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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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und manchmal stellte ich mir vor, dass sie allein dort oben im Sonnenschein herumflog, zwischen den wattigen Tälern der Haufenwolken herumkurvte und sich um niemanden und nichts zu scheren brauchte außer um den Wind.

    Als Clarence am Ende des Bahnsteigs von Doddingsley scharf abbremste, kam der Zug gerade am anderen Ende hereingedampft.
    »Zehn-null-fünf«, verkündete Clarence nach einem erneuten Blick auf seine Armbanduhr. »Auf den Punkt.«
    Tante Felicity war - woran ich nicht gezweifelt hatte - die Erste, die aus ihrem Abteil ausstieg. Trotz der Hitze trug sie einen langen, graubraunen Reisemantel und einen breitkrempigen Tropenhut, der mit einem breiten blauen Band unter ihrem Kinn festgebunden war. Außerdem war ihre Gestalt mit den verschiedensten Dingen wie mit Stacheln gespickt: Haarnadeln, Schirmgriffe, zusammengerollte Zeitschriften, Zeitungen, Dreibein-Hocker und dergleichen mehr. Sie glich einem unordentlichen Vogelnest auf Beinen, beziehungsweise einem wandelnden Heuhaufen.
    »Kümmern Sie sich bitte um mein Gepäck, Clarence«, sagte sie. »Und vorsichtig mit dem Krokodil.«
    »Welchem Krokodil?« Clarences Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Mit der Tasche natürlich«, erwiderte Tante Felicity. »Ich habe sie mir ganz neu bei Harrods gekauft und habe keine Lust, dass sie mir ein ungeschickter Bauerntölpel auf irgendeinem gottverlassenen Bahnsteig ruiniert.«
    »Und du, Flavia«, sagte sie dann, »du darfst meine Wärmflasche tragen.«

8
    D ogger wartete schon am Haupteingang. Er fischte seine Kleingeldbörse aus der Hosentasche und sah Clarence fragend an.
    »Zwei Shilling«, sagte Clarence, »hin und zurück - inklusive Wartezeit.«
    Während Dogger noch die Münzen abzählte, lehnte sich Tante Felicity zurück und ließ den Blick über die Fassade wandern.
    »Entsetzlich«, sagte sie. »Man kann förmlich zusehen, wie das Haus verkommt.«
    Ich fühlte mich nicht befugt, sie darüber aufzuklären, dass Vater, was Ausgaben anging, mit seinem Latein einigermaßen am Ende war. Das Haus hatte ursprünglich Harriet gehört, die jung gestorben war, unerwartet und ohne sich über ein Testament Gedanken gemacht zu haben. Aufgrund verschiedener Entwicklungen, die Vater vage »Komplikationen« zu nennen pflegte, schien es inzwischen unwahrscheinlich, dass wir noch lange auf Buckshaw würden bleiben können.
    »Bringen Sie das Gepäck auf mein Zimmer, Dogger«, sagte Tante Felicity, deren Blick wieder auf der Erde angekommen war, »und Vorsicht mit dem Krokodil!«
    »Sehr wohl, Miss Felicity«, erwiderte Dogger, der bereits einen Weidenkorb unter jedem Arm und einen Koffer in jeder Hand hatte. »Harrods, wenn ich mich nicht irre.«
Ich marschierte schnurstracks in die Küche und rief: »Tante Felicity ist da! Irgendwie habe ich keinen richtigen Hunger. Ich glaub, ich mache mir nur schnell ein Salatsandwich und esse in meinem Zimmer.«
    »Kommt nicht infrage«, sagte Mrs Mullet. »Ich habe extra einen schönen Aspiksalat gemacht, mit Roter Bete und allem Drum und Dran.«
    Ich verzog angewidert das Gesicht, aber als sie mir unerwartet einen Blick zuwarf, fiel mir Niallas Ausweichmanöver ein und ich verwandelte die Grimasse rasch in ein herzhaftes Gähnen, wobei ich die Hand vor den Mund hielt.
    »Entschuldigen Sie, aber ich bin heute sehr früh aufgestanden«, sagte ich.
    »Ich auch. Leider.«
    »Ich war draußen auf dem Hof der Inglebys«, warf ich in den Raum.
    »Hab ich schon gehört.«
    Mochte dieses Weibsbild zur Salzsäule erstarren! Entging ihr denn überhaupt nichts?
    »Mrs Richardson hat mir erzählt, dass du diesen Marionettenleuten geholfen hast. Die mit den Judashaaren und er mit seinem Hinkebein.«
    Cynthia Richardson. Das hätte ich mir denken können. Die Anwesenheit der Puppenspieler hatte anscheinend ihre verkniffenen Lippen geöffnet.
    »Die Frau heißt Nialla«, entgegnete ich, »und er heißt Rupert. Sie ist ziemlich nett. Sie interessiert sich für Sammelalben. Jedenfalls hat sie sich früher mal damit beschäftigt.«
    »Das mag ja alles sein, Schatz, aber du musst trotzdem …«
    »Ich bin auch Mrs Ingleby begegnet«, fuhr ich unbeirrt fort. »Wir haben uns unterhalten. War sehr interessant.«
    Mrs Mullets Hände, die den Salat putzten, bewegten sich langsamer … und hielten schließlich inne. Sie hatte den Köder geschluckt.

    »Unterhalten? Mit Mrs Ingleby? Ha! Das glaubst du doch selber nicht!« Sie schüttelte den Kopf. »Die arme Frau«, schob sie hinterher.
    »Sie hat mir

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