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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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aber mir war klar, dass ich in offenem Gelände noch viel verdächtiger aussehen musste.
    Direkt vor mir stand eine uralte Eiche gemütlich mitten auf dem Rasen, als stünde sie dort schon seit den Tagen Robin Hoods. Als ich anschlagen wollte (Frei!), schoss urplötzlich ein Arm hinter dem Stamm hervor und packte mich am Handgelenk.
    »Aua! Lass mich los! Du tust mir weh!«, entfuhr es mir, worauf ich, noch ehe ich mich richtig umgedreht hatte, ebenso urplötzlich wieder losgelassen wurde.
    Es war Detective Sergeant Graves, der mindestens genauso verdutzt aus der Wäsche schaute wie ich.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte er, und ein Grinsen flog über sein Gesicht. »Wen haben wir denn da?«
    Ich wollte eine bissige Bemerkung loslassen, verkniff sie mir aber. Ich wusste, dass der Sergeant mich mochte, und ich hatte so eine Ahnung, dass ich schon bald jede Unterstützung würde gebrauchen können.

    »Der Inspektor hat Sehnsucht nach dir«, verkündete der Sergeant und deutete auf eine kleine Schar Leute, die palavernd auf der Straße neben Gladys standen.
    Das war alles, was er sagte, aber als wir uns dem Grüppchen näherten, schob er mich sanft vor sich her auf Inspektor Hewitt zu, wie ein freundlicher Terrier, der seinem Herrchen eine tote Ratte präsentiert. Meine abgerissene Schuhsohle flappte wie bei Charlie Chaplins kleinem Tramp, aber obwohl der Inspektor einen flüchtigen Blick darauf warf, war er klug genug, seine Gedanken für sich zu behalten.
    Neben dem blauen Vauxhall stand der lange Sergeant Woolmer. Sein Gesicht war breit und zerklüftet wie das Matterhorn. In seinem Schatten stand ein sehniger, sonnengebräunter Mann in einem Overall sowie ein Hutzelmännlein mit weißem Schnurrbart, das, kaum, dass es mich erblickte, aufgeregt mit dem Finger auf mich zeigte.
    »Das ist er!«, sagte er. »Der war’s!«
    »Ach ja?« Inspektor Hewitt nahm mir das Barett ab und streifte mir ehrerbietig wie ein Kammerdiener den Talar von den Schultern.
    Das Männlein machte Stielaugen.
    »Herrje«, brummte es enttäuscht. »Das ist ja bloß ein Mädchen!«
    Ich hätte ihm am liebsten eine runtergehauen.
    »Ja, die isses!«, sagte der Gebräunte.
    »Mr Ruggles hat Grund zu der Annahme, dass du oben auf dem Turm warst.« Der Inspektor nickte dem Schnurrbärtigen zu.
    »Und wenn schon«, erwiderte ich. »Ich hab mich nur mal umgesehen.«
    »Der Zutritt zum Turm ist streng verboten«, verkündete Mr Ruggles nachdrücklich. »Verboten! So steht es auch auf dem Schild. Kannst du nicht lesen?«
    Ich zuckte anmutig die Achseln.

    »Wenn ich gewusst hätte, dass du bloß ein Mädchen bist, wär ich auch noch die Leitern hochgekraxelt.« An den Inspektor gewandt fügte er hinzu: »Dabei sind meine Knie auch nicht mehr das, was sie mal waren.«
    Er drehte sich wieder zu mir um: »Ich wusste, dass du da oben bist, hab aber so getan, als hätt ich nix gesehen, und lieber die Polizei gerufen. Und tu bloß nicht so, als hättest du das Schloss nicht geknackt. Für das Schloss bin ich verantwortlich, und ich weiß genau, dass es abgesperrt war, so wahr ich hier in Fludd’s Lane stehe! Also so was! Ein Mädchen! Ts ts ts!«, brummelte er und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Du hast also das Schloss geknackt?«, fragte mich der Inspektor. Er wollte sich nichts anmerken lassen, aber ich spürte sehr wohl, dass er ziemlich überrascht war. »Wo hast du das denn gelernt?«
    Das konnte ich ihm natürlich nicht verraten. Dogger musste unter allen Umständen gedeckt werden.
    »Ach, irgendwo und irgendwann«, antwortete ich.
    Der Inspektor musterte mich mit einem durchbohrenden Blick. »Manche Leute würden sich mit einer solchen Antwort zufrieden geben, Flavia, ich nicht.«
    Jetzt kommt gleich wieder der »König-Georg-ist-kein-alberner-Mensch«-Spruch, dachte ich, aber Inspektor Hewitt hatte offenbar beschlossen, auf eine Erwiderung meinerseits zu warten, egal wie lange es dauern mochte.
    »Auf Buckshaw ist nicht viel los«, sagte ich. »Da probiere ich manchmal irgendwas aus, damit mir nicht langweilig wird.«
    Er hielt mir den schwarzen Talar und das Barett hin. »Darum läufst du wohl auch in diesem Kostüm herum. Damit dir nicht langweilig wird.«
    »Das ist kein Kostüm. Wenn es Sie interessiert: Ich habe die Sachen unter einem losen Ziegel auf dem Turmdach gefunden. Sie haben irgendetwas mit Mr Twinings Tod zu tun, das steht fest.«

    Hatte Mr Ruggles vorher schon Stielaugen gemacht, schienen sie ihm jetzt schier aus dem Kopf zu

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