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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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der Küche im Saal nicht stört.«
    »Und es war auch niemand im Flur?«
    »Natürlich nicht. Dazu hätte man ja mitten durch den Lichtstrahl aus der Küchentür gehen müssen, sozusagen direkt vor unserer Nase. Nachdem wir Wasser aufgesetzt hatten, haben Aurelia und ich uns vor den Türspalt gestellt, damit wir zumindest ein bisschen von der Aufführung hören konnten. ›Ich rieche, rieche Menschenfleisch!‹ Hach, ich krieg jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich nur dran denke.«
    Ich stand reglos und mit angehaltenem Atem da. Mein Mund blieb geschlossen, das Schweigen dehnte sich aus.
    »Nur einmal, dachte ich …«, Miss Lavinias Blick flackerte, »… ich dachte …«
    »Ja?«
    »Ich dachte, ich hätte Schritte im Flur gehört. Ich hatte eben
auf die Wanduhr geschaut, und meine Augen waren ein bisschen von der Lampe über dem Herd geblendet. Ich schaute wieder durch den Türspalt und sah …«
    »Können Sie sich noch an die Uhrzeit erinnern?«
    »Es war fünf vor halb acht. Wir wollten den Tee gegen acht Uhr servieren, und in diesen großen elektrischen Maschinen dauert es immer ewig, bis das Wasser kocht. Komisch, dass du danach fragst. Dieser reizende junge Polizist … wie heißt er gleich wieder? Der kleine Blonde mit den Grübchen und dem netten Lächeln.«
    »Detective Sergeant Graves.«
    »Ja, den meine ich: Detective Sergeant Graves. Ist doch komisch, oder? Er hat mich genau dasselbe gefragt, und ich habe ihm genau dasselbe geantwortet wie dir jetzt.«
    »Und zwar?«
    »Es war die Frau unseres Herrn Vikar. Cynthia Richardson.«

25
    C ynthia, der Rächer mit dem Frettchengesicht! Das hätte ich mir denken können! Cynthia, die in der Pfarrgemeinde St. Tankred ihre guten Taten wie ein Herodes austeilte. Ich konnte mir mühelos vorstellen, dass sie es auf sich genommen hatte, den berüchtigten Frauenhelden Rupert zu strafen. Der Gemeindesaal gehörte zu ihrem Reich, der Zweitschlüssel zu den Bühneneingängen hing im Arbeitszimmer ihres Mannes.
    Wie sie an die verschwundene Hosenklammer ihres Mannes gekommen war, blieb zwar vorerst ungeklärt, aber konnte die Klammer nicht einfach irgendwo im Pfarrhaus herumgelegen haben?
    Nach seiner eigenen Aussage wurde die Schusseligkeit des Vikars allmählich zum Problem. Darum ja auch die eingravierten Initialen. Vielleicht hatte er das Haus am vergangenen Donnerstag ohne die Klammer verlassen und sich den Hosenaufschlag deswegen zerfetzt - weil er sie nicht trug.
    Die Einzelheiten waren unwichtig. Eins war jedoch sonnenklar: In dieser Pfarrei ging mehr vor sich, als auf den ersten Blick ersichtlich war, und was es auch sein mochte (ein unbekleidet durch den Wald tanzender Ehemann und so weiter) - es hatte ganz den Anschein, als liefen die Fäden in Cynthias Hand zusammen.
    »Woran denkst du, Liebes?«
    Miss Puddock riss mich aus meinen Gedanken.
    »Du bist auf einmal so still!«
    Ich musste in Ruhe nachdenken, um der Sache auf den
Grund zu gehen, und zwar sofort. Es war unwahrscheinlich, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekommen würde, in den Tiefen von Miss Puddocks Dorfwissen zu gründeln.
    »Ich … mir ist plötzlich schwummerig.« Ich hielt mich an der Tischkante fest und ließ mich auf einem schmiedeeisernen Stühlchen nieder. »Vielleicht liegt es am Anblick Ihrer armen verbrühten Hand, Miss Puddock. Eine Schockreaktion oder so was.«
    Vermutlich gab es Zeiten, zu denen ich mich dafür verachtet hatte, derlei Heucheleien aufzuführen, aber in diesem Moment wollte mir kein Beispiel dafür einfallen. Schließlich war es das Schicksal, das mich in diese Angelegenheit verwickelt hatte, da musste das Schicksal auch die Folgen tragen.
    »Ach, du armes Ding!«, rief Miss Puddock. »Bleib, wo du bist, ich bring dir sofort ein Tässchen Tee und einen Hefewecken. Die magst du doch sicher?«
    »Ich … ich schwärme für Hefewecken«, antwortete ich, wobei mir einfiel, dass Schockopfer typischerweise zitterten und stotterten. Als Miss Puddock wiederkam, klapperten meine Zähne wie Murmeln, die man in einem Einweckglas schüttelt.
    Miss Puddock nahm eine Vase mit Maiglöckchen (Convallaria majalis) von einem der Tische, schüttelte das gestärkte Leinentischtuch aus und legte es mir um die Schultern. Als mir der liebliche Blumenduft in die Nase stieg, fiel mir zu meiner Freude ein, dass die Pflanze ein Hexengebräu aus kardioaktiven Glykosiden enthielt, darunter Convallatoxin und Gluconvallosid, und dass sogar das Wasser giftig war, in dem die Blumen standen.

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