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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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sie? Ist sie Patientin hier?«
    »Fenella Faa«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
    »Faa? Die Zigeunerin?«
    Ich nickte stumm.
    »Und deine Cousine bringt ihr Suppe ?«
    »Ja«, sagte ich und zeigte aufs Geratewohl in irgendeine Richtung. »Sie ist da lang gegangen.«
    »Und wie heißt du?« Die Frau nahm eine getippte Liste von ihrem Tresen.
    »Flavia. Flavia Faa.«
    Es war gerade unglaubwürdig genug, um wahr zu sein. Die Frau schnaubte wie ein Rennpferd, kam hinter dem Tresen hervor und stapfte einen breiten Flur entlang.
    Ich heftete mich an ihre Fersen und blieb vorsichtshalber immer zwei Schritte hinter ihr, aber sie drehte sich zum Glück nicht um, sondern verschwand im vorletzten Zimmer links. Ich hörte, wie drinnen ein Vorhang aufgeschoben wurde. Ich
blieb aber nicht stehen, sondern ging an der offenen Tür vorbei und vergewisserte mich nur mit einem kurzen Blick, dass Fenella mit verbundenem Kopf im hintersten Bett lag.
    Dann kauerte ich mich hinter eine Pritsche, die mit herabhängenden Laken an der Wand abgestellt war.
    »Komm sofort da raus!«, hörte ich die Frau sagen, und es klickte, als eine Tür entriegelt wurde, vermutlich das Badezimmer.
    Danach blieb es erst still, dann sprach die Frau leise auf jemanden ein. Redete sie mit Fenella, oder führte sie ein Selbstgespräch?
    Ich verstand nur »Suppe«.
    Wieder war es still, dann entfernten sich die Schritte der Frau.
    Ich zählte bis drei, dann huschte ich wie eine Fledermaus in Fenellas Zimmer und schloss leise die Tür hinter mir. Ein Hauch von Äther verriet mir, dass wir uns auf der chirurgischen Station befanden.
    Fenella lag mit geschlossenen Augen reglos auf dem Rücken. Sie sah erschreckend zerbrechlich aus, als hätte das Bettzeug ihre letzten Lebenskräfte aufgesaugt.
    »Guten Morgen«, sagte ich leise. »Ich bin’s, Flavia.«
    Keine Reaktion. Ich nahm ihre Hand.
    Sie schlug blinzelnd die Augen auf.
    »Ich bin’s, Flavia«, wiederholte ich. »Erinnern Sie sich an mich?«
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die faltigen Lippen. Ich musste an eine Schildkröte denken, die nach dem langen Winterschlaf den Kopf aus ihrem Panzer streckt.
    »Die … Lügnerin«, flüsterte Fenella, und ich grinste dümmlich, als hätte ich den ersten Preis bei der Frühjahrsblumenausstellung gewonnen.
    Fenella wandte mir den Kopf zu. Mit einem Mal glühten ihre schwarzen, tief liegenden Augen leidenschaftlich.

    »Sret«, sagte sie ganz deutlich und drückte meine Hand.
    »Wie bitte? Ich hab Sie nicht verstanden.«
    »Sret. Rauch.«
    Mir ging ein Licht auf.
    »Wollen Sie eine Zigarette?«
    Sie nickte. »Sret. Rauchen.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich rauche nicht.«
    Sie sah mich beschwörend an.
    »Na gut – ich besorge Ihnen eine Zigarette. Aber vorher habe ich noch ein paar Fragen.«
    Ich ließ ihr keine Zeit zum Überlegen.
    »Erste Frage: Glauben Sie wirklich, ich hätte Ihnen das angetan? Das könnte ich wirklich nicht ertragen.«
    Ihre Brauen schoben sich zusammen. »Was angetan?«
    »Sie krankenhausreif geschlagen. Bitte, Fenella, ich muss das wissen.«
    Ich hatte sie nicht absichtlich mit Vornamen angesprochen, er war mir einfach herausgerutscht. Wer den Vornamen eines Menschen kannte, hatte Macht über den Betreffenden, hatte Daffy einmal behauptet.
    Zumindest gerade eben besaß ich eine gewisse Macht über die arme alte Frau, auch wenn meine Macht nur darin bestand, ihr die gewünschte Zigarette vorzuenthalten.
    »Bitte, Fenella!«, flehte ich.
    Macht zu haben war nicht meine Sache. Ich fühlte mich scheußlich dabei.
    Ohne mich aus den Augen zu lassen, drehte sie den Kopf langsam hin und her.
    »Nein«, flüsterte sie schließlich.
    Nein? Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet, denn dann hatte mich Porcelain angelogen!
    »Wer war es dann?« Ich wunderte mich selbst über meinen barschen Ton.
    »Wer hat Sie überfallen? Sagen Sie es mir!«

    Am liebsten hätte ich sie durchgeschüttelt. Eine blinde Wut hatte mich gepackt.
    Fenella hatte Angst, das las ich in ihrem matten Blick.
    »Der Rote Bulle «, antwortete sie und sprach jedes Wort überdeutlich aus. »Es war … der Rote Bulle. «
    Der Rote Bulle? Das sagte mir gar nichts.
    »Was geht hier vor?«
    Ich drehte mich um. Eine Pflegeschwester stand in der Tür. In ihrem blauen, rot abgesetzten Umhang über der weißen Uniform glich sie einer wandelnden britischen Flagge.
    »Flavia?«
    Die Stimme kannte ich doch!
    Das war Flossie Foster, die Schwester von Feelys

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