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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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von ihrem Sohn Robin erzählt«, sagte ich. Was ja nicht ganz gelogen war.
    »Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm!«
    »Sie hat gesagt, dass Robin nicht mehr ist.«
    Das war zu viel für Mrs Mullet.
    »Dass er nicht mehr ist? Das kann man wohl sagen! Der Junge ist toter als’n Sargnagel, und das seit über fünf Jahren. Mausetot. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie sie ihn gefunden haben, wie er oben im Gibbet Wood gebaumelt hat. Es war Waschtag, also Montag, und ich hab grade’nen Schwung Wäsche auf die Leine gehängt, da kommt Tom Batts, der Briefträger, ans Tor. ›Mrs M‹, sagt er zu mir, ›machen Sie sich auf’ne schlechte Nachricht gefasst.‹ ›Is was mit mei’m Alf?!‹, frage ich, und er sagt: ›Nein, es geht um den kleinen Robin, Gordon Inglebys Sohn‹, und ich schnauf erst mal laut - puuuh! - denn ich dachte schon …«
    »Wer hat ihn denn gefunden?«, unterbrach ich sie. »Den kleinen Robin, meine ich.«
    »Tja, das war die verrückte Meg. Die wohnt ja dort oben im Gibbet Wood. Hat was Helles unter’nem Baum gesehen - so nennt sie den Kram, den sie immer sammelt: ›was Helles‹ - und als sie hingeht und es aufheben will, sieht sie, dass es eine von diesen Spielzeugschippen ist, wie man sie zum Strand mitnimmt, und der Blecheimer zum Sandreinschippen liegt auch gleich daneben, mitten im Wald.« »Robins Mutter ist öfter mit ihm ans Meer gefahren«, hätte ich beinahe gesagt, verkniff es mir aber. Mir war eingefallen, dass Tratsch stets noch mehr Tratsch anzieht, »wie ein Magnet die Fliegen«, wie mir Mrs Mullet einmal anlässlich eines ganz anderen Themas erläutert hatte.
    »Und dann hat sie ihn geseh’n, wie er da an dem alten Galgen
baumelte«, fuhr sie fort. »Sein Gesicht sah grausig aus, hat sie gesagt - wie’ne schwarz gewordene Melone.«
    Allmählich bedauerte ich, dass ich mein Notizbuch nicht dabei hatte.
    »Und wer hat ihn umgebracht?«, fragte ich jetzt, ohne weitere Rücksichten zu nehmen.
    »Tja … Das ist es ja grade. Das weiß man nicht.«
    »Ist er denn umgebracht worden?«
    »Gut möglich. Aber wie schon gesagt, wissen tut das niemand. In der Bücherei wurde’ne Autotop abgehalten, das ist das Gleiche wie’ne Leichenschau, hat Alf gemeint. Dr. Darby hat den Kleinen untersucht und gesagt, dass er aufgehängt wurde, mehr könnte er nicht mit Sicherheit sagen. Die verrückte Meg hat zwar behauptet, der Teufel hätt’ den Robin geholt, aber du weißt ja, wie sie ist. Die Inglebys wurden verständigt und sind gekommen, und dieser Deutsche, der ihren Traktor fährt … Dieter heißt er, und Sally Straw auch. Dumm wie Müllers Esel, einer wie der andere. Die Polizei nicht ausgenommen.«
    Die Polizei? Na klar doch!
    Die Polizei hatte Robin Inglebys Tod untersucht, und wenn ich mich nicht täuschte, musste auch mein alter Freund Inspektor Hewitt mitgemischt haben.
    Eigentlich war der Inspektor nicht direkt ein alter Freund von mir, aber ich hatte ihm erst kürzlich bei einer Ermittlung geholfen, bei der er und seine Kollegen völlig ratlos gewesen waren.
    Statt mich auf Mrs Mullets Dorftratsch zu verlassen, holte ich mir meine Informationen doch lieber direkt an der Quelle! Ich brauchte nur bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zum Polizeirevier nach Hinley hinüberzuradeln. Dort würde ich rein zufällig gerade zur Teezeit vorbeischauen.
     
    Als ich an St. Tankred vorbeiradelte, überlegte ich unwillkürlich, wie es Rupert und Nialla gehen mochte. Das, dachte ich
mir, lässt sich schnell herausfinden, und schon bremste ich ab und fuhr im Bogen zurück.
    Die Tür zum Gemeindesaal war abgeschlossen. Ich rüttelte ein paar Mal kräftig daran und klopfte auch tüchtig, aber niemand machte mir auf. Ob die beiden noch auf der Culverhouse Farm waren?
    Ich schob Gladys über den Friedhof zum Fluss hinunter und trug sie über die Trittsteine. Obwohl der Treidelpfad an manchen Stellen von Unkraut überwuchert und von tiefen Furchen durchzogen war, brachte er mich schnell wieder zum Ablassfeld.
    Nialla saß unter einem Baum und rauchte, Dieter saß daneben. Als er mich sah, stand er sofort auf.
    »Sieh mal an!«, sagte Nialla. »Wer kommt denn da angekleckert?«
    »Ich dachte, ihr seid im Gemeindesaal.«
    Nialla drückte ihren Zigarettenstummel wütend am Baumstamm aus.
    »Das wäre auch besser so«, sagte sie, »aber Rupert hat noch nicht zu uns zurückgefunden.«
    Das kam mir ziemlich seltsam vor, denn Rupert kannte doch niemanden in der Gegend. Wer - oder was -

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