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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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fallen.
    »Mr Twining?«, sagte er. »Der Mr Twining, der damals vom Turm gesprungen ist?«
    »Mr Twining ist nicht gesprungen«, widersprach ich. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, es dem grässlichen Hutzelzwerg heimzuzahlen. »Er wurde …«
    »Danke, Flavia«, fiel mir Inspektor Hewitt ins Wort, »das reicht. Aber wir wollen Ihre Zeit nicht noch länger in Anspruch nehmen, Mr Ruggles. Sie sind ja ein vielbeschäftigter Mann.«
    Ruggles plusterte sich auf wie ein balzender Täuberich, nickte dem Inspektor zu, bedachte mich mit einem unverschämten Feixen und stapfte davon.
    »Vielen Dank, dass Sie uns verständigt haben, Mr Plover«, wandte sich der Inspektor jetzt dem Mann im Overall zu, der schweigend dabei gestanden hatte.
    Mr Plover zupfte an seiner Haartolle und ging wortlos zu seinem Traktor.
    »Unsere großen Privatschulen sind kleine wehrhafte Städte für sich«, erklärte der Inspektor mit ausholender Gebärde. »Als du in die Zufahrt eingebogen bist, hat Mr Plover dich als unbefugten Eindringling erkannt und ist sogleich zur Pförtnerloge gelaufen.«
    Verflucht sei Mr Plover! Und der alte Ruggles gleich mit! Wenn ich wieder zu Hause war, durfte ich nicht vergessen, den beiden einen Krug rosa Limonade zu schicken, nur um zu zeigen, dass ich nicht nachtragend war. Für Anemonen war es leider schon zu spät im Jahr, weshalb anemonin nicht infrage kam. Tollkirschen dagegen waren vereinzelt noch zu finden, wenn man wusste, wo man zu suchen hatte.
    Inspektor Hewitt überreichte Sergeant Graves, der schon mehrere Bögen Seidenpapier aus seiner Tasche geholt hatte, Barett und Talar.

    »Prima!«, sagte der Sergeant. »Damit hat uns die Kleine abgenommen, über das Dach zu robben.«
    Der Inspektor warf ihm einen Blick zu, der einen durchgegangenen Gaul zum Stehen gebracht hätte.
    »’tschuldigung, Sir«, sagte der Sergeant mit puterrotem Gesicht und wickelte die Kleidungsstücke sorgfältig ein.
    »Jetzt erzähl mir bitte mal ganz ausführlich, wie du die Sachen entdeckt hast«, sagte Inspektor Hewitt, als wäre nichts vorgefallen. »Lass aber nichts aus, und dichte auch nichts dazu.«
    Alles, was ich sagte, notierte er sich mit seiner flinken, mikroskopisch kleinen Handschrift. Da ich Feely beim Frühstück immer gegenübersaß, während sie ihr Tagebuch schrieb, war ich darin geübt, auf dem Kopf zu lesen, aber Inspektor Hewitts Zeilen glichen über die Seite krabbelnden Ameisenkolonnen.
    Ich erzählte ihm alles haarklein: von den knarrenden Leitern bis zu meinem beinahe tödlichen Sturz, vom losen Dachziegel bis zu dem, was sich darunter verborgen hatte, bis hin zu meiner genialen Flucht.
    Als ich fertig war, kritzelte er noch irgendwelche Zeichen neben meinen Bericht, deren Bedeutung ich leider nicht mal erahnen konnte, dann klappte er sein Büchlein zu.
    »Vielen Dank, Flavia. Damit hast du uns sehr geholfen.«
    Zumindest besaß er den Anstand, es zuzugeben. Ich stand erwartungsvoll vor ihm.
    »Leider sind König Georgs Schatztruhen nicht tief genug, um dich innerhalb von vierundzwanzig Stunden zweimal nach Hause zu chauffieren«, sagte er. »Aber wir warten noch, bis du losgeradelt bist.«
    »Soll ich Ihnen wieder Tee bestellen?«, fragte ich keck.
    Er stand einfach da, mit beiden Beinen fest im Gras. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten.
    Kurz darauf summten Gladys’ Dunlop-Reifen munter über
den Asphalt, und Inspektor Hewitt und die Seinen , wie sich Daffy ausgedrückt hätte, blieben immer weiter zurück.
    Noch ehe ich eine Viertelmeile zurückgelegt hatte, überholte mich der blaue Vauxhall. Als er an mir vorbeifuhr, winkte ich wie verrückt, aber die Insassen hinter den Fenstern verzogen keine Miene.
    Hundert Meter weiter vorn leuchteten die Bremslichter auf, und der Wagen hielt auf dem Seitenstreifen. Als ich angeradelt kam, kurbelte der Inspektor das Seitenfenster herunter.
    »Wir fahren dich nach Hause. Sergeant Graves packt dein Fahrrad in den Kofferraum.«
    »Hat König Georg es sich anders überlegt, Herr Inspektor?«
    Er sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich bislang noch nicht bei ihm gesehen hatte. Blickte er etwa sorgenvoll drein?
    »Nein. König Georg hat es sich nicht anders überlegt. Aber ich. «

19
    I ch möchte nicht übertreiben, aber in jener Nacht schlief ich den Schlaf der Verdammten. Ich träumte von Zinnen und losen Ziegeln, um die der Regen peitschte, und wo der Wind den Duft von Veilchen vom Meer heranwehte. Eine bleiche Frau in altmodischer

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