Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag
sich Feely auf den Köder wie ein Hai auf den Fuß eines Schwimmers.
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M it Vater und Tante Felicity als Vorhut und Dogger mit einer schwarzen Melone auf dem Kopf als Nachhut marschierten wir, wie jeden Sonntag, im Gänsemarsch durch die Felder hinunter ins Dorf. Die grüne Landschaft um uns herum wirkte in der Morgensonne so unveränderlich wie auf einem Gemälde von Constable, und es hätte mich kaum gewundert, wenn ich festgestellt hätte, dass wir nicht mehr als winzige Gestalten im Hintergrund eines seiner Bilder waren, etwa Der Heuwagen oder Dedham Vale.
Es war ein Tag, wie er nicht schöner hätte sein können. Die Tautropfen im Gras glitzerten wie Diamanten, was wunderschön aussah, auch wenn die blinkenden Prismen im Laufe des Tages in der Sonne verdampfen würden.
In der Sonne verdampfen … War es nicht das, was uns allen blühte, was das Universum letztendlich für uns in petto hielt? Eines schönen Tages würde die Sonne wie ein roter Luftballon platzen und alle Erdbewohner würden sich schneller, als ein Blitzlicht einen Raum erhellte, in Kohlenstoff verwandeln. Stand das nicht schon in der Genesis? Denn aus Staub bist du gemacht, und zu Staub sollst du wieder werden. Das war weit mehr als langweilige alte Theologie: Es war eine präzise wissenschaftliche Beobachtung! Kohlenstoff war der große Gleichmacher - der Schnitter Tod.
Auch Diamanten waren nichts anderes als Kohlenstoff, allerdings eben Kohlenstoff mit einem Kristallgitter, welches das härteste in der Natur vorkommende Mineral hervorbrachte.
Ja, darauf lief es für uns alle irgendwann hinaus. Wir waren dazu bestimmt, dereinst Diamanten zu werden!
Was für eine aufregende Vorstellung, dass unsere sterblichen Überreste den Untergang unserer Welt noch lange als gleißender Schneesturm aus Diamantenstaub überdauern würden, der im roten Glühen einer sterbenden Sonne bis in alle Ewigkeit dahinwehte.
Bei Rupert Porson hatte dieser Prozess bereits eingesetzt. »Ich bezweifle doch sehr, Haviland«, äußerte Tante Felicity gerade, »dass der Gottesdienst wie üblich abgehalten wird. Das schiene mir angesichts dessen, was vorgefallen ist, doch nicht ganz richtig.«
»Die Kirche von England, liebe Lissy«, erwiderte Vater, »nimmt, nicht anders als Ebbe und Flut, auf niemanden Rücksicht. Abgesehen davon ist der Mann im Gemeindesaal gestorben - nicht vor dem Altar.«
»Mag sein«, antwortete Tante Felicity naserümpfend. »Trotzdem wäre ich sehr verärgert, wenn diese Lauferei für nichts und wieder nichts gewesen sein sollte.«
Vater behielt recht. Als wir an der Mauer entlanggingen, die den erhöht gelegenen Friedhof wie ein enger Gürtel einfasste, sah ich die Haube von Inspektor Hewitts blauem Vauxhall-Kombi am anderen Ende des Sträßchens diskret um die Ecke lugen. Der Inspektor selbst war allerdings, als wir die Kirche durch den Vordereingang betraten, nirgends zu erblicken.
Die Morgenandacht war feierlich wie ein Totenamt. Das weiß ich, weil wir de Luces römisch-katholisch sind - genau genommen sind wir sogar Gründungsmitglieder dieses Vereins und hatten unseren Anteil, was Knien und Verneigen anging, bereits weidlich abgeleistet. Aber wir besuchen eigentlich regelmäßig den Gottesdienst in St. Tankred - zum einen, weil es die nächstgelegene Kirche ist, zum anderen, weil der Vikar und Vater gut befreundet sind.
»Außerdem«, pflegt Vater zu sagen, »ist es nur recht und
billig, wenn man mit den ortsansässigen Firmen Handel treibt.«
An diesem Morgen war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Sogar die Galerie unter dem Glockenturm war bis zum Bersten mit Dorfbewohnern besetzt, die so nah wie möglich am Ort des Verbrechens sein wollten, ohne ungehörig zu erscheinen.
Nialla konnte ich nicht entdecken, das fiel mir gleich auf. Auch Mrs Mullet und ihren Mann Alf nicht. Wie ich unsere Mrs M kannte, bombardierte sie die arme Nialla gerade mit Würstchen und Fragen. »Ablenkungsmanöver zu Verhörzwecken« nannte Daffy so etwas.
Cynthia lag schon auf den Knien, ganz vorne in der Mitte, und schmeichelte sich schon einmal bei ihrem Gott, welcher das auch sein mochte, ein, ehe die Messe anfing. Sie war immer die Erste, die kniete, und die Erste, die wieder aufsprang. Manchmal kam sie mir vor wie St. Tankreds geistlicher Steuermann.
Weil es diesmal um jemanden ging, den ich persönlich gekannt hatte, freute ich mich sogar auf die Predigt. Ich erwartete, dass Ruperts Tod den Vikar zu einem inspirierten Vortrag bewegen
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