Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Helm
Vom Netzwerk:
träumt lieber vor sich hin. Seine mündliche Mitarbeit ist trotzdem recht aktiv, allerdings stark mit lebhafter Fantasie durchtränkt, was dazu führt, dass gelegentlich die Wahrheit auf der Strecke bleibt. Schriftlich arbeitet er zügig und sachgerecht, manchmal etwas flüchtig. Er zeigt ein ausgesprochen soziales Verhalten kleineren und schwachen Kindern gegenüber. Er versteht sich aber gut mit seinen Mitschülern, auch wenn er bei der Zusammenarbeit gern die Führungsrolle übernimmt.
    2. Hinweise zu Lernbereichen/Fächern:
    Von Anfang an hatte Max keine Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. An seinem Schriftbild muss er allerdings noch arbeiten. Max hat ein gutes mathematisches Verständnis. Er rechnet selbstständig bereits im Zahlenraum bis hundert, obwohl erst bis zwanzig vorgegeben ist. So sind seine Ergebnisse auch nicht immer richtig, was ihn offensichtlich nicht im Geringsten stört. Er findet pfiffige Lösungen bei Sachaufgaben, auch wenn er den Sinn der Aufgaben nicht immer akzeptiert. Da er mit Geld gut umgehen kann, darf er auch die Klassenkasse verwalten.
    »Siehste«, sagt Max, »ich habs ja gewusst!«
    »Du findest dein Zeugnis uneingeschränkt gut?«, fragt seine Mutter erstaunt.
    Er sieht sie überrascht an. »Du vielleicht nicht? Wieso nicht? Im Lesen und Schreiben habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten. Und dann steht da noch, dass ich mit Geld gut umgehen kann.«
    »Und was ist mit der Wahrheit, die manchmal auf der Strecke bleibt? Sag bloß, du lügst der Lehrerin im Unterricht was vor!«
    »Na ja«, sagt Max nachdenklich, »ich will ja gar nicht lügen. Aber manchmal ist die Wahrheit so bescheuert und langweilig, da muss ich einfach!«
    »Jaja«, bohrt seine Mutter penetrant weiter, »aber meinst du nicht, dass die Wahrheit einfach aufrichtiger ist?«
    Nun reicht es Max aber: »Da denke ich, du freust dich, weil ich auch noch fröhlich bin und nett zu den schwachen Kindern, genauso sozial, wie du mir immer predigst. Aber darüber sagst du nix, du pickst dir nur das Miese raus. Warum eigentlich?«
    Er sieht sie wütend an. Ich habe mich bisher zurückgehalten. Doch nun muss ich meinem Enkel beistehen: »Du hast ja Recht Mäxchen«, unterstütze ich ihn, »du hast ja so Recht!«
    »Mutter«, sagt meine Tochter warnend.
    »Ach, lass nur«, beruhige ich sie, »denk doch nur einmal an das eine oder andere deiner Zeugnisse! Ist doch trotzdem was ganz Ordentliches aus dir geworden, oder nicht?«
    Sie muss lachen. Und bevor Mäxchen anfängt, uns zu löchern, wie denn nun die Zeugnisse seiner Mutter wirklich waren, sage ich: »Schluss, aus, Ende! Jetzt gehenwir zur Feier des Tages erst einmal ein dickes Eis essen, mit allen Schikanen, und dann lade ich euch ins kölsche Hänneschen-Theater ein. Da wolltet ihr doch immer schon mal hin.«
    »Geil«, sagen beide unisono, wenn auch die Mutter nur ergeben, weil sie kein Wort dieses Dialektes versteht, ihr Sohn dafür echt begeistert, weil er noch nicht weiß, was kölsch ist.

Gedanken eines Siebenjährigen
über die Schokoladenfee
    W ie jeder ja nun mittlerweile weiß, hat die Omi von Max in ihrer Küche eine alte Kakaodose stehen, die immer dann mit Süßigkeiten gefüllt wird … von der Schokoladenfee … sobald der Enkel auf Besuch kommt.
    Seit Max in die Schule geht, sind seine Besuche allerdings seltener geworden. Muss ich doch verstehen, Fußball, Radfahren und Blödsinn machen mit den Freunden geht nun einmal vor!
    Als er mich dann endlich mal wieder mit einem ganzen Wochenende im Oberbergischen überrascht, hat die Schokoladenfee leider zum ersten Mal vergessen, die Kakaodose mit Süßigkeiten zu füllen. »Dabei ist das doch bei uns eine echt alte Tradition«, sagt Max gekränkt.
    Ich drücke ihm als Entschädigung ein fertiges Manuskript in die Hand. »Schau mal, ich habe die Geschichte der Schokoladenfee für ein Kinderbuch aufgeschrieben, und eine nette Illustratorin hat dazu sehr hübsche Bilder gemalt.«
    Lustlos blättert er darin herum. Schließlich wird das ja ein Buch für »Babys«, und nicht für siebenjährige Jungs, die bereits alleine lesen können. »Cool«, sagt er lahm, und dann: »Mal ehrlich, Omi, die Schokoladenfee gibt es doch gar nicht im richtigen Leben. Dusteckst doch immer die Süßigkeiten in die Schokodose, oder?«
    Ich denke einen Moment nach, dann bin ich der Überzeugung, dass der Junge nun alt genug ist, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
    »Du hast Recht«, gebe ich lächelnd zu, »aber das mit der

Weitere Kostenlose Bücher