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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Kundschaft: Das Postamt und die Konditorei in der Hauptstraße von Bishop’s Lacey sind am heutigen Freitag (7. 9. 1945) ab 12 Uhr geschlossen. Öffnungszeiten am Samstagmorgen wie üblich. Wir danken für Ihr Verständnis. Letitia Cool (Inhaberin).
    Miss Cool war sowohl Postamtsvorsteherin als auch Lieferantin für Naschwerk aller Art, und es gab nur einen einzigen denkbaren Grund, weshalb sie ihren Laden an jenem Freitag hatte schließen wollen.
    Ich blätterte neugierig zur nächsten Woche weiter, zur Ausgabe vom 14. September.
    Die gerichtliche Anhörung, die am vergangenen Freitag um 15.15 Uhr zur Aufklärung des Todes des fünfjährigen Robin Ingleby von der Culverhouse Farm, unweit von Bishop’s Lacey, einberufen wurde, konnte nach vierzig Minuten der Beratung für beendet erklärt werden. Der Untersuchungsrichter gab das Urteil der Geschworenen - Unglücksfall mit tödlichem Ausgang - bekannt und drückte den leidtragenden Eltern sein Mitgefühl aus.
    Das war alles. Es war offensichtlich, dass man Robins Eltern die Qual hatte ersparen wollen, die grausigen Einzelheiten noch einmal gedruckt zu sehen.

    Ein kurzer Blick in die übrigen Ausgaben erbrachte nicht mehr als einen knappen Hinweis auf die Beerdigung, bei der Gordon Ingleby, Bartram Tennyson (Robins aus London angereister Großvater), Dieter Schrantz und Clarence Mundy, der Taxiunternehmer, als Sargträger fungiert hatten. Rupert wurde nirgends erwähnt.
    Ich legte die Zeitungen in ihr Fach zurück und zwängte mich wieder aus der Fensteröffnung nach draußen, wobei ich mir lediglich eine kleine Schürfwunde am Knie zuzog.
    Verflixt und zugenäht! Jetzt fing es auch noch an zu regnen. Eine dunkelbauchige Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben, und mit einem Mal wurde es empfindlich frisch.
    Ich lief über das unkrautbewachsene Grundstück zum Fluss hinunter, wo schon dicke Regentropfen die Wasseroberfläche mit kreisrunden kleinen Kratern übersäten. Ich kletterte die Böschung hinab und grub mit bloßen Händen einen ordentlichen Klumpen Uferlehm aus.
    Anschließend ging es wieder zur Garage, wo ich den Lehmbatzen auf die Fensterbank klatschte. Vorsichtig, damit mein Kleid nicht schmutzig wurde, rollte ich jeweils eine Handvoll der Pampe zwischen den Handflächen, bis ich eine ganze Familie langer, schnurdicker Schlangen geformt hatte. Dann kletterte ich wieder auf den verrosteten Motor, hob die Scheibe an und bugsierte sie an Ort und Stelle zurück. Mit dem Zeigefinger als Spachtel drückte ich die Schlangen ringsum fest, bis das Ganze einigermaßen dicht und tragfähig aussah.
    Keine Ahnung, wie lange es halten würde; wenn es der Regen nicht gleich wieder wegspülte, womöglich noch eine kleine Ewigkeit. Was gar nicht nötig war, denn ich hatte vor, mein Provisorium bei der nächstbesten Gelegenheit durch richtigen Fensterkitt zu ersetzen und einen richtigen Spachtel mitzubringen. Beides hatte Dogger reichlich auf Buckshaw, wo er in regelmäßigen Abständen die losen Scheiben des Gewächshauses befestigte.

    »Der Verrückte mit dem Kittmesser hat wieder zugeschlagen!«, würden die Dorfbewohner einander zuraunen.
    Nach einem kurzen Aufenthalt am Fluss, wo ich mir den getrockneten Lehm von den Händen wusch, war ich zwar völlig durchnässt, aber sonst durchaus präsentabel.
    Ich hob Gladys auf und schlenderte sorglos die Cow Lane hinauf bis zur Hauptstraße, als könnte ich kein Wässerchen trüben.
     
    Die Konditorei von Miss Cool, in der auch das Postamt des Dorfes untergebracht war, war ein schmales, georgianisches Gebäude, das zwischen einer Teestube und einem Bestattungsunternehmen (rechts) und dem Fischgeschäft (links) eingezwängt war. In dem von Fliegendreck besprenkelten Schaufenster lagen vergilbte Pralinenschachteln, auf deren Deckeln dicke Damen in gestreiften Strümpfen und mit Federn an den Hüten unverschämt grinsten, während sie im Damensitz auf sperrigen, dreirädrigen Fahrrädern saßen.
    Hier hatte Ned die Pralinen gekauft, die er auf unsere Türschwelle gelegt hatte. Ich war ganz sicher, denn auf der linken Seite der Auslage war ein dunkler, rechtwinkliger Fleck zu sehen - wahrscheinlich hatte die Schachtel dort schon seit den Zeiten gestanden, in denen Pferdekutschen hier auf der Hauptstraße vorbeigerattert waren.
    Ich überlegte flüchtig, ob Feely wohl schon eine meiner präparierten Köstlichkeiten probiert haben mochte, verscheuchte den Gedanken jedoch wieder. Derlei Freuden mussten warten.
    Als die Glocke

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