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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Quacksalber das nennen. Hört sich ziemlich schlimm an, was? Dank deines Eingreifens ist es uns zum Glück rechtzeitig gelungen, das gebrochene Stück einigermaßen wieder zurechtzurücken. Es ist durchaus möglich, dass sie wieder ganz gesund wird, aber das muss man abwarten. Wie geht es dir eigentlich?«
    Ihm war nicht entgangen, dass ich die Morgenluft in tiefen Atemzügen einsog, weil ich den Zigarettenqualm und den Krankenhausgeruch loswerden wollte. Das Formalin aus der Leichenhalle hatte mich nicht gestört, im Gegenteil, aber von dem Kohlsuppengestank wäre sogar einer Hyäne übel geworden.
    »Danke, ganz gut.« Ich lächelte matt.
    »Dein Vater ist doch bestimmt sehr stolz auf dich«, fuhr er fort.
    »Bitte, erzählen Sie ihm nichts davon! Versprochen?«
    Der Doktor sah mich verdutzt an.
    »Wissen Sie, Vater hat schon genug Sorgen wegen …«
    Vaters finanzielle Notlage war wie gesagt kein Geheimnis
in Bishop’s Lacey, schon gar nicht für seine Freunde, zu denen Dr. Darby zählte (der Vikar war der andere).
    »Verstehe«, sagte der Doktor. »Von mir erfährt er nichts.«
    »Es dürfte sich trotzdem herumsprechen«, setzte er belustigt hinzu.
    Mir fiel dazu nichts Besseres ein, als das Thema zu wechseln.
    »Eines bereitet mir noch Kopfzerbrechen«, sagte ich. »Die Polizei hat doch Fenellas Enkelin Porcelain ins Krankenhaus mitgenommen. Porcelain hat behauptet, Fenella habe gesagt, ich hätte sie überfallen.«
    »Ja, warst du es denn nicht?«, fragte der Doktor schmunzelnd.
    Ich ging nicht auf die Frotzelei ein. »Später hat mir der Herr Vikar erzählt, dass er auch im Krankenhaus war, aber Fenella habe das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Wer von beiden sagt denn jetzt die Wahrheit?«
    »Der Vikar ist ein guter Mensch«, antwortete Dr. Darby. »Ein sehr guter Mensch. Er bringt mir ab und zu Blumen aus seinem Garten, damit ich meine Praxis damit schmücke. Aber manchmal muss man ihn ein bisschen anflunkern. Harmlose Notlügen – zum Wohle der Patienten. Das verstehst du sicherlich. «
    Und ob! Mit Notlügen oder gezielten Halbinformationen kannte ich mich aus wie keine zweite. In dieser Kunst war ich eine wahre Großmeisterin.
    Darum nickte ich bescheiden. »Der Herr Vikar geht wirklich sehr in seiner Arbeit auf.«
    »Zufällig war ich gerade vor Ort, als sowohl die Enkelin der alten Dame als auch der Vikar ins Krankenhaus kamen. Der Vikar ist zwar nicht zu ihr vorgedrungen, aber Mrs Faa war zu diesem Zeitpunkt bei vollem Bewusstsein.«
    »Und Porcelain?«
    »Als Porcelain bei ihrer Oma war, war Mrs Faa wieder weggedämmert. Patienten mit Schädelverletzungen wechseln
oft so rasch zwischen Wachzustand und Bewusstlosigkeit, wie unsereiner von einem Zimmer ins nächste tritt. Ein sehr interessantes Phänomen.«
    Aber ich hörte schon nicht mehr richtig zu. Porcelain hatte mich tatsächlich angelogen.
    Diese Hexe!
    Lügner können es nicht ausstehen, selber belogen zu werden.
    »Aber warum hat Porcelain ausgerechnet mich beschuldigt? «
    Ich hatte nicht etwa laut gedacht – es war mir versehentlich herausgerutscht.
    »Ach …«, sagte Dr. Darby. »›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt.‹ Soll heißen, dass der Mensch sich unter großer Anspannung oft merkwürdig verhält. Deine Freundin Porcelain ist eine komplizierte junge Dame.«
    »Sie ist nicht meine Freundin!«, erwiderte ich schroff.
    »Du hast sie mit zu dir nach Hause genommen und sie bewirtet«, sagte Dr. Darby belustigt, »oder habe ich da etwas falsch verstanden?«
    »Sie hat mir leidgetan.«
    »Aha. Sonst nichts?«
    »Ich wollte sie gern nett finden.«
    »Warum das denn?«
    Weil ich gern eine Freundin gehabt hätte, natürlich, aber das konnte ich ja wohl schlecht zugeben.
    »Wir möchten die Empfänger unserer Wohltätigkeit auch immer nach Möglichkeit gern haben«, sagte der Doktor und bezwang eine scharfe Kurve mit einer überraschenden Demonstration seiner Fahrkünste, »aber eine Voraussetzung ist das nicht. Manchmal ist es sogar ausgeschlossen.«
    Plötzlich wünschte ich inständig, ich könnte mich dem guten Mann anvertrauen und ihm alles erzählen. Aber ich brachte es nicht über mich.

    Wenn man spürt, dass einem grundlos die Tränen kommen, schneidet man am besten ein anderes Thema an.
    »Haben Sie schon mal vom Roten Bullen gehört?«
    »Vom Roten Bullen?« Der Doktor wich einem Terrier aus, der plötzlich von irgendwoher kläffend auf die Straße flitzte.

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