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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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erwiderte nichts, aber ich glaubte sie leise schluchzen zu hören.
    »Jedenfalls sollten wir der Sache ein Ende machen, das steht mal fest.«
    Ein Ende machen? Welcher »Sache«? Hatte ihm Nialla gestanden, dass sie schwanger war? Oder spielte er auf seinen Streit mit Mutt Wilmott an? Oder auf seine Auseinandersetzung mit Gordon Ingleby?
    Da ging leider die Tür zur Küche auf und der Vikar kam
mit der verrückten Meg am Arm in den Saal, dicht gefolgt von Cynthia und zwei Damen vom Frauenkomitee.
    »Kommt nicht infrage«, sagte Cynthia. »Auf gar keinen Fall. Es stinkt dort überall nach Farben, und außerdem haben wir kein…«
    »Diesbezüglich muss ich dir widersprechen, meine Liebe, so leid es mir tut. Die arme Frau braucht ein Plätzchen, wo sie sich beruhigen kann, und wir können sie ja wohl kaum in …«
    »… in den Wald zurückschicken?«, fiel ihm Cynthia ins Wort. Ihre Wangen hatten rote Flecken.
    »Flavia, liebes Kind«, sagte der Vikar, als er mich erblickte, »könntest du bitte zum Pfarrhaus vorauslaufen? Die Tür ist offen. Sei so lieb und räum die Bücher von dem Sofa in meinem Arbeitszimmer … Leg sie einfach irgendwo hin. Wir kommen gleich nach.«
    Da tauchte Nialla hinter dem Vorhang auf.
    »Einen Augenblick bitte, Herr Vikar. Ich komme mit.«
    Ich sah sofort, dass sie am Ende ihrer Kräfte war.
     
    Im Arbeitszimmer des Pfarrhauses sah es aus, als hätte Charles Kingsley soeben die Feder niedergelegt und wäre mal kurz hinausgegangen. Die vom Boden bis zur Decke reichenden Regale waren dicht an dicht mit Büchern vollgestopft, die, nach ihren düsteren Einbänden zu urteilen, eigentlich nur von kirchlichem Interesse sein konnten. Ein unaufgeräumter, überquellender Schreibtisch verstellte den Großteil des einzigen Fensters, und auf einem zerschlissenen Perserteppich stand in schrägem Winkel ein schwarzes Rosshaarsofa.
    Kaum hatte ich die Bücher auf den Boden gestapelt, trafen auch schon Nialla und der Vikar ein und führten Meg behutsam zum Sofa. Meg wirkte benommen und brachte nur ein undeutliches Genuschel zustande, als ihr Nialla half, sich auf dem Sofa auszustrecken, und ihr dabei die schmutzigen Kleider glattstrich.

    Kurz darauf füllte Dr. Darbys korpulente Gestalt den Türrahmen aus. Jemand musste die Hauptstraße hochgelaufen sein und ihn aus seiner Praxis geholt haben.
    »Mhm«, brummte er, stellte die schwarze Arzttasche auf den Boden, öffnete sie und wühlte ausgiebig darin herum. Mit lautem Rascheln zog er eine Papiertüte hervor, fischte ein Gletschereisbonbon heraus und steckte es in den Mund.
    Als das erledigt war, beugte er sich über Meg.
    »Mhm«, brummte er abermals und holte eine Spritze aus der Tasche. Darin zog er aus einem Fläschchen eine klare Flüssigkeit auf, rollte Megs Ärmel hoch und stach ihr die Nadel in den Arm.
    Meg gab keinen Mucks von sich, sondern sah ihn lediglich an wie ein vom Holzhammer getroffenes Pferd.
    Aus einem hohen Schrank in der Ecke förderte der Vikar ein Kissen und eine bunte Häkeldecke zutage.
    »Für mein Mittagsschläfchen«, sagte er schmunzelnd, dann deckte er Meg sorgsam zu, und noch ehe der Letzte von uns sich leise aus dem Zimmer geschlichen hatte, fing sie auch schon zu schnarchen an.
    »Herr Vikar«, sagte Nialla draußen unvermittelt, »auch wenn es unangebracht scheinen mag, aber ich muss Sie um einen großen Gefallen bitten.«
    »Nur zu.« Der Vikar warf einen sorgenvollen Blick zu Cynthia hinüber, die am anderen Ende des Hausflurs lauerte.
    »Ich wäre Ihnen auf ewig dankbar, wenn Sie mir ein heißes Bad gestatten würden. Ich habe schon sehr lange nicht mehr gebadet und komme mir schon vor wie etwas, das unter einem Stein lebt.«
    »Aber selbstverständlich, meine Liebe! Das Bad ist oben, am Ende des Korridors. Seife und Handtücher nehmen Sie sich bitte selbst. Und wundern Sie sich nicht über das kleine Segelboot«, setzte er verschmitzt hinzu. »Das gehört mir.«
    Als Nialla die Treppe hochstieg, quietschte im Flur ein Gummiabsatz
auf den gewachsten Dielen, und Cynthia war verschwunden.
    »Cynthia hat angeboten, dich nach Buckshaw rüberzufahren«, wandte sich der Vikar an mich, und ich wusste gleich, dass er schwindelte. »Ich denke doch, dass du heute Abend mit deiner Familie wiederkommen wirst?«
    »Sicher«, sagte ich. »Die sind schon alle ganz gespannt auf Jack und die Bohnenranke. «
     
    Wir krochen schwerfällig - Gladys war bedenklich wacklig auf dem Dach festgebunden - in Cynthias müdem, staubigem

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