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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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blitzten wie bei einem verschreckten Tier auf - aber nur ganz kurz. Sie nickte mir unauffällig, aber stumm zu, aber ich begriff, was sie meinte.
    Tja, so funktioniert der Frauenfunk. Ich rieb mir beiläufig die Nase und gab ihr auf diese Weise zu verstehen, dass ihre Botschaft angekommen war.
    »Vielen Dank, Miss Gilfoyle«, sagte der Sergeant. »Sie haben uns sehr geholfen.«
    Gilfoyle? Hieß Nialla so mit Nachnamen? Ich hörte den Namen zum ersten Mal.
    Sergeant Woolmer leerte seine Tasse auf einen Zug und ohne offensichtliche schädliche Nebenwirkungen.
    »Ganz köstlich, Ihr Tee, Mrs Mullet«, sagte er und klappte sein Notizbuch zu. Dann sammelte er seine Unterlagen ein, nickte mir freundlich zu und marschierte wieder in den Saal.

    Der Mann muss einen Magen wie ein Dampfschiffkessel haben, dachte ich.
    »Jedenfalls, meine Liebe«, sagte Mrs Mullet, »brauchen Sie heute Abend keinesfalls auf der Culverhouse Farm zu nächtigen. Es gießt ja wie aus Kübeln, und das schon seit Stunden. Der Fluss ist bestimmt am Überlaufen, es ist viel zu gefährlich, ihn jetzt zu überqueren. Außerdem kann kein Mensch von Ihnen verlangen, dass Sie in einem Zelt schlafen, nicht in Ihrem Zustand, wenn Sie verstehen. Alf hat einen Regenschirm mitgebracht, da passen wir alle drei drunter. Außerdem wohnen wir gleich über die Straße. Im Zimmer von unserer Agnes hat niemand mehr geschlafen, seit sie ihr Elternhaus vor sechs Jahren am dreizehnten November verlassen hat, um die Pitman-Kurzschrift zu erlernen. Alf und ich haben das Zimmer wie ein Heiligtum gehütet. Sogar’n eigener Plattenkocher ist drin, und’ne Matratze mit Gänsedaunen. Und sagen Sie nicht Nein, denn das überhöre ich einfach.«
    Niallas Augen schwammen plötzlich in Tränen, und ich hätte beim besten Willen nicht sagen können, ob nun vor Kummer oder aus Freude.
     
    Ich hätte ein kleines Vermögen dafür gegeben, wenn ich hätte hören können, was Vater und Dogger auf dem Rücksitz des Taxis miteinander besprachen, aber leider bin ich schlicht und einfach eingenickt. In der wohligen Wärme der gegen den kalten Abendregen voll aufgedrehten Heizung und beim stetigen Wisch-Wusch der Scheibenwischer überkam mich der unwiderstehliche Drang einzuschlafen. Nicht einmal eine Eule hätte da wach bleiben können.
    Als mich Vater dann vor unserem Haus weckte, wankte ich durch die Tür, die Treppe hoch und ins Bett - ich zog mich nicht mal mehr aus.
    Wahrscheinlich bin ich mit offenen Augen eingeschlafen.

14
    D ie Sonne strahlte herrlich durch mein Flügelfenster, die Vögel in den Kastanienbäumen sangen aus voller Kehle. Das Erste, das mir durch den Kopf schoss, war das Bild von Ruperts Gesicht: die leicht zurückgezogenen Lippen, die abstoßend gebleckten Zähne.
    Ich drehte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ich finde immer, dass eine leere weiße Fläche beim Fassen klarer Gedanken hilfreich ist. Es fördert die Konzentration.
    Im Tod hatte Rupert verblüffend dem toten Hund geähnelt, auf den ich einmal auf der Wiese hinter dem Dreizehn Erpel fast draufgetreten war. Die trüben Augen des Kadavers hatten genauso ins Leere geblickt, und das Tier hatte die gelblichen Reißzähne in einer starren Grimasse entblößt. (Allerdings war Rupert nicht von Fliegen umschwirrt und seine Zähne waren eigentlich auch noch recht vorzeigbar gewesen.)
    Trotzdem … der Hund erinnerte mich an etwas … Na klar! Mutt Wilmott! Das Dreizehn Erpel! Mutt Wilmott musste ein Zimmer im Dreizehn Erpel genommen haben!
    Wenn man Mrs Mullet Glauben schenken wollte, hatte es kurz nach Beginn der Abendvorstellung angefangen zu regnen. Mutt war ungefähr um zwanzig vor sieben eingetroffen … sagen wir Viertel vor, das hatte ich selbst gesehen. Bei diesem Wetter war er wohl kaum noch spätabends nach London aufgebrochen. Nein, wenn er wieder hätte abreisen wollen, dann hätte er das vor der Aufführung getan. Es lag auf der Hand, dass er mit Rupert noch nicht fertig gewesen war.

    Demnach saß er in diesem Augenblick im Dreizehn Erpel , dem einzigen Gasthof in Bishop’s Lacey, und frühstückte Eier mit Speck.
    Zum Glück war ich schon angezogen.
    Als ich den östlichen Treppenaufgang hinabschlich, herrschte im Haus eine Stille wie im heiligen Grab. Die Aufregung des vergangenen Abends hatte alle erschöpft; nun lagen sie, wie ich vermutete, noch schnarchend in ihren Zimmern wie eine Horde Vampire auf Kur.
    Als ich jedoch heimlich, still und leise durch die Küchentür ins Freie

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