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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Unsere Vorfahren hatten das Gewächs schließlich aus gutem Grund ›Marientränen‹ oder ›Himmelsleiter‹ genannt!
    »Du darfst dich nicht verkühlen!«, gluckte Miss Puddock beflissen, während sie mir eine Tasse Tee aus dem ungeschlachten Samowar eingoss.
    »Peter der Große scheint sich beruhigt zu haben«, sagte ich
mit wohl dosiertem Zittern und deutete mit dem Kinn auf den blanken Apparat.
    »Manchmal ist er schrecklich ungezogen«, erwiderte sie schmunzelnd. »Wahrscheinlich liegt es daran, dass er Russe ist.«
    »Stammt er wirklich aus Russland?«, fragte ich rasch, damit die Quelle nicht versiegte.
    »Von den Zierknöpfen bis zu seinem königlich gerundeten Bauch!« Sie deutete auf den doppelköpfigen schwarzen Adler, der als Heißwasserhahn diente. »Er stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Martiniuk, der berühmten Silberschmiede Odessas, und es heißt, er habe früher Zar Nikolaus und seinen unglücklichen Töchtern den Tee gemacht. Als die Stadt nach der Revolution von den Roten besetzt wurde, wickelte ihn Wladimir, der Jüngste der Martiniuks, der damals erst sechzehn war, in ein Wolfsfell, packte ihn auf einen Handkarren und floh mit ihm zu Fuß - stell dir das mal vor: zu Fuß! - in die Niederlande, wo er in einer der Kopfsteinpflastergassen Amsterdams ein Geschäft eröffnete und seinen Namen in ›van den Maarten‹ umänderte.
    Peter war sein einziger Besitz«, sie tätschelte den Samowar liebevoll. »Und der Handkarren natürlich. Er wollte sein Glück machen, indem er immer neue Kopien von Peter anfertigte und sie an die holländischen Aristokraten verkaufte, die angeblich verrückt nach russischem Tee waren.«
    »Stimmte das denn?«
    »Das weiß ich nicht, und Wladimir wusste es auch nicht. Er starb bei der großen Grippeepidemie von 1918 und hinterließ seinen Laden samt Inventar seiner Vermieterin, Margriet van Rijn. Margriet heiratete einen Bauernburschen aus Bishop’s Lacey, Arthur Elkins, der damals in Flandern gekämpft hat. Er brachte seine Frau bald nach Ende des Ersten Weltkriegs mit nach England.
    Arthur starb, als im Jahr 1924 ein Fabrikschornstein über
ihm einstürzte, und Margriet starb vor Erschütterung, als man ihr die Nachricht überbrachte. Nach ihrem Tod erfuhren meine Schwester und ich, dass sie uns Peter den Großen testamentarisch vermacht hatte, worauf uns nichts anderes übrig blieb, als die St.-Nicholas-Teestube zu eröffnen. Das war vor fünfundzwanzig Jahren, und wie du siehst, sind wir immer noch hier.
    Peter ist ein sehr temperamentvoller alter Samowar, musst du wissen.« Sie breitete die Arme aus, als wollte sie das Gerät umarmen, besann sich jedoch eines Besseren. »Natürlich ist er ein grässlicher Hochstapler. Oh ja, er spuckt kochendes Wasser und haut ab und zu die Sicherung raus, aber trotz allem hat er ein Herz aus Gold - oder zumindest aus Silber.«
    »Er ist wirklich ein Prachtstück«, sagte ich.
    »Und das weiß er sehr gut! Herrje, ich rede ja gerade so über ihn, als wär er eine Katze. Als Grace noch bei uns war, nannte sie ihn immer ›der Tyrann‹. Stell dir das mal vor! ›Der Tyrann will mal wieder poliert werden‹, sagte sie immer. ›Der Tyrann will, dass man seine Kontakte mal wieder sauber macht‹.«
    »Grace?«
    »Grace Tennyson, beziehungsweise Ingleby, wie sie heute heißt.«
    »Grace Ingleby hat hier gearbeitet?«
    »Aber ja! Bis sie Gordon geheiratet hat, hat sie hier bedient. Wenn man sie heute sieht, kann man sich das kaum noch vorstellen, aber sie war stark wie ein Pferd. Das traut man solchen schmalen Persönchen oft nicht zu.
    Außerdem ließ sie sich von Peter und seinen Launen kein bisschen einschüchtern. Da konnte er noch so viel fauchen und spucken, Grace scheute sich nie, die Ärmel aufzukrempeln und ordentlich in seinem Innenleben herumzufuhrwerken.«
    »Das klingt, als hätte sie sich gut mit so was ausgekannt.«
    »Allerdings.« Miss Puddock lachte. »Und mit manch anderen Dingen kannte sie sich ebenfalls aus. Aber einer unserer
Kunden hat uns ja auch mal erzählt - ich glaube, er war Geschwaderführer bei der Royal Air Force, und natürlich hat er uns das ganz im Vertrauen erzählt -, nämlich dass Grace den höchsten IQ hätte, den er je beim ›schönen Geschlecht‹ gesehen hätte, wie er sich ausdrückte. Er meinte, wenn die Leute vom Nachrichtendienst sie nicht geholt hätten, damit sie an irgendwelchen Geheimprojekten arbeitet, hätte sie womöglich bis zum Kriegsende Funkgeräte in Spitfires

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