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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag
Autoren: Alan Bradley
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pflegten.«
    Ich schenkte ihr mein bescheidenstes Lächeln.
    »Ich bitte Sie, Miss Puddock - es war einfach nur ein glücklicher Zufall, dass ich im rechten Augenblick reingekommen bin. Ich war gerade nebenan bei Mr Sowbell und habe an Mr Porsons Sarg ein paar Gebete gesprochen. Sie glauben doch nicht, dass das irgendwie schaden kann, oder?«
    Mir war klar, dass ich gerade mit dem ganz dicken Pinsel ganz dick auftrug, aber Geschäft ist nun mal Geschäft.
    »Aber wieso denn, meine Liebe?«, entgegnete Miss Lavinia. »Mr Porson wäre gewiss sehr gerührt.«
    Wenn die wüsste!
    »Es war furchtbar traurig.« Ich dämpfte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern und berührte ihren gesunden Arm. »Aber ich muss Ihnen gestehen, Miss Puddock, dass meine Familie und ich am Samstagabend ›Napoleons Letzter Angriff‹ und ›Bendemeer Stream‹ trotz der nachfolgenden Tragödie sehr genossen haben. Vater hat gesagt, dass man solche Musik heutzutage nur noch selten zu hören bekommt.«
    Sie war den Tränen nah. »Vielen Dank, Liebes. Es ist sehr nett, dass du das sagst. Glücklicherweise haben wir am Samstag nicht mit eigenen Augen gesehen, was dem armen Mr Porson zugestoßen ist, weil wir uns da schon in der Küche nützlich gemacht haben. Als Betreiberinnen der einzigen Teestube von Bishop’s Lacey müssen wir ja wohl oder übel manchen Erwartungen gerecht werden. Das soll nicht heißen, dass wir bedauern …«
    »Nein, selbstverständlich nicht«, sagte ich. »Aber Sie haben doch sicherlich jede Menge Leute, die Ihnen gern helfen?«
    Sie lachte entrüstet auf.
    »Helfen? Die meisten Leute haben dieses Wort noch nie gehört!
Nein, Aurelia und ich waren von Anfang bis Ende ganz allein in der Küche. Zweihundertdreiundsechzig Tassen Tee wurden ausgeschenkt, aber da sind natürlich die mitgezählt, die wir ausgeschenkt haben, nachdem die Polizei die Sache in die Hand genommen hat.«
    Ich machte ein ungläubiges Gesicht. »Und niemand hat Ihnen Hilfe angeboten?«
    »Niemand. Wie gesagt, Aurelia und ich waren die ganze Zeit allein in der Küche. Und als Aurelia dem Puppenspieler eine Tasse Tee brachte, war ich sogar ganz allein dort.«
    Meine Ohren richteten sich auf wie Wimpel an einem Fahnenmast.
    »Ihre Schwester hat Rupert eine Tasse Tee gebracht?«
    »Ja. Sie hatte jedenfalls die Absicht. Leider war die Tür abgeschlossen.«
    »Die Tür zur Bühne? Gegenüber der Küche?«
    »Nein, nein … die wollte sie nicht benutzen. Da hätte sie an Mutter Gans vorbeigemusst, der Frau, die im Scheinwerferlicht saß und die Geschichte erzählt hat. Nein, sie hat den Tee ganz hinten durch den Saal zu der anderen Tür gebracht.«
    »Die Tür zum gegenüberliegenden Flur?«
    »Ganz recht. Aber wie schon gesagt, die Tür war abgeschlossen.«
    »Während der Vorstellung?«
    »Ja. Seltsam, was? Mr Porson hatte uns vorher extra gefragt, ob wir ihm während der Vorstellung einen Tee vorbeibringen könnten. ›Stellen Sie die Tasse einfach auf den kleinen Tisch hinter der Bühne‹, hat er gesagt. ›Da finde ich sie schon. Puppentheater ist nämlich eine trockene Angelegenheit‹, und dabei hat er uns zugezwinkert. Warum er dann abgeschlossen hat, weiß ich auch nicht.«
    Während sie weitersprach, spürte ich schon, wie sich die Fakten in meinen Gedanken allmählich zusammenfügten.
    »Als Aurelia den ganzen Weg wieder zurückkam, immer
noch mit der Teetasse in der Hand, hat sie gefragt: ›Wie kommt er denn auf die Idee, abzuschließen?‹«
    »Vielleicht hat ja gar nicht er abgeschlossen«, erwiderte ich, einer Eingebung folgend. »Vielleicht war es jemand anders. Wer hat denn alles einen Schlüssel, wissen Sie das?«
    »Es gibt zwei Schlüssel für die Bühnenzugänge, Liebes. Mit beiden lassen sich beide Türen öffnen, die auf der linken Seite und die auf der rechten. Einen hat der Herr Vikar an seiner Schlüsselkette, der Zweitschlüssel hängt an einem Nagel in seinem Arbeitszimmer im Pfarrhaus. Der Vikar ist nämlich mal zum Cricket-Match der Kirchenvorsteher und Kollektensammler nach Brighton gefahren und hat Tom Stoddart, den Schlosser, mitgenommen. Als sie beide weg waren, kam man nur noch mit einer Stehleiter auf die Bühne und wieder runter. Damals hat die Kleine Theatertruppe gerade König Lear geprobt - du kannst dir sicher vorstellen, was da los war!«
    »Und sonst war niemand in der Nähe?«
    »Niemand, Liebes. Aurelia und ich waren die ganze Zeit in der Küche. Wir hatten die Tür halb zugemacht, damit das Licht aus
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