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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Mummenschanz durch die Badezeit beendet. Bimmel bimmel bimmel. Herr Schrader, wer sonst, bedient eine Glocke, die an der Eingangstür der Nougathöhle hängt.
    Es ist nämlich nicht etwa so, dass man baden kann, wann es einem passt, nein, Badezeit ist zweimal am Tag für jeweils eine halbe Stunde, von halb zwölf bis zwölf und von siebzehn bis siebzehn Uhr dreißig. Wenn es total heiß ist, gibt’s in Ausnahmefällen auch mal ganze Badetage ohne Zeitlimit.
    Das Wetter ist wieder ziemlich durchwachsen, eigentlich ist es zu kalt zum Baden. Zum Glück herrscht kein Badezwang wie damals in der Verschickung Kackzwang. Ungefähr ein Dutzend Jugendlicher geht ins Wasser und kein Erwachsener. Zwanzig Meter im Meer ist ein Floß verankert. Andreas und Peter Behrmann und sogar der krüppelige Detlef hüpfen in die schlotterkalte Ostsee, kraulen hin und springen sofort wieder ins Meer. Per Kopfsprung. Ich hab Angst vor Köppern, seit ich mal ein Fernsehdrama gesehen habe, wo ein Typ in einen ungefähr zwanzig Zentimeter tiefen Bach gesprungen ist und danach vom ersten Nackenwirbel abwärts gelähmt war. Erst wollte er sich umbringen, dann hat er in der Reha neuen Lebensmut gefasst, und nach seiner Entlassung, in der Abschlussszene, haben er und seine Frau versucht, miteinander zu schlafen. Total peinlich. Der arme Mann. Die arme Frau. Schrecklich, furchtbar.
    Es gibt Sachen, gegen die man nichts machen kann, wie Gehirnschlag oder Krebs oder Blitz oder Magendurchbruch. Andere schlimme Sachen, wie eben Querschnittslähmung, kann man sehr wohl verhindern. Oder Tod im Straßenverkehr. Ich habe mir geschworen, dass ich mich niemals von einem Auto überfahren lassen werde. Um die Risiken zu minimieren, werde ich auch niemals einen Führerschein machen, das mit dem Mofa ist eine Ausnahme und hat sich sowieso bald erledigt, weil ich entweder von den Bullen oder meiner Mutter oder Herrn Schrader erwischt werde, oder das Mofa geht kaputt oder wird aus Utes Fahrradkeller geklaut oder was weiß ich.
    Ich hab Freischwimmer, da darf man sowieso nur Fußsprung, Köpper ist erst ab Fahrtenschwimmer erlaubt. Ich schwimme echt nicht gut, kraulen kann ich sowieso nicht, nur Brust und ein bisschen Rücken. Von der Technik bin ich eigentlich Seepferdchen. Die richtig geilen Typen haben DLRG. Und jetzt kommt’s: Ich hab vor einem Jahr im Freibad eine Badehose mit DLRG-Aufnäher gefunden, die hat einer liegengelassen. Muss man sich mal vorstellen, liegengelassen! Die Hose war viel zu groß, aber ich hab sie trotzdem mitgenommen, das Abzeichen abgetrennt und in nächtelanger Frickelarbeit an meine eigene Badehose gefädelt. Heimlich natürlich, meine Mutter durfte davon nichts mitbekommen, ich weiß schon, was sie sagen würde: illegale Erschleichung von Titeln oder so. Kein Humor, kein nix. Bislang ist der Schwindel zum Glück nicht aufgeflogen, die anderen sind so doof, die denken wahrscheinlich, dass ich extra schlecht schwimme, um sie nicht zu demütigen, haha. DLRG haben, aber in Zeitlupe brustschwimmen, mehr Tiefstapelei geht nicht. Wenn’s drauf ankommt (Mensch in Seenot), würde ich natürlich abzischen wie eine Rakete, ich glaub’s mittlerweile fast selber. Na ja, wenn wirklich mal was passieren sollte, fliegt alles auf, und ich kann für den Rest meines Lebens einpacken.
    Da kommt tatsächlich doch noch eine Erwachsene! Maike (Pastor Schmidts Frau) tippelt im marineblauen Badeanzug mit hochgesteckten Haaren auf Zehenspitzen über den schmuddeligen Strand. Im Badeanzug sieht man erst so richtig, was für ein breites Becken sie hat, mit hervorstehenden, dürren Knochen. Brust und Arme sehen auch ziemlich knochig aus. Eine schroffe Erscheinung, die im Gegensatz steht zu ihrem seltsam runden, freundlichen und gütigen Gesicht. Sie nimmt es bestimmt ernst mit der Nächstenliebe. Wenn man die zur Mutter hat, hat man’s gut, nicht wie bei den ganzen anderen bescheuerten Scheißmüttern. Sie schwimmt nur wenige Meter ins Meer, dann wird es ihr offenbar zu ungemütlich, und sie kehrt mit vor Kälte krallenartig aufgespreizten Fingern an den Strand zurück. Schon von weitem kann ich ihre Gänsehaut sehen. Als sie näher kommt, sehe ich ihre dichte Schambehaarung, die aus dem Badeanzug gekrochen kommt. Wucher wucher. Ein paar Haare sind besonders lang und sehen aus wie neugierige, aggressive Fangarme. Ich stelle mir vor, wie sie sich nackt auszieht und die Haare alle möglichen Insekten anlocken. Die Insekten machen es sich auf der Anhöhe

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