Fledermaeuse und andere Leute
muss deine Mami eben ins Gefängnis!«
»Hah!«, da kann Mäxchen ja nur lachen, »muss sie nich’. Ich habe nämlich vier Omas. Meine Omi«, … und er zeigt auf mich …, »die Oma Badenweiler, meine Stiefoma und die Uroma Lisbeth – eine ganze Mannschaft. Da kannste gaanix machen!«
»Du hast Recht«, sagt der Gesetzeshüter und hat nun wirklich große Mühe, ernst zu bleiben, »ich glaube, bei so einer geballten Ladung an Großmüttern erlassen wir lieber deiner Omi das Knöllchen, und ihr fahrt so schnell wie möglich weiter … aber bitte langsam. Und lasst euch nicht ein zweites Mal von der Polizei erwischen.«
»Bestümmt nich’«, sagt Mäxchen und gibt dem netten Beamten freiwillig die Hand.
»Gute Fahrt«, wünscht uns der Polizist. Im Rückspiegel muss ich dann leider sehen, wie er und sein Kollege vor Lachen erst einmal die nachfolgenden Autos einfach durchwinken … dabei haben die mit Sicherheit keine ganze Mannschaft von Großmüttern in der Hinterhand.
Als wir schließlich wieder heimkommen, sagt Mäxchen zu Felix auf dessen Frage, wie es denn war: »Wenn ich achtzehn bin, dann mache ich den Führerschein, und die Omi kann ruhig bei dir zu Hause bleiben.«
Felix grinst: »Das muss ja eine tolle Fahrt gewesen sein!«
»War es auch«, sage ich spitz, »aber das ist noch lange kein Grund, mich einfach aufs Altenteil abzuschieben!«
Falsche Zähne
I ch habe einen Termin bei meiner Zahnärztin. Meine neue Brücke ist fertig und kann endlich eingesetzt werden. Da Mäxchen mal wieder bei uns ist, nehme ich ihn mit. Er ist ja noch so klein, gerade erst vier, aber er darf ruhig schon wissen, wo es bei mir mit den Ersatzteilen losgeht.
Fasziniert steht er auf Zehenspitzen neben dem Marterstuhl und starrt in meinen geöffneten Mund. Er registriert alles, zuckt bei der Spritze etwas zusammen, verliert aber ansonsten kein Sterbenswörtchen über meine neuen Zähne.
Am nächsten Tag fahren Felix und ich mit ihm zum Drachenfels.
Wunderbare Kindheitserinnerungen!
Auf halber Höhe die Drachenhöhle mit dem steinernen Drachen am Ende vor einem kleinen grünen Gewässer, die spannenden Geschichten, die mein Vater uns erzählte, über Jung-Siegfried und wie er den Drachen tötete, dann der kleine Zoo mit den Urtieren, wie Riesenschildkröten, die unzähligen Tinnef- und Wahrsageautomaten, oben die alte Ruine Drachenfels und darunter das Riesencafé mit Kakao und Kuchen. Und dann die bunt geschmückten Eselchen, die uns Kinder hinauf- und hinunterschuckelten. Daneben gab es zwar auch eine Zahnradbahn, aber die benutzten natürlich nur alte Leute.
Als wir Königswinter erreichen, stellen wir fest, dass es die bunt geschmückten Eselchen immer noch gibt. Mäxchen will selbstverständlich nach oben reiten. Doch nun bin ich ein alter »Leut«, wie seine Mutter als Kind Erwachsene zu nennen pflegte, und ich möchte mit der Zahnradbahn nach oben fahren. Übers Hinunterreiten können wir uns dann ja bei Kaffee respektive Kakao und Kuchen in aller Ruhe unterhalten.
»Na gut«, gibt Max nach, und wir gehen zu der kleinen Bahnstation. Die Zahnradbahn wartet bereits auf uns. Doch bevor wir einsteigen können, wirft sich unser Enkel auf den Boden und schaut angestrengt unter die Wagen. Dann erhebt er sich wieder, wischt seine schmutzigen Hände an der guten Sonntagshose ab und sagt enttäuscht zu allen Mitfahrern: »Mann, die hat ja falsche Zähne … wie meine Omi!!«
Jung-Siegfried
E igentlich sind wir ja nicht zum Drachenfels gefahren, damit jeder erfährt, dass Mäxchens Omi falsche Zähne hat. Im Gegenteil, wir finden es an der Zeit, unserem Enkel auch die Nibelungen näher zu bringen.
Auf halber Höhe hält die Zahnradbahn, und wir steigen aus.
Dort gibt es die Nibelungenhalle, voller Geschichte und Bildern, und die Höhle, an deren Ende der sagenhafte Drache, aus Stein gehauen, naturgetreu und recht freundlich an einem kleinen Teich liegt.
In den alten Sagen bin ich nicht so gut bewandert, also versucht Felix, dem Jungen die Geschichte Jung-Siegfrieds Kampf mit dem Drachen kindgerecht zu erzählen.
»Und der hat dann in dem Drachenblut gebadet?« Mäxchen erschauert bis auf die Knochen, »und war dann voll mit Hornhaut?«
»Ja«, bestätigt Felix, »nur fiel ihm leider beim Bad ein Blatt von dem Baum dort auf die Schulter. Und er blieb an dieser Stelle ohne Hornhaut und daher verwundbar, sodass der eifersüchtige Hagen ihn heimtückisch erstechen konnte.«
»Selber schuld«, sagt Max ungerührt und
Weitere Kostenlose Bücher