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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Brötchen Fehlanzeige. Zu trinken: Hagebuttentee, Muckefuck und Apfelsaft mit einem Prozent Originalfruchtanteil.
    Die fünf Freunde vertilgen parallel extradicke Soleier, gegrillte Würstchen, knackige Mohnbrötchen, Toast mit selbsteingekochter Erdbeer- und Kirschmarmelade, Camembert, Tilsiter, Krabbensalat. Handgeschnittener, exotischer Obstsalat, Birchermüesli. Kräuteromelette mit sonnenreifen Erntetomaten und Schnittlauchröllchen aus dem eigenen Garten, frischgepresste Vollfruchtsäfte, Kakao, echter Bohnenkaffee. Es wartet ein neuer Tag voller Abenteuer und ungeheurem Kalorienbedarf auf sie. Auf mich auch, aber es gibt trotzdem nur Graubrot.
    «Vater, segne das, was du uns bescheret hast, amen.»
    Alle: «Amen.»
    Detlef ist schon wieder schwer am Nachsalzen. Mich wundert, dass ich der Einzige bin, dem das auffällt, Andreas sitzt doch direkt neben ihm. Jeder andere hätte schon längst eine Salzblase bekommen, denke ich, ohne zu wissen, was eine Salzblase ist. Meine Mutter behauptet, Salz sei pures Gift. Natriumchlorid. Das hat mich sofort überzeugt. Etwas, was Natriumchlorid heißt, muss giftig sein, das ist ja schon im Namen mit drin. Irgendein böser Geist hat Natriumchlorid in Salz umbenannt und führt seither die Menschheit ins Verderben. Schon Jesus hat gesagt (Psalm 45, Vers 11): «Salzlos essen = ewig leben.» Oder Psalm 992, Vers 81: «Glücklich ist, wer kein Salz isst.» Andere zwingende Beweise für die Giftigkeit von Salz: 1. Wenn Schiffbrüchige Salzwasser trinken, sterben sie wenig später unter grauenhaften Qualen. 2. Warum muss man sich übergeben, wenn man zu viel Salz gegessen hat? Weil Salz Gift ist, das der Körper unbedingt loswerden will!
    All das weiß Detlef nicht.
    Wenn es wenigstens Butter gäbe. Margarine ist das Allerletzte, fast so minderwertig wie Salz. Gelb und krank. Früher gab es keine Margarine, ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, als Kind jemals Margarine gegessen zu haben. Vielleicht frage ich mal den dummen Peter, seit wann es Margarine überhaupt gibt, dann kann der sich mal richtig blamieren.

    Von halb zehn bis zehn ist freie Zeiteinteilung. Ich gehe hinters Haus, Meer gucken. Herr Schrader hat einen Mann in die Schraubzwinge genommen, den ich noch nie gesehen habe, eine stille, bebrillte, leicht zerzauste Erscheinung, ein Grübler, Zauderer, einer, der es nicht leicht hat im Leben. Was hat der nur für eine hässliche Brille auf, so was trägt doch kein Mensch mehr heutzutage! Vielleicht ist die Hässlichkeit der Brille mit den Jahren auf ihn übergegangen oder umgekehrt. Herr Schrader bläst seinem Gegenüber ungeniert den Rauch seiner LUX ins Gesicht und erzählt Geschichten, die keiner hören will:
    «Sag mal, Herr Korleis, warst du schon mal im Volksparkstadion?»
    «Nein, noch nie.»
    «Glück gehabt. Dann geh da man auch nicht hin. Soll ich dir auch sagen, wieso?»
    «Nein. Ja.»
    «Ich war zweimal da, da haben sie mich regelrecht hingelockt, so hingelockt, von wegen alles ist überdacht und warm ist das, mit Sitzheizung und alles. Und weißt du, was passiert ist?»
    «Nee, was denn?»
    «Durchgefroren war ich hinterher und klitschnass.»
    «Ach so. Wirklich.»
    «Und das andere Mal, da hab ich wieder gefroren wie sonst was, und dann haben sie mich mit Glühwein beschmissen. Die ganze Jacke haben sie mir vollgekleckert. Aber bei mir war das noch nicht mal so schlimm, hinter mir, da waren Damen, verstehst du, Damen, und die haben sie richtig nass gemacht. Glühwein, das kriegst du nie wieder raus.»
    «Und wieso haben die das gemacht?»
    «Ach, das ist doch alles zum Kotzen. Weißt du, was meine Kritiker sagen?»
    «Nee, was denn?»
    «Selbst wenn ich auf dem Wasser laufen würde, sagen die: Der kann ja noch nicht mal schwimmen.»
    «Ach ja.»
    Gegen Herrn Schrader ist einfach kein Kraut gewachsen, Korleis hat original keine Chance. Der Einzige, der gegen Herrn Schrader Land sieht, ist der Pastor persönlich. Aber nur der Pastor, auch Diakon Steiß nicht, der wird verarscht wie alle anderen.

Fünf Freunde im Fressrausch
    Für das Programm der Erwachsenen ist Pastor Schmidt zuständig, für das der Jugendlichen Diakon Steiß, zusammen mit dem dummen Peter, sie sind praktisch unsere Vorgesetzten. Ich will auch mal Jugendgruppenleiter werden und Kleinere unterdrücken, haha. Nee, nee, aber Bock hätte ich manchmal schon. Peter schaut fröhlich in die Runde:
    «Hallo, alle zusammen, ich weiß, dass sich viele von euch untereinander noch nicht

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