St. Tankred!«
    »Wahrscheinlich zum Spionieren!«, schnaubte Mrs Mullet. »Meiner Freundin Mrs Waller hat sie erzählt, es ist wegen der Orgel. Die Humpler haben nämlich keine Orgeln. ›Ich hör den Klang so gern, wenn die Orgel schön gespielt wird‹, hat sie Mrs Waller erzählt, und die hat es mir erzählt. Tilda Mountjoy ist eine Humplerin durch und durch, so wie ihre Eltern auch schon. Liegt in der Familie. Ganz egal, in welchen Klingelbeutel sie ihren Sixpence wirft, sie ist ’ne Humplerin vom Scheitel bis zur Sohle, das kannst du mir glauben.«
    »Und Sie haben Mrs Mountjoy in der Rinne getroffen? «Ich ließ mir kein Wort entgehen.

    »Mit eignen Augen. Seit Mrs Ingleby so viel Ärger hat, muss ich meine Eier woanders herkriegen. Bis nach Rawlings muss ich jetzt laufen, aber ich muss sagen, die Dotter sind besser als die von den Inglebys. Das liegt am Futter, weißt du – oder gilt das für die Schalen? Aber ich hab immer keine Lust, den ganzen Weg außen rum zurückzustiefeln, darum geh ich durch die Rinne und nehm’ die Abkürzung durchs Gehölz. Miss Mountjoy hat bei den Bulls am Zaun gestanden.«
    »Haben Sie sie angesprochen?«
    »I wo. Ich bin erst langsamer gegangen und hab mich dann auf ’ne Bank gesetzt und die Schuhe ausgezogen, als wären Steinchen drin.«
    »Bravo!« Ich klatschte in die Hände. »Super!«
    »Sag nicht ›super‹, Schätzchen. Du weißt doch, dass der Colonel das nicht mag.«
    Ich kniff übertrieben die Lippen zusammen.
    »Wää nchch?«
    »Ich versteh dich nicht, Schätzchen.«
    »Wer noch? Ich meine, wer ist noch alles ein Humpler? «
    »Gern sag ich’s nicht, aber dieser Reggie Pettibone ist auch einer. Und seine Frau, diese eingebildete Pute. Bloß weil bei ihr zu Hause alles Luui der Neunzehnte ist.«
    »Gehört ihrem Mann der Antiquitätenladen?«
    Mrs Mullet nickte düster und trauerte offensichtlich wieder ihrem Tisch nach.
    »Vielen Dank, Mrs M«, sagte ich. »Ich schreibe vielleicht einen Aufsatz über die Geschichte von Buckshaw. Dann erwähne ich Sie auf jeden Fall in den Fußnoten.«
    Als ich zur Küchentür ging, zupfte sich Mrs Mullet die Frisur zurecht und wiederholte warnend: »Geh denen bloß aus dem Weg, sag’ ich dir!«

17
    W ie etliche andere Geschäfte in Bishop’s Lacey hatte auch Pettibones Laden eine georgianische Fassade. Die schmale, farbig lackierte Tür zwängte sich zwischen zwei Erkerfenster mit vielen kleinen Scheiben.
    Ich radelte langsam daran vorbei, stieg dann ab und schlenderte zurück, als wäre mir der Laden eben erst aufgefallen.
    Ich drückte mir die Nase am Schaufenster platt, aber drinnen war es so dunkel, dass ich bis auf einen Stapel alter Teller auf einem staubigen Tisch nichts erkennen konnte.
    Plötzlich erschien eine Hand und hängte mir etwas

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