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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Ophelia und ich haben uns deswegen gestritten. Meine Schwester behauptet, damals ging das Gerücht, Robin sei ermordet worden. Ich habe ihr widersprochen. Es war doch ein Unfall, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mit dir über diese Angelegenheit überhaupt sprechen darf, meine Liebe, aber es ist ja schon so lange her … Da schadet es wohl nichts, wenn ich dir anvertraue - aber das bleibt bitte unter uns! -, dass die Polizei auch diese andere Möglichkeit in Betracht gezogen hat. Aber da war nichts dran. Es gab keinerlei Beweise dafür. Der Kleine ist ganz allein in den Wald gegangen und hat sich dort selbst aufgehängt. Es war ein Unfall. So hieß es auch in unserem Urteil - ein Unglückfall mit tödlichem Ausgang.«
    »Aber woher wussten Sie, dass Robin allein war? Das rauszufinden war doch bestimmt ganz schön knifflig.«
    »Woher? Na, aufgrund seiner Spuren, meine Liebe! Seiner Schuhabdrücke! Rund um den alten Galgen gab es keine anderen Spuren. Robin ist allein in den Wald gegangen.«
    Mein Blick wanderte zum Schaufenster. Der Wolkenbruch ließ allmählich nach.
    »Hat es damals auch geregnet?«, fragte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Bevor man ihn gefunden hat?«

    »Allerdings. Wie aus Kübeln.«
    Ich ließ mir nichts anmerken. »Ach, übrigens«, wechselte ich das Thema. »Ist eigentlich ein Herr Mutt Wilmott hier gewesen, um seine Post abzuholen? Sie wurde ihm wahrscheinlich postlagernd nachgeschickt.«
    Ich spürte sofort, dass ich den Bogen überspannt hatte.
    »Tut mir leid, meine Liebe«, sagte Miss Cool mit leichtem Naserümpfen. »Es ist mir nicht gestattet, derlei Informationen weiterzugeben.«
    Ich setzte meine schönste zerknirschte Miene auf. »Mr Wilmott ist Produzent bei der BBC. Sogar ein ziemlich berühmter. Er ist, also, er war verantwortlich für die Fernsehsendung des armen Mr Porson. Das magische Königreich heißt die Sendung. Ich wollte ihn um ein Autogramm bitten.«
    »Wenn er noch vorbeikommt, sage ich ihm, dass du dich nach ihm erkundigt hast«, sagte Miss Cool schon wieder freundlicher. »Ich glaube nicht, dass ich schon das Vergnügen hatte, den Herrn kennenzulernen.«
    »Vielen Dank, Miss Cool«, plapperte ich. »Ich würde meiner Sammlung schrecklich gern ein paar berühmte Fernsehleute hinzufügen.«
    Manchmal konnte ich mich selbst nicht ausstehen. Aber das hielt nie lange vor.
    »Tja, sieht so aus, als hätte der Regen aufgehört«, sagte ich. »Ich muss wirklich los. Meine Sachen sind bestimmt schon so weit getrocknet, dass ich nach Hause fahren kann. Vater soll sich nicht unnötig Sorgen machen. Er hat in letzter Zeit sowieso schon den Kopf sehr voll.«
    Mir war sehr wohl bewusst, dass ganz Bishop’s Lacey von Vaters finanziellem Engpass wusste. Verspätet gezahlte Rechnungen blieben in einem Dorf ungefähr so unbemerkt wie nächtliche Leuchtraketen. Da konnte ich doch nebenbei ein paar Punkte für mein einfühlsames Wesen einheimsen.
    »Du bist wirklich ein rücksichtsvolles Kind, Flavia«, sagte
Miss Cool prompt. »Nimm dir doch noch eine Kräuterstange.«
    Kurz darauf stand ich angezogen wieder an der Tür. Soeben kam die Sonne heraus, ein tadelloser Regenbogen spannte sich über den Himmel.
    »War nett, mit Ihnen zu plaudern, Miss Cool, und vielen Dank für die Kräuterstangen. Nächstes Mal geb ich welche aus - ich bestehe drauf.«
    »Fahr schön langsam, Liebes«, mahnte Miss Cool. »Pass auf die Pfützen auf. Und behalte es für dich - ich meine das mit den Briefmarken. Eigentlich dürfen wir Fehldrucke gar nicht in Umlauf bringen.«
    Ich zwinkerte ihr verschwörerisch zu und wackelte zum Abschied mit den Fingern.
    Meine Frage, ob Robin auch so gern Kräuterstangen gegessen hatte, hatte sie mir nicht beantwortet, aber das war ja letztendlich auch nicht so wichtig.

21
    I ch schüttelte Gladys kräftig, sodass die Regentropfen von ihrem Rahmen aufflogen wie bei einem zotteligen Hund von dessen Fell. Gerade als ich nach Hause abschieben wollte, fiel mir etwas im Schaufenster des Bestattungsunternehmers ins Auge. Es war eigentlich kaum mehr als eine winzige Bewegung.
    Auch wenn es sich schon seit der Zeit Georgs III. an derselben Stelle befand, stand das Geschäft von Sowbell & Sons so dezent und unaufdringlich an der Hauptstraße, als wartete es auf den Omnibus. Es kam jedoch nur selten vor, dass man jemanden hinein- oder hinausgehen sah.
    Ich schlenderte unauffällig näher und tat so, als interessierte ich mich für die im Fenster ausgestellten

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