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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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von der Straße bis zum Eingang führte.
    Nichts, aber auch gar nichts.
    Ich spähte durchs Fenster zu den alten Zeitungen hinein, die Stapel neben Stapel friedlich auf den Regalen ruhten. So nah und doch so fern.
    Ich hätte vor Wut am liebsten ausgespuckt … und das tat ich auch.
    Was hätte Marie Anne Lavoisier an meiner Stelle getan?, überlegte ich. Hätte sie sich schäumend und qualmend vor der Tür aufgebaut wie einer dieser Minivulkane, die entstehen, wenn man ein Häufchen Ammoniumdichromat anzündet? Wohl kaum. Marie Anne hätte die Chemie Chemie sein lassen und sich die Tür vorgenommen.
    Ich drehte kräftig am Türknauf, warf mich gegen die Tür - und kippte vornüber. Irgendein Blödmann war hier gewesen und hatte nicht wieder abgeschlossen! Hoffentlich hatte mich niemand gesehen. Zum Glück fiel mir das noch ein, denn das bewog mich, Gladys mit hinter die Mauer zu nehmen, wo sie vor neugierigen Blicken sicher war.
    Ich ging um die mit Brettern abgedeckte Mechanikergrube herum und an den Regalen mit vergilbten Zeitungen entlang.
    Im Handumdrehen entdeckte ich die gesuchte Ausgabe des Hinley-Kurier. Wie vermutet war der Nachruf auf Mr Twining am Freitag nach dem Artikel über seinen Tod erschienen:
    Twining , Grenville, M A (Oxfordshire), vergangenen Montag in der Greyminster School bei Hinley im Alter von
72 Jahren plötzlich verstorben. Er folgte seinen Eltern, Marius und Dorothea Twining, aus Winchester, Hampshire, und hinterlässt eine Nichte, Matilda Mountjoy aus Bishop’s Lacey. Der Trauergottesdienst fand in der Kapelle von Greyminster statt und wurde von Reverend Canon Blake-Soames, Vikar von St. Tankred in Bishop’s Lacey und Kaplan von Greyminster, abgehalten. Es gab zahlreiche Blumenspenden.
    Und wo lag der Verstorbene begraben? Hatte man seinen Leichnam in seine Heimatstadt Winchester überführt und an der Seite seiner Eltern beigesetzt? Oder war er in Greyminster beerdigt worden? Eher nicht. Mir kam es wahrscheinlicher vor, dass ich sein Grab auf dem Friedhof von St. Tankred finden würde, keine zwei Minuten vom Magazin entfernt.
    Ich ließ Gladys hinter der Garage stehen, denn ich wollte keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. Wenn ich mich duckte und mich immer an der Hecke hielt, die den Treidelpfad säumte, konnte ich ungesehen auf den Friedhof gelangen.
    Als ich die Tür nach draußen aufmachte, vernahm ich Hundegebell. Vorne an der Gasse stand Mrs Fairweather, Vorsitzende des kirchlichen Frauenkreises, der für den Blumenschmuck auf dem Altar zuständig war, mit ihrem Corgi. Ich zog die Tür leise wieder zu, ehe sie oder der Hund mich erblickte, und beobachtete verstohlen durchs Fenster, wie der Hund eine Eiche beschnüffelte, während Mrs Fairweather unverwandt in die Ferne sah und tat, als wüsste sie nicht, was am anderen Ende der Leine vor sich ging.
    Verflixt! Jetzt musste ich warten, bis der Köter sein Geschäft erledigt hatte. Ich sah mich um.
    Zu beiden Seiten standen behelfsmäßige Regale, deren grob gesägte, durchhängende Bretter den Eindruck machten, als hätte sie ein williger, aber unfähiger Amateurschreiner angebracht.

    Rechts standen die verstaubten Jahrgänge längst veralteter Nachschlagewerke wie Crockfords Kirchenlexikon, Hazells’ Jahrbuch, Whitakers Almanach, Kellys Branchenverzeichnis und Brasseys Marinejahrbuch, und alle waren sie dicht an dicht auf die unbehandelten Fächer gestapelt, die einst edlen roten, blauen und schwarzen Einbände von der Zeit und dem gelegentlich einfallenden Tageslicht braun geworden, und allesamt rochen sie nach Mäusen.
    Die Regale linkerhand waren reihenweise mit gleich aussehenden Bänden bestückt, auf deren Rücken mit verschnörkelten gotischen Buchstaben Der Greyminsterianer eingeprägt war. Das mussten die Jahrbücher von Vaters alter Schule sein, denn solche Wälzer standen auch auf Buckshaw. Ich zog einen Band heraus, sah aber gleich, dass er aus dem Jahr 1942 stammte.
    Ich schob ihn wieder zurück und fuhr mit dem Zeigefinger die Bücherrücken entlang: 1930 … 1925 … 1920! Mit bebenden Händen nahm ich den Band heraus und blätterte ihn hastig von hinten nach vorn durch. Lauter Artikel über Kricket-spiele, Ruderwettkämpfe, Leichtathletik, Stipendien, Rugby, über Fotografie und Naturkunde. Über den Magischen Zirkel oder den Briefmarkenclub konnte ich nichts finden, dafür hier und da Fotos, auf denen in Reihen aufgestellte Jungen in die Kamera grinsten und manchmal auch Grimassen schnitten.
    Gegenüber der

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