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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag
Autoren: Alan Bradley
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Inspektor Hewitt ist nach Buckshaw gekommen, weil er mir wahrscheinlich noch ein paar Fragen wegen Samstagabend stellen wollte, und da hat er dich zufällig gesehen, wie du von der Remise in die Küche gegangen bist. Das muss des Rätsels Lösung sein.«
    Nialla überlegte. Ich hätte sie am liebsten gepackt und ordentlich durchgeschüttelt, aber ich musste ihr zugutehalten, dass ihre Gefühle vom Sturm der Hormone durcheinandergewirbelt
wurden: von wahren Gewitterwolken aus Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und Schwefel, die sich im immerwährenden Tanz des Lebens in immer neuen Kombinationen vereinten.
    Beinahe hätte ich ihr verziehen.
    »Bitte sehr!« Ich holte die Schmetterlingspuderdose aus der Tasche und überreichte sie ihr schwungvoll. »Ich glaube, die gehört dir.«
    Ich machte mich auf einen Schwall aus Dankbarkeits- und Lobesbezeugungen gefasst, aber nichts dergleichen ergoss sich über mich.
    »Danke«, sagte Nialla knapp und steckte das Ding ein.
    Danke? Einfach nur danke? Die hatte vielleicht Nerven! Aber ich würde es ihr zeigen! Ich würde mir nicht anmerken lassen, dass ich eingeschnappt war, würde so tun, als wäre es mir schnurzegal.
    »Wie ich sehe«, bemerkte ich beiläufig, »packst du gerade wieder alles in den Kombi ein. Das bedeutet, dass Bert Archer ihn repariert hat und du demnächst wieder losfährst. Da Inspektor Hewitt nirgends in Sicht ist, heißt das vermutlich, dass es dir freisteht, dich jederzeit von hier zu entfernen.«
    »Dass es mir freisteht?«, wiederholte sie und spuckte auf den Boden. »Frei? Der Vikar hat mir vier Pfund, sechs Shilling und Eightpence von der Vorstellung ausgehändigt. Bert Archers Rechnung beläuft sich auf sieben Pfund und zehn Shilling. Nur weil der Vikar ein gutes Wort für mich eingelegt hat, lässt mich Bert mit dem Wagen nach Overton fahren, wo ich alles ins Pfandhaus bringe, was man mir dort abnimmt. Wenn du das ›frei‹ nennen willst, dann bin ich frei. Für die kleine Miss Nabob, die in einem Haus so groß wie der Buckingham-Palast wohnt, mag es gut und schön sein, aus allem ihre neunmalklugen Schlüsse zu ziehen, aber von mir aus kannst du denken, was du willst, Hauptsache du behandelst mich verdammt noch mal nicht so von oben herab.«

    »In Ordnung«, erwiderte ich. »Das wollte ich nicht. Hier, nimm das bitte.«
    Ich kramte wieder in meiner Tasche und holte eine Münze heraus, die Münze, die Tante Felicity Dogger in die Hand gedrückt und die Dogger wiederum mir in die Tasche gesteckt hatte, vermutlich damit ich sie in Miss Cools Laden gegen Kräuterstangen eintauschen konnte.
    Nialla betrachtete die Münze ungläubig.
    »Fourpence!«, sagte sie. »Elende Fourpence!«
    Die Tränen liefen ihr ungehemmt übers Gesicht, als sie die Münze in hohem Bogen zwischen die Grabsteine warf.
    »Ja, es ist nur ein Fourpence«, sagte ich. »Aber es ist ein Almosen-Fourpence. Diese Münzen werden in der Königlichen Münze eigens zu dem Zweck geprägt, dass sie vom König am …«
    »Der König kann mir den Buckel runterrutschen!«, rief sie. »Und seine Königliche Münze auch!«
    »… am Gründonnerstag verschenkt werden. Sie sind sehr selten. Wenn ich mich recht entsinne, sammelt Bert Archer Münzen, und ein Gründonnerstags-Fourpence könnte die Reparatur des Wagens womöglich mehr als wettmachen.«
    Mit so viel Würde und gekränkter Selbstgerechtigkeit, wie ich aufbringen konnte, packte ich Gladys am Lenker, schwang mich in den Sattel und radelte los. Als ich mich umdrehte, kroch Nialla bereits auf allen vieren durchs Gras. Ob die Tränen, die sie sich zwischendurch abwischte, Tränen der Wut oder des Glücks waren, konnte ich nicht erkennen.

26
    N a schön, Dogger«, sagte ich, »jetzt reden wir Klartext.« Ich hatte ihn in der Butlerkammer aufgestöbert, wo er gerade Vaters Schuhe putzte.
    Doggers Aufgaben auf Buckshaw wechselten in enger Verknüpfung mit seiner akuten Verfassung, wobei seine Teilnahme am alltäglichen Leben entsprechend anstieg oder abebbte, ungefähr so wie die bunten Kugeln in Galileos Thermometer, die je nach Temperatur in einer Glasröhre auf und ab wandern. Die Tatsache, dass er sich um die Schuhe kümmerte, war ein gutes Zeichen, das darauf hindeutete, dass er wieder einmal vom Gärtner zum Butler aufgestiegen war.
    Er blickte von seiner Arbeit auf.
    »Ach ja?«
    »Wenn du dir bitte noch mal die Ereignisse vom letzten Samstagabend im Gemeindesaal vor Augen rufen würdest. Du sitzt neben mir, wir schauen
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