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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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nicht mehr traute, genauer nachzufragen.
     
    Obwohl die Sonne freundlich durch mein Laborfenster schien, konnte ich einfach keinen klaren Gedanken fassen. Ich war immer noch mit dem beschäftigt, was mir Vater erzählt hatte. Dazu kam das, was ich auf eigene Faust herausgefunden hatte: wie Mr Twining und Horace Bonepenny zu Tode gekommen waren.
    Was hatte es mit dem Barett und dem Talar auf sich, die ich auf dem Dach von Anson House gefunden hatte? Wem hatten sie gehört und warum hatte der Betreffende sie dort oben versteckt?
    Sowohl Vaters Schilderung als auch der Reporter des Hinley-Kurier hatten bestätigt, dass Mr Twining seinen Talar trug, als er in den Tod stürzte. Dass beide sich geirrt hatten, war ausgesprochen unwahrscheinlich.
    Dann war da der Diebstahl des Rächers von Ulster aus dem
Besitz Seiner Majestät sowie seines Zwillingsbruders, der Dr. Kissing gehört hatte.
    Was mochte aus Dr. Kissing geworden sein? Ob Miss Mountjoy das wusste? Sie schien ja auch sonst alles zu wissen. Lebte der alte Herr womöglich noch? Ich zweifelte sehr daran. Seit er seine kostbarste Marke scheinbar in Flammen hatte aufgehen sehen, waren dreißig Jahre vergangen.
    Mir schwirrte der Kopf, mein Hirn war wie Watte. Meine Nebenhöhlen waren verstopft, meine Augen tränten, und ich spürte, dass ein ganz fieses Kopfweh im Anmarsch war. Ich musste etwas unternehmen, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Letztendlich war ich ja selber schuld. Ich hatte mir kalte Füße geholt. Mrs Mullet sagte immer: »Warme Füße, kühler Kopf, dann macht die Nase auch nicht ›tropf‹.« Wenn man sich eine Erkältung eingefangen hatte, gab es nur ein wirkungsvolles Gegenmittel, darum ging ich in die Küche hinunter, wo Mrs Mullet mit Teigausrollen beschäftigt war.
    »Du schniefst ja, Schatz«, sagte sie, ohne von ihrem Nudelholz aufzublicken. »Ich mach dir gleich einen schönen Teller Hühnerbrühe.« Konnte sie hellsehen?
    Bei »Hühnerbrühe« dämpfte sie die Stimme zu einem Flüstern und warf einen verschwörerischen Blick über die Schulter.
    »Heiße Hühnerbrühe!«, raunte sie. »Ein Geheimtipp, den mir Mrs Jacobson beim Teekränzchen der Landfrauen verraten hat. Das Rezept befindet sich schon seit der Flucht aus Ägypten in ihrer Familie. Aber ich habe nichts gesagt, verstanden?«
    Mrs Mullets zweite Lieblingsdorfweisheit rankte sich um Eukalyptus. Sie hatte Dogger gezwungen, im Gewächshaus Eukalyptusbäume zu pflanzen, und anschließend die Blätter unverdrossen überall auf Buckshaw als Schutz gegen Erkältung und Grippe versteckt.

    »Hat man Eukalyptus hier, bleibt die Grippe vor der Tür!«, hatte sie triumphierend verkündet und tatsächlich Recht behalten. Seit sie die wächsernen dunkelgrünen Blätter an unverdächtigen Orten im ganzen Haus versteckt hatte, hatte keiner von uns auch nur einen Schnupfen gehabt.
    Bis jetzt. Anscheinend war etwas schiefgegangen.
    »Nein danke, Mrs Mullet«, lehnte ich ab, »ich habe mir grade die Zähne geputzt.«
    Das war zwar gelogen, aber etwas Besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Abgesehen davon, dass meiner Ausrede etwas Märtyrerhaftes anhaftete, hatte sie den zusätzlichen Vorteil, meinen angeschlagenen Ruf in punkto Körperpflege aufzupolieren. Auf dem Weg nach draußen mopste ich aus der Speisekammer eine Flasche mit gelbem Granulat, die mit dem Etikett Partingtons Geflügelfond versehen war, und von einem Wandkerzenhalter im Flur bediente ich mich mit einer Handvoll Eukalyptusblätter.
    Oben im Labor holte ich eine Flasche Natriumkarbonat aus dem Regal, die Onkel Tar in seiner spinnenhaften, gestochen scharfen Handschrift mit der Aufschrift Sal aeratus versehen hatte, und obendrein, akribisch wie immer, mit Sod. Bicarb., um es von Kaliumbikarbonat zu unterscheiden, das manchmal auch als Sal aeratus bezeichnet wird. Pot. Bicarb. war eher in Feuerlöschern als in menschlichen Mägen zu finden.
    Ich kannte das Zeug als NaHCO 3 , vom einfachen Volk auch kurz »Natron« beziehungsweise »Backpulver« genannt. Irgendwo hatte ich auch gehört, dass diese Leute einer tüchtigen Dosis Natron sogar zutrauen, noch die hartnäckigste Erkältung aus dem Körper zu schwemmen.
    Chemisch gesehen ist das durchaus folgerichtig, überlegte ich, denn wenn Natron ein Heilmittel ist und Hühnerbrühe auch, dann müsste doch ein Glas sprudelnder Hühnerbrühe wahre Wunder wirken! Mir wurde ganz schwindlig. Vielleicht
konnte ich mir diese Erfindung sogar patentieren lassen als das weltweit erste

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