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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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hindern.
    »Dogger«, flüsterte ich, »hast du auch gesehen, was ich gesehen habe?«
    Als ich mich auf den Stuhl neben ihn schob, den Mrs Mullet freigemacht hatte, schaute er mich zuerst an wie eine Wildfremde,
aber dann, wie ein Perlentaucher, der aus großer Tiefe allmählich wieder an die Oberfläche steigt, fand er sich wieder in der Wirklichkeit zurecht und nickte wie in Zeitlupe.
    »Ja, Miss Flavia. Mord - ich glaube, wir sind eben Zeugen eines Mordes geworden.«
     
    Als ich an der Reihe war, vor den Tisch zu treten, bekam ich auf einmal Herzklopfen. Am liebsten wäre ich ein tibetischer Lama gewesen, der seinen Pulsschlag verlangsamen kann.
    Aber ehe ich mir das näher ausmalen konnte, winkte mich Inspektor Hewitt heran. Er schob einen Stapel Papiere und Formblätter hin und her und wartete, bis ich mich gesetzt hatte. Ganz kurz überlegte ich, wo die leeren Blätter alle hergekommen sein mochten. Wahrscheinlich hatten Woolmer und Graves sie mitgebracht. Der Inspektor jedenfalls hatte während der Vorstellung keine Aktentasche dabeigehabt.
    Ich drehte mich nach seiner Frau Antigone um. Ja, dort saß sie zwischen den Dorfbewohnern auf ihrem Platz, trotz der ernsten Lage heiter und strahlend.
    »Ihre Frau ist wunderschön«, flüsterte ich.
    »Vielen Dank.« Er blickte nicht von seinen Papieren auf, aber ich sah an seinen Mundwinkeln, dass er sich freute.
    »Dann wollen wir mal … Name und Adresse?«
    Name und Adresse? Was sollte das denn?
    »Die kennen Sie doch schon«, sagte ich.
    »Klar kenne ich die.« Er schmunzelte. »Aber es ist Vorschrift, dass du es mir selber sagst.«
    »Flavia de Luce - Buckshaw«, wiederholte ich einigermaßen eisig, und er schrieb es auf.
    »Danke. Also, Flavia, um wie viel Uhr bist du heute Abend hier eingetroffen?«
    »Punkt zwanzig vor sieben. Zusammen mit meiner Familie. Im Taxi. In Clarence Mundys Taxi.«
    »Warst du den ganzen Abend hier im Saal?«

    »Sicher. Ich bin doch noch zu Ihnen gekommen und wir haben uns kurz unterhalten - wissen Sie das nicht mehr?«
    »Doch. Beantworte bitte meine Frage.«
    »Ja, ich war den ganzen Abend hier im Saal.«
    Zugegebenermaßen war ich sauer. Ich hatte gehofft, der Inspektor werde mich um meine Mitarbeit bitten, mich auffordern, ihm einen ausführlichen, minutiösen Bericht der grausigen Geschehnisse zu liefern, die sich heute Abend vor meiner Nase hier zugetragen hatten. Stattdessen wurde ich wie jeder andere x-beliebige gaffende Zuschauer behandelt.
    »Hast du Mr Porson vor der Aufführung noch gesehen oder gesprochen?«
    Wie meinte er das? Ich hatte Mr Porson in den letzten drei Tagen verschiedentlich gesehen. Ich war mit ihm zur Culverhouse Farm gefahren und hatte im Gibbet Wood seinen Streit mit Gordon Ingleby belauscht. Und das war noch nicht alles, was ich über Rupert Porson wusste. Längst nicht!
    »Nein«, antwortete ich.
    Dieses Spielchen konnten wir auch auf Gegenseitigkeit spielen.
    »Aha. Dann erst einmal vielen Dank. Das wär’s.«
    Damit hatte er mich schachmatt gesetzt.
    »Du kannst gehen«, fügte er hinzu und schaute auf seine Armbanduhr. »Wahrscheinlich ist es für dich ohnehin schon allerhöchste Zeit fürs Bett.«
    Der Mann hatte Nerven! Allerhöchste Zeit fürs Bett! Was glaubte er denn, wen er hier vor sich hatte?
    »Darf ich auch eine Frage stellen?«
    »Nur zu«, antwortete er, »auch wenn ich dir die Frage wahrscheinlich nicht beantworten kann.«
    »Ist Rupert - Mr Porson - an einem Stromschlag gestorben?«
    Er schaute mich mit zusammengekniffenen Augen an, und ich sah, dass er sich die Antwort gut überlegte.

    »Das wäre eine Möglichkeit. Gute Nacht, Flavia.«
    Der Kerl wimmelte mich ab. Rupert hatte wie eine Flunder in der Pfanne gebrutzelt, das wusste der Inspektor ebenso gut wie ich.
    Hinter der Puppenbühne flammten immer noch ab und zu Blitzlichter auf, als ich zurück zu Vater in die erste Reihe ging. Feely und Daffy waren nirgendwo zu sehen.
    »Mundy fährt die beiden schon nach Hause«, sagte Vater.
    »Ich komme auch gleich«, rief ich ihm zu und ging zum Klosett. Noch nie in der gesamten Menschheitsgeschichte hat es jemand gewagt, ein weibliches Wesen am Besuch der Toilette zu hindern.
    Im letzten Augenblick bog ich ab und schlich mich in die Küche, wo Mrs Mullet inzwischen das Kommando führte. Sie hatte eine Riesenkanne Tee gekocht und vor Nialla und Sergeant Woolmer, die beide am Tisch saßen, je eine dampfende Tasse hingestellt.
    Nialla erblickte mich vor dem Polizisten, und ihre Augen

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