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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Cow Lane, einem ziemlich verwilderten, kurzen Weg, der von der Hauptstraße zum Fluss hinunterführte. Beim Gedanken daran, dass ich vor nicht allzu langer Zeit als Gefangene im fauligen Mausoleum ihrer Ölgrube gesessen hatte, bekam ich eine Gänsehaut.
    Eine innere Stimme (die Stimme der Vernunft) mahnte: Lass es bleiben. Misch dich nicht ein. Geh nach Hause. Eine andere Stimme übertönte sie: Die Bücherei macht erst am Dienstag wieder auf, schien sie mir zuzuraunen. Jetzt sieht dich dort keiner.
    »Aber an der Tür hängt ein Vorhängeschloss«, wandte ich laut ein. »Es ist abgesperrt.«

    Seit wann lässt du dich von so was abhalten?, entgegnete die andere Stimme.
     
    Die Garage war, wie schon erwähnt, vom Fluss her leicht zu erreichen. Ich überquerte abermals die Trittsteine hinter der Kirche (immer noch kein Polizeiauto weit und breit) und folgte dem alten Treidelpfad, der mich rasch und fast ohne Risiko, dabei gesehen zu werden, bis zur Cow Lane führte.
    Als ich möglichst unverdächtig den schmalen Weg hinaufschlenderte, begegnete ich niemandem.
    Ich rüttelte an der Tür, aber sie war tatsächlich verschlossen. Jemand hatte sogar ein neues Sicherheitsschloss der Marke Yale angebracht; im Fenster stand ein handgemaltes Schild: Zutritt nur in Begleitung der Bibliothekarin - Keine Ausnahmen! Schild und neues Schloss waren wohl aufgrund meiner kürzlichen Eskapaden angebracht worden.
    Dogger hatte mir zwar etliche Lehrstunden in der Kunst des Schlösserknackens erteilt, aber die Feinheiten des Yale-Schlosses verlangten nach Spezialwerkzeug, und ich hatte keines dabei.
    Die Scharniere der Tür waren innen angebracht, weshalb ich nicht an die Stifte herankam. Ohnehin wäre es tollkühn gewesen, so etwas zu versuchen, denn jeder, der auf der Hauptstraße am oberen Ende der Cow Lane vorbeiging, hätte mich dabei erwischen können.
    Ich ging um den Schuppen herum. Im hohen Gras unter einem Fenster lag ein monströses verrostetes Metallgebilde, das den Eindruck machte, als sei es in besseren Tagen der Motor eines Daimlers gewesen. Ich kletterte darauf und spähte durch das von Staub und Dreck blinde Fenster.
    Wie seit Urzeiten lagen die Zeitungen gestapelt in den Regalen; die verheerenden Spuren meines letzten Besuches waren weggeräumt.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, doch mein Fuß
rutschte ab, und ich wäre beinahe kopfüber durch die Scheibe gekracht. Als ich mich am Fensterbrett festhielt, bröselte es unter meinem Griff, eine Kaskade Bröckchen rieselte zu Boden.
    Holzfäule, dachte ich. Aber halt - Holzfäule sieht nicht grau aus. Das ist vergammelter Fensterkitt!
    Ich sprang herunter und war im Nu mit einem Gabelschlüssel aus Gladys’ Werkzeugtasche zurück. Damit konnte ich erstaunlich mühelos große Stücke Kitt zwischen Fensterrahmen und Glasscheibe herauslösen. Es ging fast zu leicht.
    Als ich mich einmal rund um die Scheibe gekratzt hatte, drückte ich den Mund fest gegen das Glas und saugte mich fest, indem ich in der Mundhöhle ein Vakuum erzeugte. Dann zog ich den Kopf langsam zurück.
    Juhu! Als sich die Scheibe aus dem Rahmen löste und mir entgegenkippte, packte ich das Glas an den rauen Rändern und stellte es vorsichtig auf die Erde. Im Handumdrehen hatte ich mich durch die Öffnung gezwängt.
    Obwohl die Glassplitter von der Aktion zu meiner Rettung längst weggekehrt waren, war mir drinnen gar nicht wohl zumute. Ich fackelte aber nicht lange und suchte die Ausgaben des Hinley-Kurier von Ende 1945 heraus.
    Zwar stand auf Robins Grabstein kein genauer Geburts- und Todestag, aber Sallys Geschichte deutete darauf hin, dass sein Tod in die Erntezeit gefallen war. Der Hinley-Kurier erschien - damals wie heute - wöchentlich, und zwar immer freitags. Von daher konnten zwischen Ende Juni und dem Jahresende nur ein paar Dutzend Ausgaben herausgekommen sein. Allerdings würde ich den Artikel eher in den früheren Ausgaben finden. Ich behielt recht: Freitag, der 7. September 1945.
    Heute fand im Almosensaal in Bishop’s Lacey eine richterliche Anhörung hinsichtlich des Todes von Robin Ingleby (5) statt. Die Leiche des Jungen war am Montag im Gibbet
Wood, unweit des Dorfes, entdeckt worden. Inspektor Josiah Gully von der Polizeiwache in Hinley verweigert derzeit zwar jeden Kommentar, fordert die Öffentlichkeit jedoch nachdrücklich auf, sich mit sachdienlichen Hinweisen sofort unter der Nummer 5272 bei der Polizei in Hinley zu melden.
    Direkt darunter stand folgende Meldung:
    Verehrte

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